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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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geweint. Sie ist zusammengebrochen, sagte, du hättest dich in letzter Zeit verändert. Wärst ihr gegenüber abweisend. Manchmal jagtest du ihr sogar Angst ein, weil du in letzter Zeit immer wütend zu sein schienst.«
    »Du verdammtes Arschloch. Du bist ein miserabler Freund, ein treuloser Ehemann, ein abwesender Vater und ein lausiger Architekt. Ich sollte gehen und nie mehr zurückkommen.«
    »Oh. Hey, Ray, nicht doch.« Martin schaute sich um, als suche er nach einem Wunder, das sein Problem lösen könnte. »Ich habe es vermasselt, okay? Ich schäme mich. Ich habe sie ausgenutzt, als sie am Boden war, und ich … habe einen Freund betrogen. Das ist unverzeihlich. Ja! Aber das hier ist das Geschäft, Ray! Hier geht es nicht um den erbärmlichen Zustand deiner Ehe. Das hier ist wichtig!«
    Ray stand auf, um zu gehen. Martin, der jetzt zutiefst erschrocken war, griff nach seinem Arm. »Du reagierst völlig übertrieben. Wir haben hier rechtliche Verpflichtungen, Ray! Kunden, denen ich deine Entwürfe verkauft habe!«
    Ray schob das Kinn vor und stieß mit seiner rechten Faust nach vorn. Er weidete sich an dem Krachen, das zu hören war,
als sie auf Martins Kinn traf, obwohl seine Hand dabei mehr schmerzte, als er sich hätte träumen lassen. Konnte gut sein, dass er sich ein paar Knochen gebrochen hatte. Er starrte auf seine Hand und überlegte, ob das sein konnte.
    Martin taumelte rückwärts. »Du hältst dich für einen gro ßen, kreativen Geist, was?«, schrie er und rieb sich mit tränenden Augen das Kinn. »Ich sag dir jetzt mal, wie es wirklich ist, Ray. Ich verkaufe ein Produkt. Du produzierst es. Du bist ein verdammter Techniker. Ich sehe seit Jahren zu, wie du links und rechts bei sämtlichen Genies, die jemals ein Gebäude entworfen haben, Ideen klaust. Du bist ein toller Nachahmer, aber damit hat sich’s auch. In zehn Jahren, das garantiere ich dir, wird niemand atemlos sagen: ›Oh, da steht ein Ray-Jackson-Gebäude. ‹ Sie werden sagen: ›Oh, nach Louis Kahn. Nach I. M. Pei. Nach Frank Gehry oder Michael Graves.‹ Und so weiter.«
    »Zur Hölle mit dir. Verrecke, Martin.«
    »Du bist doch längst tot! Das hat sie mir gesagt, nachdem wir uns geliebt haben. Zwei Mal! Ich habe sie von hinten genommen!«, schrie Martin. Ray stürmte hinaus in die Halle.
    Wo Suzanne, in der Hand einen Stapel Briefe, mit großen Augen schluckte. »Ich bin hier geblieben, um seine Post zu erledigen, Ray«, sagte sie. »Er hat gesagt, ich solle ein bisschen Initiative zeigen oder mich gleich nach einer neuen Stelle umsehen.«
    Martin stand jetzt in der Tür, immer noch heftig schnaufend. »Leigh hat mir gesagt, sie fürchte, du würdest ihr folgen!«, rief er Ray hinterher, als der in sein Büro verschwand. »Ich habe das lachend abgetan. Hab sie paranoid genannt.«

5
    In seinem Büro, die Tür vor der Welt verschlossen, suchte Ray schwer atmend die Museumspläne zusammen. Vielleicht hatte er einen Herzanfall. Seine Hand schwoll bedenklich an.
    Sein ganzes Leben zerbrach um ihn herum in Stücke. Zuerst Leigh und jetzt seine Arbeit, seine Zuflucht. Martins plastische Darstellung seiner sexuellen Freuden ging ihm wieder durch den Sinn, und Ray zitterte und dachte: Leigh war so unglücklich, dass sie Martin verführt hat … ihn … den verdammten Scheißkerl. Zur Hölle mit Martin! Und zur Hölle mit Leigh!
    Er war froh, dass er gelogen hatte, als er gesagt hatte, er müsse wegen eines Termins früh weg. Rasch räumte er seinen Schreibtisch auf und stopfte seine aktuellen Projekte in eine der riesigen flachen Schubladen, die Dutzende solcher Arbeiten enthielten. Immer wieder schossen ihm Martins Worte durch den Kopf. Sie waren im Kino gewesen, wie Teenager!
    Oh, Martin war wirklich gut, er hatte seine Worte so trefflich gewählt, so genau gesetzt, dass die Wunden erst jetzt in seinem Innern zu bluten begannen. »Nachahmer« hatte ihn besonders hart getroffen. Ray dachte nicht so sehr an sich als Architekt, wenn er die Beschimpfung in Gedanken wiederholte, er dachte vielmehr an sich als Mann.
    Er trat an das Fenster, für das er so viel geopfert hatte. Wahrscheinlich hatte jeder unglückliche Erwachsene irgendwann einmal als unglückliches Kind angefangen. Er musste aber auch glückliche Zeiten gehabt haben. Esmé schwor es. Woran er sich stattdessen erinnerte, war, dass er einen Schritt nach vorn getan hatte, nur um schmerzhaft zwei Schritte zurückgerissen zu werden. Er wäre jetzt ein anderer Mensch, er wäre ein

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