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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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habe fast in der Lotterie gewonnen. Ich wurde fast von einem Hai gefressen, als ich betrunken um Mitternacht am Huntington Beach schwimmen war. Ich hätte meine Schwester fast geschlagen, weil sie etwas wirklich Gemeines zu mir gesagt hat.«
    »Martin kennt mich besser als sonst irgendjemand. Wissen
Sie, was er von mir hält? Er hält mich für einen paralysierten Veteranen. Nicht Kriegsveteran, sondern Veteran einer völlig verkorksten Kindheit. Er sagt immer, ich würde gut spielen, mir nichts anmerken lassen, doch in Wirklichkeit fehle mir ein starkes Selbstwertgefühl. Und damit hat er Recht. Ich fühle mich die meiste Zeit wie Seetang, der sich mit der Strömung bewegt, ohne die geringste Ahnung, wohin es ihn treibt.
    Bis vor kurzem konnte ich es wohl ziemlich gut verbergen. Die Leute beneideten mich. Können Sie sich das vorstellen? Sie dachten, ich hätte ein tolles Leben. Dabei habe ich nur noch Alpträume und eine ausgefuchste Immobiliengutachterin, die mir nicht traut.«
    »Ich denke, Sie sind der Lage durchaus gewachsen«, sagte Kat. »Hören Sie zu, Ray, ich erzähle Ihnen jetzt, warum ich davon ausging, dass wir etwas finden würden. Als ausgefuchste Immobiliengutachterin schnüffle ich ständig in den Häusern anderer Leute herum. Vollkommen fremder Leute. Wenn ich ein Haus betrete, erwarten die Leute mich, weil ich mit ihnen verabredet bin.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Es spielt eine Rolle, dass sie wissen, dass ich komme. Das, was sie mich sehen lassen, hat eine Bedeutung. Und ich sage Ihnen, die lassen Dinge offen herumliegen - da würde Ihnen Hören und Sehen vergehen. Das ist das Geheimnis. Sie stellen sich bloß durch das, was sie liegen lassen, damit ich es sehen kann.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Unterwäsche. Frauenkleider im Schrank des Mannes. Waffen, Messer, Golfschläger. Scheckbücher, Bankauszüge, die ihren Kontostand zeigen. Sehr viel Sexspielzeug«, antwortete sie. Einiges ähnelte dem männlichen Glied, anderes erinnerte eher an Außerirdische. »Lederriemen, Kleidung, der an den entscheidenden
Stellen Teile fehlen, falls Sie wissen, was ich meine.« Sie schob die Erinnerung an ihre eigenen Experimente in dieser Richtung beiseite, was ihr gut gelang. Irgendwie waren ihre eigenen kleinen Laster immer annehmbar, die von anderen jedoch eher beängstigend. »Ich weiß mehr über die Menschen in Los Angeles, als ich je zu erfahren hoffte.«
    »Glauben Sie also, dass Leigh das, was sie hierließ, mit Absicht zurückließ?«, fragte Ray leise.
    »Ja.«
    Er schwieg einen Augenblick, saß in seiner gebügelten langen Hose und dem Seidenhemd da und schlug immer wieder nervös die Beine übereinander.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Sicher.«
    »Was sehen Sie, wenn Sie in mein Haus kommen?«
    »Es ist ein schönes Haus«, räumte sie ein.
    »Ich denke … meine Vorstellung von dem, was ein Zuhause ist, wandelt sich gerade. Ich entwerfe im Augenblick ein Wohnhaus für jemanden, und ich möchte es richtig machen. Ich möchte, dass es stark ist, aber weich. Hell, aber warm. Dieses Haus ist mir inzwischen gleichgültig. Es ist … nicht richtig.«
    Dann holte er einen Briefumschlag hervor, öffnete ihn, zog einen Kontoauszug heraus und zeigte auf eine Abbuchung: »Sehen Sie das? Während Sie mit Ihrer Schwester telefonierten, habe ich die Post noch einmal genauer durchgesehen.«
    Er hielt ihr den Auszug hin. Sie las ihn.
    »Es gibt eine Abhebung vom Geldautomaten der US-Bank in Idyllwild. Sie muss eindeutig gelebt haben, als sie mit dieser Kreditkarte fünfhundert Dollar abhob«, sagte er. »Sehen Sie sich das Datum an. Das war der Morgen nach der Nacht, in der sie verschwand.«

    Jemand hatte in Idyllwild, einem Ort in den hoch gelegenen Wäldern nicht weit weg von Palm Springs, Leighs Geldautomatenkarte benutzt. Kat saß sehr still und versuchte, ihre Aufregung im Zaum zu halten. »Dann … lebt sie.«
     
    Kat wollte auf der Stelle Detective Rappaport anrufen. Ray winkte ab. Er sagte nur immer wieder, es beweise, dass Leigh nichts passiert sei.
    »Was ist, wenn jemand sie gezwungen hat, das Geld abzuheben? Bekommen die Banken nicht Videoaufzeichnungen von Geldautomaten?«
    Ray wedelte beunruhigt mit dem Kontoauszug, der Gedanke gefiel ihm offensichtlich nicht. »Niemand hat Leigh gewaltsam entführt. Sie ist aus freien Stücken weggelaufen. Sie hat das Geld abgehoben und ist weitergefahren. Bitte, wir sollten die Dinge nicht verkomplizieren. Die Polizei sollten wir erst dann

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