Wo die Toten ruhen - Psychothriller
ein blaues Hemd von Armani über einer Bluejeans - so passte er sich im Stil dem Kunden an.
Während er sich anzog und seinen Kaffee trank, ging ihm der Besuch der Polizisten noch einmal durch den Sinn. Er stieg in seine Werkstatt hinunter, um einige Sachen zu holen, ertappte sich dann aber dabei, wie er die Modelle anstarrte. Die beiden Häuser mit den Kassetten, Norwalk und Downey - Esmé und er waren mitten in der Nacht aus diesen Häusern geflohen, davongelaufen wie Grunions in der Dunkelheit. Manchmal, so begriff er jetzt, hatte Esmé Dinge zurückgelassen, weil sie zu schnell aufgebrochen waren.
Er musterte die Modelle. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, sie zu überarbeiten, und jetzt sah er all ihre Makel, all die Makel in seiner Erinnerung. Sie hatten diese Orte im Schutz der Nacht verlassen, und in den beiden Häusern hatte er die Kassetten gefunden. Andere Orte - Ojai, San Diego - schienen
ihm nicht so wichtig zu sein, was gut war, denn sie waren viel weiter weg. Vielleicht war der Grund, warum er keine Modelle von ihnen gebaut hatte, der, dass er bei ihnen nicht dieses Gefühl von Dringlichkeit hatte, weil sie Zeit gehabt hatten, sich von dem Haus und den Nachbarn zu verabschieden.
Sein Blick blieb an dem Modell aus der Bright Street hängen. An den Auszug aus der Bright Street konnte er sich überhaupt nicht erinnern.
Bright Street. In den Wohnvierteln von Whittier. Elf Jahre alt. Er müsste sich eigentlich erinnern können. Warum erinnerte er sich nur nicht? Bright Street, mit dem Obstkeller, den alten Bäumen und dem rissigen Bürgersteig.
Er schlug das Buch von Edith Nesbit auf, überflog die Liste und wurde erneut von einer zerstörerischen, bedrohlichen Macht überwältigt.
Da war sie, die Hausnummer in der Bright Street. Der Schlüsselbund hing noch in dem Schrank, in dem er ihn aufbewahrte. Er schaute auf die Uhr, schon zehn. Auf seinem Anrufbeantworter waren zwei Nachrichten von Denise.
Kat kam gerade rechtzeitig, um Ray Jacksons Porsche aus der Ausfahrt biegen zu sehen. Sie hupte mehrmals, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, doch entweder ignorierte er sie, oder er hatte sie nicht gehört. Nun, beschloss sie, sie würde so dicht wie möglich dranbleiben, ohne auf sein schickes Auto aufzufahren, und ihm, wenn es sein musste, zur Arbeit folgen.
Sie hatte sich von den Verdächtigungen der Hubbels gegen ihn anstecken lassen. Sie war inzwischen ganz krank davon.
Wie vorherzusehen war, nahm Jackson den Topanga Canyon Boulevard zum Pacific Coast Highway. Dann überraschte er sie, denn er fuhr rechts am Wiltshire Boulevard vorbei und nahm eine Auffahrt zur Santa-Monica-Schnellstraße.
Was hatte er vor? Er schien nicht zu merken, dass sie ihm folgte.
Je weiter sie fuhren, desto vertrauter wurde ihr der Weg. Ray nahm denselben Weg, den sie von Whittier genommen hatte, nur in umgekehrter Richtung. Sie fühlte sich lächerlich aus dem Gleichgewicht gebracht, blieb ihm aber weiterhin auf den Fersen.
Vielleicht besuchte er seine Mutter? Aber mitten in der Woche?
Auf dem Weg den Whittier Boulevard mit seinen Autohändlern und Fast-Food-Läden hinunter rief Ray Denise an und bat sie, allen zu sagen, er würde erst später kommen. Sie wollte wissen, wann genau, und als er ihr das nicht sagen konnte, erinnerte sie ihn daran, dass sie sich um zwei Uhr mit Antoniou trafen und er später mit Carl verabredet war, um die Einzelheiten des Museumsvertrages auszuarbeiten.
»Richtig«, sagte Ray und wich einer Zickzack fahrenden Geländelimousine aus. »Was haben Sie zusammengestellt?«
»Ich mache mir Sorgen«, sagte Denise. »Ich bin ehrlich gesagt ziemlich am Ende. Wir müssten eigentlich unsere Präsentation für Antoniou zusammen durchgehen. Die Hälfte meiner Arbeit haben Sie noch nicht gesehen. Was machen Sie bloß, was so wichtig ist?«
»Das sind persönliche Angelegenheiten. Ich vertraue Ihnen.«
Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Ray, die Polizei war eben hier. Sie haben mit Martin, mir und Suzanne gesprochen. Ray?«
»Ich bin noch dran.«
»Sie haben nach Leigh gefragt.«
»Was haben Sie ihnen erzählt?«
»Nichts. Aber Suzanne ist gerade ziemlich wütend auf Martin. Sie wissen wahrscheinlich, warum. Egal, sie hat die Männer in Ihr Büro begleitet … Ihr Büro, Ray! Sie sollten ihr kündigen! Und als sie rauskam, hatte sie ein Lächeln im Gesicht, das so breit war, wie Rache nur sein kann. Ich bin mir sicher, sie hat ihnen von dem Streit zwischen Ihnen und Martin
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