Wo die Wahrheit ruht
Gegenteil, sie gehört zu den wenigen Leuten in der Stadt, die überhaupt noch mit Denise reden.”
“Hat sie Steven gut gekannt?”
Lucy schien die Frage zu überraschen. “Lorraine? Glaube ich nicht. Warum?”
“Reine Neugier. Wie steht's mit dem Rest der Stadt? Wie haben die Leute reagiert, als sie von Steven Hatfields Tod erfuhren?”
Lucy stemmte ihre Faust in die Hüfte und spielte die Entrüstete. “Matthew Frederick Baxter. Willst du mich etwa aushorchen?”
“Wie willst du dir denn sonst dein Lunch verdienen?”
Sie schlug mit der Speisekarte nach ihm. “Du Ratte.”
“Je mehr ich in Erfahrung bringe, umso schneller kann ich Dad helfen, wieder aus dem Gefängnis zu kommen.”
“Das stimmt.” Sie schaute sich um und senkte ihre Stimme ein wenig. “Die Reaktionen waren gemischt. Ich nehme an, Dad hat dir schon erzählt, dass Steven nicht sonderlich beliebt war.”
Matt nickte. “Ist jemand zu seiner Beerdigung gegangen?”
Ein Kellner stellte zwei große Gläser mit Wasser auf ihren Tisch und verschwand. “Ein paar Mitglieder des Planungsausschusses waren da”, antwortete Lucy. “Ein Professor vom College, ein paar Studenten. Der Rest von uns hat nur den Trauergottesdienst besucht, den Pastor Donnelly gehalten hat. Eine Reihe von Leuten ist erschienen – andere Geschäftsleute, Lieferanten, Vertreter der Stadt.”
“Und Denise?”
“Sie ist nicht hingegangen.” Lucy wirkte plötzlich nervös und flüchtete sich ins Studium der Speisekarte. Doch Lucy konnte Matt, der in seinem Job über die Jahre ein versierter Kenner der menschlichen Körpersprache geworden war, nichts vormachen. Sie verschwieg ihm etwas.
Er trank einen Schluck Wasser. “Was glaubst du, warum nicht?”
“Ich weiß nicht.” Sie blickte weiter angestrengt in die Speisekarte.
“Das ist doch komisch, oder? Wenn man bedenkt, dass sie etwas mit Steven hatte.”
“Die Leute hier in der Stadt haben sie in den letzten Wochen alles andere als freundlich behandelt. Sie hielt es daher für das Beste, nicht hinzugehen.”
Eine Kellnerin blieb an ihrem Tisch stehen und begrüßte Lucy mit Namen. Obwohl Matt sie nie zuvor gesehen hatte, schien sie ihn ziemlich gut zu kennen. “Sie sind doch bestimmt Matt, nicht wahr? Ich hätte Sie überall erkannt.” Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. “Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie aussehen wie George Clooney?”
“Wie wer?”
“George Clooney. Der Schauspieler.”
Matt faltete seine Serviette auseinander. “Nie von ihm gehört.”
“Das soll ein Witz sein, nicht wahr?”
Lucy schmunzelte. “Ich muss dich um Nachsicht mit meinem Bruder bitten, Renée. Er ist überhaupt nicht auf dem Laufenden. Aber sie hat recht”, sagte sie zu Matt gewandt. “Du siehst tatsächlich wie George Clooney aus. Besonders wenn du lächelst.”
Matt setzte dem Gespräch ein Ende, indem er Renée seine Speisekarte in die Hand drückte. “Wir nehmen zwei Bacon-Sandwiches mit Salat und Tomate auf Weizentoast und zwei Cola. Einverstanden, Luce?”
“Okay.” Sobald die Kellnerin verschwunden war, wurde Lucys Blick wieder ernst. “Wie willst du Dad denn helfen?”
“Indem ich mit Leuten rede, nachbohre und Ähnliches.”
“Was hoffst du, dabei herausfinden zu können?”
“Ich möchte wissen, ob Steven an dem Abend, als er ermordet wurde, jemanden erwartet hat, und ob die- oder derjenige gekommen ist. Leider ist zu dieser Jahreszeit in den Geschäften im Zentrum ab vier Uhr nachmittags kaum noch etwas los, das erschwert die Sache. Ich habe bereits mit einigen Leuten geredet. Alle schließen ihre Läden um Punkt sechs, wenn nicht sogar früher. Das bedeutet, dass niemand auch nur irgendwas gesehen oder gehört hat.”
“Hast du schon mit Elizabeth Runyon gesprochen? Sie ist vor Wut fast geplatzt, als Steven ihr die versprochene Einzelausstellung verwehrte.”
“Ich habe mit ihr geredet. Sie hat den Mord nicht begangen.”
“Was macht dich so sicher?”
“Sie hat ein wasserdichtes Alibi. An dem Abend ist sie zusammen mit ihrer Tante zum Essen ausgegangen. Mindestens fünfzig Leute in dem Restaurant und dazu noch die Kellner können das bestätigen.”
“Menschen stehlen sich doch ständig aus öffentlichen Lokalen fort, ohne dass es jemand mitbekommt.”
“Woher willst denn du das wissen?”
“Ich gucke
Desperate Housewives.”
Er schaute sie verständnislos an.
“Oh, mein Gott. Hinter welchem Berg hast du denn eigentlich gelebt?
Desperate
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