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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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von der Kundin. Die nickte. Esmé schob rasch die Kette vor ihre Kasse. Eleanor unterhielt sich unterdessen mit dem Angestellten an der nächsten Kasse über dessen neuen Prius. Eleanor hatte es niemals eilig, was in einem Supermarkt zum Problem werden konnte, den Kunden jedoch gefiel es, wenn sie fragte, wie es ihnen gehe, oder wenn sie bemerkte, dass sie müde waren.
    Der Granada Market hatte in den siebziger Jahren als kleiner, auf Reformhauskost spezialisierter Laden angefangen. Im Laufe der Zeit hatten die Menschen mehr über die Vorteile gesunder Ernährung gelernt, und das Geschäft war um das Dreifache gewachsen. Granada sorgte dafür, dass Safeway und sogar Trader Joe’s in arge Bedrängnis gerieten. Zwölf Vollzeit-Verkäuferinnen waren angestellt, doch da bis Mitternacht geöffnet war, hatten sie in Stoßzeiten lange Schichten. Esmé freute sich immer besonders über die zehn Prozent Mitarbeiterrabatt, die sie auf Lebensmittel bekam.
    »Was machst du heute Abend?«, fragte sie Eleanor, als sie durch die Doppeltüren in den kühlen, dämmrigen hinteren Teil des Ladens gingen.

    »Jackstraps«, sagte Eleanor, »wie immer freitagabends.« Sie zog ihr Haargummi ab und fuhr mit den Fingern einige Male durch ihr blondes Haar, um es zu lösen. Sie hatte das schmale, abgezehrte Gesicht einer Raucherin und Trinkerin, und sie war schon seit Jahrzehnten von ihrem zweiten Ehemann, einem Rodeoreiter, geschieden. Sie nahm einen Lippenstift aus ihrer Tasche und fuhr sich damit ohne Spiegel über die Lippen, dann strich sie mit einem Finger über ihr Werk.
    Sie stempelten ihre Stechkarten. »Ich dachte … ich könnte vielleicht mit dir kommen?«, fragte Esmé.
    Eleanor zog die Augenbrauen hoch und lächelte. »Na, wenn das nicht mal was ganz Neues ist, Esmé! Aber da geht’s ziemlich laut zu.«
    »Genau danach ist mir auch«, sagte Esmé. Seit Rays letztem Anruf hatte sie das Gefühl, explodieren zu müssen. Etwas war zerrissen zwischen ihnen, wie ein Riss im Stoff, der sich über das ganze Kleidungsstück fortsetzt, bis es vollkommen entzwei ist. Wenn sie jetzt nach Hause ging, würde sie ihn anrufen, sich entschuldigen und Dinge sagen, die sie nicht sagen sollte, alles nur, um ihn zu trösten.
    Abgesehen davon ertrug sie den Gedanken nicht, jetzt schon nach Hause zu gehen. Sie konnte mit diesem inneren Aufruhr einfach nicht alleine bleiben. Sie wollte nicht allein sein. Sie musste ausgehen, sofort.
     
    Ihr Chef, Ward Cameron, ein kleiner Mann, der gerne eine Lippe riskierte, schlich sich leise von hinten an sie heran. »Nicht so schnell!«, brüllte er. Sie fuhren zusammen und drehten sich zu ihm um. Er kicherte über ihre Reaktion. »Morgen früh ist Wechselschicht. Sie beide, acht Uhr. Pünktlich.«
    Solange er in der Nähe war, lächelten sie, doch sobald er draußen war, verdrehte Eleanor die Augen.

    »Wir sollten in die Gewerkschaft eintreten.«
    »Der würde sich ja doch an keine Regeln halten.«
    »Dann werde ich kündigen. Ich habe gehört, auf der anderen Straßenseite vom Whitwood Center machen sie einen neuen Safeway auf.«
    »Ellie, du liebst den Laden hier. Du bist umgänglich. Ich bewundere es, wie freundlich du zu den Kunden bist. Die Leute lieben dich.«
    Eleanor lächelte, sie freute sich über das Kompliment. »Und ich liebe das Geld.« Sie gingen in die Kaffeeküche, wo alle Mitarbeiter ein kleines Schließfach für persönliche Sachen hatten. Eleanor zog ihren Arbeitskittel aus und streifte ein grünes Trägertop über. Um den Hals hängte sie sich eine Perlenkette. »Voilà«, sagte sie und lachte.
    Esmé staunte, dass sie sich in diesem Raum so freimütig umzog, doch es war ohnehin niemand hier, um sie dabei zu beobachten.
    »Ward mag mich«, sagte Eleanor. »Ist dir das schon mal aufgefallen? Immer, wenn ihm ein bisschen langweilig ist, lässt er etwas auf den Boden fallen, damit er sehen kann, wie ich mich bücke. Was würde er ohne mich tun?« Sie wartete die Antwort erst gar nicht ab. »Eine andere einstellen. Das ist wohl auch der Grund, warum ich schon zwei Ehemänner hatte. Ich finde, ich bin etwas Besonderes, aber die finden das nicht. Warst du schon mal verheiratet, Esmé? Das wollte ich dich die ganze Zeit schon mal fragen.«
    Esmé arbeitete zwar schon viele Jahre im Granada Market, doch sie hatte immer Distanz zu allen gewahrt. Sie ging nie mit den anderen Verkäuferinnen aus und blieb auch in der Mittagspause allein. Sie ging lieber irgendwo hin - in den Ramschladen, um nach

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