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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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allem eines Selbstmordes, war zu grausam, um ihn lange zu ertragen. Sie versuchten ihn abzuschütteln, indem sie ihre Gläser erhoben und auf Tom anstießen.
    Draußen vor dem Pub saß Harry auf einem grob behauenen Baumstamm und lauschte den lauter werdenden Stimmen.
    Als Dirtys Frau ihm die leere Teetasse abnehmen wollte, klammerte er sich mit beiden Händen daran fest. Sie verschränkte die Arme unter der Brust, kniff die Lippen zusammen und sah auf ihn herab. »Trinkst du heute gar nichts, Harry?«
    Sie schnaubte kurz durch die Nase. »Ich bringe dir noch eine Tasse Tee.«
    Seine Blicke folgten ihr dankbar.
    Drinnen in der Bar ließ Rebecca sich von Rum und Cola wärmen. Sie saß auf Toms Stammplatz und spürte, wie seine Trauer sie durchlief.
    Sie konnte ihn in ihrer Seele spüren und erkannte unvermittelt, dass er ein Teil von ihr war und dass er das immer bleiben würde. Als Dirty das nächste volle Glas vor ihr abstellte, lächelte sie ihn dankbar an und blickte zum anderen Ende der Bar, wo Charlie und Mick nebeneinander lehnten, die Ellbogen auf die Bar gestützt, und sich unterhielten.
Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Es war Peter.
    »Wir gehen nach oben in unser Zimmer. Deine Mutter muss sich hinlegen.«
    »Danke«, sagte sie zu ihm. Sie rutschte von ihrem Hocker und umarmte ihre Mutter. Als sie Frankies Arme auf ihrem Rücken spürte, wurde ihr wieder die Kehle eng, und die Tränen begannen zu fließen.
    »War es unsere Schuld?«, fragte Bec in Frankies weiches, süß duftendes Haar.
    »Ich weiß es nicht.« Frankie begann wieder zu weinen. Schluchzend ließ sie sich von Peter aus dem Raum führen, zwischen den Trauergästen hindurch, die rücksichtsvoll den Weg frei machten und mitleidig verfolgten, wie die Mutter des toten Jungen den Raum verließ.
    Bec drängte sich durch die anderen Gäste und trat auf die Veranda. Draußen in der kühlen Luft stellte sie erschrocken fest, dass es schon dämmerte und die Sonne nur noch die Gipfel der Berge über dem Fluss bestrahlte. Der Wind war abgeflaut, die Welt war still geworden. Kakadus hingen laut zeternd an den Stromleitungen. Sie schlang den Arm um den glatten, abgewetzten Verandapfosten und ließ den Kopf gegen das Holz sinken.
    »Hallo, Bec.« Sowie sie die Stimme hörte, wusste sie, dass es er war.
    Sie drehte sich um und sah ihren Vater reglos im dunklen Schatten der Veranda kauern. Er saß gebeugt, sein Haar war nur noch ein grauer Schopf. Die Haut schien lose an ihm herabzuhängen. Eingefallene Wangen, tiefe Tränensäcke unter den Augen. Die Augen selbst waren rot geweint wie bei einem alten Hund. Die Kleider wirkten viel zu groß für seinen Körper. Rebecca erkannte ihren Vater kaum wieder. Unter den Trauernden am Grab hatte sie ihn nicht gesehen. Eigentlich sah er aus wie ein Penner, der seine Tage auf einer
Bank vor dem Pub verdämmerte. Er gab sich alle Mühe, ihr in die Augen zu sehen.
    Müde stand er auf, kam auf sie zu und schlang die Arme um sie. So standen sie schweigend da. Rebecca war vor Hass wie versteinert. Eisig harrte sie in seinen Armen aus. Dann begann Harry zu beben. Sein Körper schrumpfte zusammen. Er trat zurück und wischte sich mit Daumen und Zeigefinder über die roten Augen.
    »Ich gebe mir ganz allein die Schuld«, sagte er und schlurfte davon in die blaue Dämmerung bis zum fernen Ende der Reihe von geparkten Autos.
    »Und zwar zu Recht«, murmelte Rebecca ungerührt, während sie beobachtete, wie die Scheinwerfer seines Autos über die Eukalyptusbäume strichen. Ihre Augen folgten den Lichtern, bis sie hinter der Kurve verschwanden.
    Als Charlie Rebecca entdeckte, saß sie im Dunkeln an der Flussbiegung in der Nähe des Pubs. Sie hatte ihre Knie umschlungen, wiegte sich hin und her und weinte laut.
    Mit seinem Hemdsärmel wischte er die Tränen und den Speichel von ihrem Gesicht und hielt sie in den Armen.
    »Psst. Pssst. Pssst«, sagte er.

Kapitel 31
    Im Motelzimmer reichte Charlie Rebecca eine Schale mit Weetabix, die sie ihm abnahm, ohne auch nur aufzusehen. Der Wolke auf der Wetterkarte im Fernsehen nach zu urteilen, versank die ganze Ostküste im Regen. Sie löste ihre verschränkten Beine, stand vom Bett auf und trug die Schüssel zum Fenster. Dort blieb sie stehen und sah zu, wie der Regen in schweren Schleiern vom Himmel fiel. Das Wasser plätscherte geräuschvoll durch das Regenrohr draußen, und die am Motel vorbeifahrenden Autos sprühten zischende Fontänen in die Luft.
    Charlie trat neben

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