Wo die Toten ruhen - Psychothriller
ganzen Kram.
Und er hörte ihr zu.
Während sie ihm ihr Herz ausschüttete, merkte sie an irgendeinem Punkt, dass er seit mindestens drei Blocks nichts mehr gesagt hatte. »Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. So verdirbt man wohl einen schönen Abend.«
»So ist es auch schön«, sagte er, »denn so erfahre ich mehr über dich.« Und dann: »Kann ich irgendetwas tun, um dir zu helfen?«
Gerührt von der Besorgnis in seiner Stimme sagte sie: »Das hast du schon.«
Sie kamen zu ihrem Wagen. »Cooles Auto«, meinte er und fuhr mit einem Finger durch den Staub auf der Motorhaube.
»Ja, cool ist wohl das richtige Wort, in mehr als einer Hinsicht. Die Klimaanlage hatte den Geist aufgegeben, und heute
habe ich sie eingeschaltet, und da ging sie wieder. Ich wette, Boxster wissen nicht, wie man das macht.«
Er drehte sie zu sich um und legte ihr die Hände auf die Hüften. »Hast du das ernst gemeint, dass ich mit zu dir kommen soll? Für einen Tag mitten in der Woche ist es schon ziemlich spät.«
»Ich habe es ernst gemeint, Zak, aber ich habe vollkommen vergessen, dass ich morgen zu einer lächerlich frühen Zeit irgendwo sein muss.«
Die Tatsache, dass es stimmte, konnte seinen Gute-Nacht-Küssen nicht den Stachel nehmen, die verheißungsvoll flüsterten und sie nach mehr lechzen ließen.
12
Am Donnerstag machte sich Kat um einiges früher auf den Weg als sonst, nämlich schon um halb sieben. Sie ließ ihre Träume zurück und überlegte, warum sie so zögerlich gewesen war, Zak überhaupt zu sich einzuladen. Es stimmte, er hätte ihr eine kurzweilige Nacht beschert, doch er war klug und witzig, er sah gut aus und übertraf ihre normalen Bedürfnisse um Längen. Doch nach ihrem Gespräch war sie unerklärlicherweise … verletzlich gewesen, sogar schüchtern bei dem Gedanken.
Sie rief in ihrem Büro an, und unglücklicherweise nahm Gowecki, der Einzige, der zu einer so unchristlichen Stunde im Büro war, das Gespräch an. Sie erklärte ihm, dass sie ein Haus in Pico Rivera noch einmal begutachten müsse, weil sie einige Unterlagen verlegt habe, weswegen sie so früh dort hinfahren würde.
Sie entschuldigte sich mehrmals dafür, dass sie es vermasselt hatte, und fuhr dann stattdessen nach Whittier.
Wie Ray Jackson gesagt hatte, lebten die Hubbels immer noch in der Franklin Street in ihrer weißen Villa mit dem roten Ziegeldach und den Palmen. Das Haus kam Kat noch immer so wunderbar vor wie in ihrer Kindheit. Ihr altes Zuhause auf der anderen Straßenseite sah auch immer noch so aus wie früher, ein klappriges zweistöckiges Haus mit weißer Holzverkleidung.
Der freundliche alte Holzzaun, der früher die Einfahrt begrenzt hatte, war durch eine gemeingefährliche Kette ersetzt worden. Ein Rhodesian Ridgeback schob die Nase an dem Metall vorbei, während er sie nervös, doch schweigend beobachtete. Seit ihrer Mutter hatte das Haus verschiedene Besitzer gehabt, und heute war es wahrscheinlich fünfzigmal mehr wert als das, was ihr Großvater einst dafür bezahlt hatte. Er hatte das Haus besessen, bevor er es an Ma vererbt hatte. Er hatte zwanzigtausend dafür bezahlt. Zu schade, dass Ma es verkauft und den Erlös viel zu schnell in einem Pflegeheim durchgebracht hatte.
Kat stieg die Stufen zu der übergroßen Holztür des Hauses hinauf, in dem Leigh ihre Kindheit verbracht hatte, und betrachtete das schmiedeeiserne Guckloch, durch das Leighs Mutter sich stets zuerst vergewisserte, wer vor der Tür stand. Als Immobiliengutachterin fiel ihr jetzt auf, dass das Haus in den dreißiger Jahren erbaut worden war. Es war zweifellos längst abbezahlt. Sie schätzte, dass es inzwischen rund eineinhalb Millionen wert war oder mehr, wenn sie im Garten hinter dem Haus einen Pool gebaut hatten, doch sie hatte sich keine Vergleichsobjekte in dieser Gegend angeschaut, also konnte sie sich auch täuschen. Und es war natürlich auch davon abhängig, ob sie die Küche und die Badezimmer auf dem neuesten Stand gehalten hatten.
»Na, so was, Kat!« Rebecca Hubbel schien überrascht und erfreut, sie zu sehen.
»Hi, ich war gerade in der Gegend.« Sie wurde ins Haus gezogen und streifte auf der Schwelle rasch die Sandalen von den Füßen. Die Hubbels hatten, versorgt mit Eiern und dampfenden Bechern auf Tabletts, vor dem Nature Channel gesessen. Rebecca Hubbel trug eine ärmellose Bluse und Wandershorts. Ihre Beine waren voller Krampfadern, an die Kat sich nicht erinnern konnte, doch abgesehen davon sah
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