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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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brauchbaren Kleinigkeiten für den Haushalt zu schauen, oder in einen Park in der Nähe -, um aus dem Geschäft
rauszukommen, in dem es kein Tageslicht gab und wo sehr viel über Privates getratscht wurde.
    »Ich bin Witwe«, sagte sie.
    »Oh. Tut mir leid.«
    »Ist schon lange her«, sagte Esmé und zog die Schuhe mit den dicken Sohlen aus, die sie während der Arbeit trug, um ihre Füße zu schonen. Alles Wichtige in ihrem Leben hatte vor langer Zeit stattgefunden, doch Ray war jetzt auf einem Vernichtungsfeldzug durch die Vergangenheit. Sie erinnerte sich an den Anruf und wurde wieder von maßlosem Zorn erfüllt. Zorn auf Ray wegen seiner verdammten Hartnäckigkeit und Zorn auf Leigh, die ihm das alles eingeredet haben musste, weswegen er jetzt so sinnlos in seiner Vergangenheit wühlte und dabei den Boden unter den Füßen verlor.
    »Komm, Eleanor, lass uns gehen!«
    »Wir sind schon unterwegs.« Eleanor knipste ihre Handtasche zu und schenkte Esmé ein strahlendes Lächeln.
    Sie gesellten sich zu drei weiteren Kolleginnen, die an diesem Tag um sechs Uhr Feierabend hatten. Selbst für die, die Frühschicht hatten, war der Freitag etwas Besonderes. Auch Esmé spürte eine erwartungsvolle Spannung, dass dieses Wochenende all das bringen würde, was sie sich wünschten. Plaudernd und lachend gingen sie in Richtung der Café-Bar, die nur einen Block vom Supermarkt entfernt war.
    Esmé bemühte sich sehr, Gefallen an dem kleinen Ausflug zu finden. Die sengende Hitze des Tages war einer milden Abendwärme gewichen, die Sonne stand inzwischen tief am Himmel. Sie gingen über den noch aufgeheizten Asphalt des Gehweges und spürten ihn durch die dünnen Sohlen ihrer leichten Sandalen.
    Esmé versuchte zu verstehen, was Eleanors Freundinnen sagten, doch an so einem Abend waren sämtliche Autos im
Umkreis von fünfzig Kilometern auf dem Boulevard unterwegs. Blinzelnde Fahrer im Gegenlicht der tief stehenden Sonne. Wütende Gesichter hinter den Windschutzscheiben. Esmé verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ist dir kalt, Honey?«, fragte Eleanor. »Hier.« Sie zog ihre dünne Häkelweste aus. »Nimm die. Ich habe genug Hitze für uns beide.« Sie schob ihren Busen vor, und alle lachten. Die anderen Frauen waren jünger als Eleanor und Esmé und ziemlich gut in Form. Wenn man nicht acht bis zehn Stunden durchhielt, behielt man seinen Job im Granada Market nicht sehr lange.
    Esmé sah an ihrer Bluse und ihrer schwarzen Hose hinunter und dachte: Ich sehe älter aus, als ich bin. Sie schämte sich ein wenig, als würde sie die anderen Frauen blamieren. Sie wünschte, sie hätte ein wenig Make-up aufgelegt oder wenigstens einen Rock angezogen … ihre Beine waren immer noch sehr ansehnlich … Oh, was tat sie nur? Sie hatte vor vielen, vielen Jahren aufgehört, in Cocktailbars zu gehen. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre nach Hause gegangen, doch es war schon so lange her, dass sie sich erlaubt hatte, ein wenig zu leben. Dort würde es eine Bar geben, mit viel Platz, schimmernden Gläsern, gedämpftem Licht. Sie könnte entspannen und einen erfrischenden Drink zu sich nehmen.
    Und könnte einfach lange dort bleiben, so lange sie wollte.
     
    Das grüne Leuchtschild »Jackstraps« hing schon sehr viel länger über dem Eingang, als Esmé im Supermarkt arbeitete. Eine lange Holzbar mit schimmernden schwarzen Marmorintarsien bildete einen großen Halbkreis in der Mitte des Raumes. Über zwei riesige Flachbildschirme flackerten Bilder des Nascar-Rennens. Allmählich wurde es voller. Die Frauen setzten sich ans hintere Ende der Bar, Eleanor wollte lieber stehen bleiben.

    Sämtliche Männer hatten sich zu ihnen umgedreht, als sie hereingekommen waren, und etliche von ihnen starrten sie immer noch neugierig an. Die sexuelle Energie schien förmlich greifbar zu werden, je länger sie dort waren. Esmé fühlte sich zunehmend unwohl.
    »Mist. Zu weit vom Barkeeper entfernt«, meinte Amy, öffnete ihre Handtasche und fischte einen Spiegel heraus. Sie schüttelte ihr Haar auf und steckte den Spiegel zurück in die Tasche. »Ich hab’s eilig. Craig holt mich dann ab.«
    Halogenhängelampen warfen buntes Licht auf die Frauengruppe, und dann kam der Barmann zu ihnen herüber und flirtete mit allen in der Runde, obwohl Esmé sofort sah, dass das Funkeln in seinen Augen allein Eleanor galt.
    »Jack, das ist Esmé«, stellte Eleanor sie vor.
    »Willkommen, Darling.« Jack, in Würde gereift, ebenso wie seine Bar, legte Eleanor

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