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Wo die verlorenen Seelen wohnen

Wo die verlorenen Seelen wohnen

Titel: Wo die verlorenen Seelen wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dermot Bolger
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überrascht, dass ich am Küchentisch saß.
    »Ist was nicht in Ordnung?«, fragte sie besorgt. »Du weißt, ich bin immer für dich da, falls du Hilfe brauchst.«
    »Alles okay«, log ich. »Ich hab nur schlecht geschlafen.«
    Dann hastete sie zu ihrer Frühschicht und ich war allein. Ich räumte etwas auf und überlegte dann, ob ich mich mit Shane treffen sollte. Aber was hätte ich ihm sagen sollen? Besser, ich unterhielt mich erst mal mit Geraldine. Auf meine vielen SMS antwortete sie nicht, erst als ich ihr eine schickte, in der ich sie fragte: Was hat es mit dem Wort Concord auf sich? Daraufhin schrieb sie sofort: Komm um 4 zum Idrone Terrace Park.
    Ich saß dort schon eine Stunde vorher auf einer Bank mit Blick aufs Meer, weil ich mich zu Hause allein einfach nicht wohlfühlte. Mir kam es die ganze Zeit so vor, als würde mich irgendjemand beobachten. Als Geraldine endlich kam, musterte sie mich ernst.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich bin total durcheinander«, sagte ich.
    »Was ist geschehen?« Sie setzte sich neben mich auf die Bank.
    »Kennst du das Gefühl, wenn man glaubt, andauernd beobachtet zu werden?«
    Geraldine nickte.
    »An dem Abend, als das Gedicht bei euch in den Briefkasten geworfen wurde, hab ich jemand vor eurem Haus stehen sehen. Aber es war nicht Shane, es war Thomas.«
    Sie schauderte. »Wenn ich an Thomas nur denke, läuft es mir kalt den Rücken hinunter.«
    »Ich hab ihm gestern einen Besuch abgestattet. Er behauptet, dass er sich in deiner Nähe rumtreibt, um auf dich aufzupassen. Er behauptet alle möglichen total verrückten Sachen.«
    »Was noch alles?«
    Geraldine hörte sich schweigend an, was ich daraufhin erzählte. Als ich fertig war, fühlte ich mich wie ein Idiot, dass ich auch nur ein einziges Wort davon ernst genommen hatte.
    »Ich habe immer noch Albträume von dem Haus«, sagte Geraldine nach einer Weile. »Ich wünschte, er würde endlich sterben, damit das Haus abgerissen wird. Er ist total krank im Kopf. Aber das Komische ist, dass alles plötzlich irgendwie einen Sinn ergibt, wenn wahr ist, was er behauptet.«
    »Aber das kann nicht sein«, sagte ich.
    »Nein, natürlich nicht.« Geraldine lachte nervös. »Das wäre ja auch wirklich zu abartig.«
    Wir saßen eine Weile schweigend da. Geraldine nahm meine Hand.
    »Warum hast du in der SMS nach dem Wort Concord gefragt?«, fragte sie. »Wundert mich, dass sich Shane überhaupt daran erinnert.«
    Ich stutzte. »Aber es war nicht Shane. Es war der alte Mann, der mir aufgetragen hat, dich danach zu fragen.«
    Geraldine zog ihre Hand zurück. »Lüg mich nicht an, Joey. Fang jetzt nicht auch noch an, mit mir irgendwelche komischen Spielchen zu spielen.«
    »Warum sollte ich dich anlügen?« Ich zog den Zettel heraus. »Er hat das Wort noch nicht mal laut ausgesprochen, irgendwas mit einem Schwur, sondern es nur aufgeschrieben.«
    Geraldine studierte die Handschrift. »Und es war wirklich der alte Mann?«
    »Ja.«
    Sie blickte auf. Ihre Augen waren weit aufgerissen und in ihnen war eine große Furcht zu lesen. »Das ist dieselbe Handschrift wie bei dem Gedicht.«
    »Und was hat es mit dem Wort auf sich?«
    »Concord ist die Marke der alten Armbanduhr meiner Mutter, mein kostbarster Besitz. Im Sommer vor zwei Jahren haben Shane und ich einen Geheimclub gegründet, nur wir zwei. Wirhaben uns hoch und heilig geschworen, das Codewort niemals vor einer dritten Person laut auszusprechen.«
    »Und wie lautete das Codewort?«
    Geraldine erwiderte darauf nichts, aber ich wusste die Antwort auch so. Sie schaute mich noch einmal mit Furcht in den Augen an, dann stand sie auf und rannte davon.

A CHTUNDDREIßIGSTES K APITEL
    T HOMAS
    D EZEMBER 2006
    I n dem Irrenhaus in New Jersey wirft der gut gekleidete Mann einen fragenden Blick zu dem Arzt, der mit den Schultern zuckt.
    »Einen Mord zu gestehen ist wirklich eine neue Strategie«, sagt der Arzt. »Das kannte ich bisher nicht. Aber Thomas würde wahrscheinlich alles gestehen, nur um es den Winter über warm zu haben. In jedem Krankenhaus, in dem ich bisher gearbeitet habe, ist er jetzt schon aufgetaucht, und im Frühjahr verschwindet seine Geisteskrankheit immer auf wundersame Weise.« Er lächelt Thomas an. »Du brauchst jetzt nicht auch noch irgendwelche Verbrechen erfinden, Thomas. Niemand schickt dich in die Kälte hinaus. Außerdem ist Mister Weinberg auch kein Polizist.«
    Thomas beugt sich vor und mustert den Fremden misstrauisch.
    »Ich bin Rechtsanwalt, Mr McCormack. Meine

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