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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schock fuhr sie besonders langsam und konzentriert. Sie hatte es nicht mehr weit bis nach Hause, nur ein paar Häuserblocks noch. Dann würde sie das Abendessen vorbereiten. In einer Stunde würde er zu Hause sein.
    Wie war sie so betrunken geworden? Oh, ja. Sie war sauer auf ihn gewesen. Hatte vor der Bar Halt gemacht und sich gesagt: Zum Teufel mit der ganzen Verantwortung! Zum Teufel mit meinem verkorksten Leben!
    Damals trank sie Manhattans. Obwohl sie bis heute nicht sagen konnte, was darin war. Der Name hatte ihr gefallen. Der Drink hatte eine verlockende Farbe und wurde in einem dreieckigen Glas serviert, was sie originell fand.
    Vier. Fünf. Sie trank so viel und so schnell, dass sie am Tresen einschlief. Als sie wieder wach wurde, bestellte sie noch einen Manhattan, wurde jedoch freundlich aufgefordert zu gehen. Jemand wollte ihr ein Taxi rufen. Sie sagte, sie würde zu Fuß nach Hause gehen, das sei kein Problem.
    Sie nahm dennoch ihren Wagen - das billigste Auto, das Henry und sie damals finden konnten.
    Sie hatten gestritten, und Henry hatte sich wie immer durchgesetzt. Vernünftig, eloquent und klug wie er war, konnte er sie in Grund und Boden reden und sie dabei trotzdem zum Lachen bringen. So war es am Anfang gewesen. Später hatten sie das Lachen immer mehr ausgelassen. Er schaute sie anders an, und dass er sie so anschaute, führte dazu, dass sie sich selbst nicht leiden konnte, und dann baute sie Mist.

    Sie hasste dieses verbeulte Auto fast so sehr, wie sie es hasste, mit einem Mann namens Henry verheiratet zu sein, den sie Hank nannte, weil das männlicher klang. Alle in ihrem Block fuhren dieselben Wagen, da sie sparsam im Verbrauch waren und außerdem nicht teuer in der Anschaffung.
    Damals war Geld ihr egal, und vernünftiges sparsames Haushalten interessierte sie nicht. Sie hatte sich vom Leben Stil und Größe erwartet. Niemals hätte sie damit gerechnet, in einem ganz profanen Haus in einem Vorort zu landen. Was war aus ihr geworden, sie, die nach San Francisco hatte ziehen wollen, sobald sie mit der Schule fertig war?
    Auf ein größeres Auto zu verzichten hieß für sie, einen Teil von sich selbst aufzugeben. Sie schlug mit der Hand aufs Steuer. Doch Henry, der gut aussehende Henry, überredete sie zu allem, sogar zu einer schnellen Hochzeit in Las Vegas, dabei hatte sie immer von einer Heirat in weißem Satin und in einem schicken Hotel am Strand geträumt. Er hatte sie sogar zu einem Kind überredet. Sie hatte nie ein Kind gewollt, aber dann kam Ray. Und bei Gott, sie liebte den kleinen Ray.
    Nun aber schnell nach Hause! Sie war länger in der Bar geblieben, als sie gedacht hatte. Sie merkte, dass sie plötzlich Schlangenlinien fuhr, und bekam Panik. Wo war ihre Straße? Sie blinzelte in die Spätnachmittagssonne und versuchte, die Straßenschilder zu lesen, doch sie sah alles doppelt.
    Sie kroch im Schritttempo, bis jemand hinter ihr ungeduldig hupte. An der nächsten großen Kreuzung stellte sie fest, dass sie ein paar Blocks zu weit gefahren war. Sie wechselte auf die äußerste linke Spur, achtete darauf, der Betonschutzwand nicht zu nahe zu kommen, und gratulierte sich dazu, den Weg gefunden zu haben. Man konnte die Abzweigung leicht verpassen, zumal an einem so heißen Spätnachmittag, wenn man durcheinander war und die Sonne einem durch die Windschutzscheibe
direkt in die Augen schien, wenn man Mühe hatte, geradeaus zu fahren … Es war doch ein Klacks, nach Hause zu kommen.
    Sie wartete auf den grünen Pfeil. Pfeile brauchten so lange. Sie drehte das Radio wieder auf und sang mit, erst ein wenig, dann immer lauter. Warum sollte sie sich auch nicht amüsieren? Es ging ihr gut, sie war nach einem langen Tag bald zu Hause. Dieses eine Mal freute sie sich auf ihren Mann. Er sagte immer, er liebe ihr Lächeln. Auch heute noch mochte er es nicht, wenn sie sich beklagte. Er wollte glücklich sein. Also würde sie ihn heute Abend glücklich machen!
    Eine Hand am Regler des Radios, eine Hand am Steuer, fuhr sie auf die Kreuzung. Die Kehrtwende geriet ihr zu weit, und wieder steuerte sie auf einen Bordstein zu. Sie trat den Fuß durch.
    Aufs Gaspedal.
    Das Letzte, was Esmé hörte, war nicht das laute Krachen, auch nicht das Bersten der Windschutzscheibe. Sie hörte ein Baby wimmern.
     
    Jack stellte drei kleine Schnapsgläser mit je einer farbigen Flüssigkeit vor Esmé hin, eine grüne, eine gelbe und eine rote. »Hier ist dein Ampelgeist.«
    »Sag ihr, was drin ist«, meinte Amy.

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