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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sollten Denise allmählich für die großen Aufträge einen Bonus zahlen«, fuhr er fort.
    »Vielleicht«, sagte Martin, was überraschend entgegenkommend war, denn er gab nie einen Cent aus, den er nicht ausgeben musste.
    »Okay. Ich bin dann weg.«
    »Das hier dauert nur eine Sekunde.«
    Ray schaute ostentativ auf die Uhr, bevor er sich zähneknirschend
in den hochlehnigen Plüschsessel gegenüber fallen ließ. »Schieß los!«
    »Ich muss dich etwas fragen«, sagte Martin.
    Ray klopfte mit dem Fuß.
    Martin stieß zweimal gegen das Ende einer Schublade und zog sie dann auf. Darin versteckte er, wie er Ray einmal erklärt hatte, Probleme und - manchmal - Lösungen.
    Er holte eine Flasche Wein heraus.
    »Hey, Martin, was zum Teufel … Willst du mich verarschen? Es ist mitten am Tag! Und ich habe dir gesagt …«
    »Der schadet dir garantiert nicht. Mich macht er kreativ«, sagte Martin. »Lass mich nur schnell nachschauen. Es ist Mittag.« Er warf einen Blick zur Tür hinaus. »Suzanne ist weg. Sie schließt immer die vordere Tür ab.« Es war eine Minute nach eins, und somit waren alle pünktlich in die Mittagspause verschwunden. »An diesem schönen warmen Mittag sind nur du und ich hier.« Er entkorkte den Wein und holte zwei Kristallgläser aus der Schublade.
    Ray schüttelte den Kopf. »Nein danke. Du bist ein Idiot, Martin.«
    »Das ist Medizin.«
    »Ich brauche keine Medizin, um kreativ zu sein, Kumpel.«
    »Nun, das ist dein Problem. Ich bin trotzdem überrascht.«
    »Warum?«
    »Leigh trinkt gerne Wein.« Martin schenkte sich großzügig ein und schlug die Beine übereinander. »Gluck, gluck«, sagte er lächelnd und ließ seinen hübschen Kopf mit dem dicken braunen Haar ein wenig nach hinten fallen, sodass Ray seinen Adamsapfel hüpfen sehen konnte, als er schluckte. Es erinnerte ihn an Leigh in der Nacht, in der …
    In diesem Augenblick durchfuhr Ray wie ein Blitz die Erkenntnis, wie sehr er Martin hasste. Der Hass brach förmlich
aus ihm heraus, unleugbar, heiß. Er spürte, wie sein Gesicht rot anlief. Er konnte es nicht verbergen.
    Martin wollte also über Leigh sprechen, und der Alkohol gab ihm den nötigen Mut. Okay, dachte Ray. Er wird mehr hören, als er es zu diesem Thema erwartet.
    »Wir sind verschieden, Leigh und ich«, sagte Ray mit einer Härte im Ton, die Martin nicht entgehen konnte.
    »Meiner Meinung nach... nicht sehr«, bemerkte Martin. »Du bist Yang, aggressiv, männlich und so weiter, und sie ist auch Yang. Yang-Yang. Wie rasselnde Glocken.« Er atmete tief ein.
    Ray spürte, wie sich die Röte in seinem Gesicht ausbreitete, und schwieg.
    »Ist alles okay zwischen euch?«
    »Was für eine verdammte Unverschämtheit, mich das zu fragen.«
    »Habt ihr beide Streit?«, fragte Martin. »Denn das solltest du mir sagen. Wir haben gemeinsame Kunden, und Leigh geht in ihrem Büro nicht ans Telefon … Ihre Sekretärin hat mir gesagt, sie sei den ganzen Tag noch nicht da gewesen. Sie macht sich ziemliche Sorgen.«
    »Armer, vernachlässigter Martin«, zog Ray ihn auf. »Hat Leigh einen wichtigen Termin verpasst?«
    Schweigen. Martin schenkte sich noch ein Glas ein, überlegte. Seine Hand zitterte. »Was?«
    »Eine Verabredung.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast mit ihr geschlafen. Und dafür mussten vermutlich einige Arrangements getroffen werden.«
    Martin atmete geräuschvoll aus. Ray konnte nicht umhin, auf seine sinnlichen Lippen zu starren. Hatte Leigh das anziehend gefunden, diese übertriebene Auswölbung von Martins Oberlippe? Ray rieb sich mit dem Finger über den Mund.

    »Oh, Mist, Ray.«
    »Ich bin dir gefolgt. Das Camelot Motel, Torrance, Pacific Coast Highway. Wie in einem billigen Country-Song. Ich habe gesehen, wie sie hineingegangen ist, sie trug das schwarze Spitzentop, in dem ihre Brüste perfekt zur Geltung kommen.«
    »Zum Teufel. Ray, du bist gekränkt, Mann, aber ich habe nicht gewusst, dass du so hinterhältig bist …«
    »Eine Stunde später hast du das Motel als Erster verlassen, ich hab’s gesehen. Du hast gegen Ende des Tages einen hässlichen Fünf-Uhr-Stoppelbart«, sagte Ray. »Du solltest dich zweimal am Tag rasieren, wie Nixon.«
    »Du würdest mir wahrscheinlich am liebsten eine verpassen, was? Wäre dir nicht zu verübeln.« Martin war schon nahe daran, die Sache gut sein zu lassen; er hatte offensichtlich das Gefühl, er würde keine verpasst kriegen, schließlich war Ray sein Kollege, ein gebildeter, kultivierter Mensch, um Gottes willen.
    Ray

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