Wo die Wasser sich finden australien2
Problem!«, sagte der Barkeeper und sah dabei von seinem Kühlschrank auf.
Die Studenten zogen die muffig riechenden, regennassen Talare von ihren Schultern und stapelten sie in Gabs’ Armen. Einige balancierten aufgestapelte Barette auf ihren Köpfen
und spazierten damit die knarrende Treppe auf und ab, als wären sie in einer Benimmschule. Helen sammelte alle Urkunden, Diplome und Abschlusszeugnisse ein und legte sie zum Schutz ordentlich aufgestapelt in das Hinterzimmer des alten Hotels.
An der Bar begannen die Studenten gemeinsam mit ihren stolzen Eltern zu trinken. Rebecca erhob ihre Cola-Rum und stieß mit Gabs’ Eltern an. Sie trank lächelnd, doch unter ihrem Lächeln lag ein bitteres Gefühl. Ein bitteres Gefühl ihrer Mutter gegenüber, die ihr erklärt hatte, sie sei zu beschäftigt, um zu kommen.
Um sechs Uhr war Rebecca schon auf der Tanzfläche, und der Schweiß lief ihr aus den Haaren über die Wangen. Sie und Gabs wirbelten sich gegenseitig inmitten der anderen Studenten im Kreis. Als Charlie sich zu ihnen gesellte, packte sie ihn und begann auf der Stelle zu hüpfen. Dann brüllte sie ihm ins Gesicht: »Gott sei Dank sind deine Eltern nicht gekommen, sonst müssten wir jetzt in irgendeinem billigen Restaurant sitzen und würden das hier verpassen. «
Er ließ sie stehen und kehrte auf seinen Hocker an der Bar zurück.
Der Regen war zu einem leichten Nieseln abgeflaut, das unter den Straßenlaternen durchzog. Rebecca saß am Straßenrand und ließ sich von den winzigen Tropfen durchnässen. Sie bibberte leicht. Um sich zu wärmen, legte sie den Kopf in den Nacken und ließ den Ingwerwein aus der Flasche in ihren Mund fließen.
In diesem Moment kam Charlie aus dem Pub und blieb hinter ihr stehen.
»Herrgott noch mal, Rebecca, hör doch auf!« Er versuchte ihr die dicke grüne Flasche zu entwinden, aber sie klammerte sich daran fest.
»Du hast genug gehabt. Komm schon, steh auf. Wir gehen ins Motel zurück.« Sie presste die Flasche an ihre Brust und schüttelte den Kopf.
»Rebecca. Du brauchst nicht so viel zu trinken.«
»Ach was! Und das sagt ausgerechnet Mr Basil Lewis. Was ist eigentlich aus dem wilden Partyhengst geworden? War der nur gespielt? Um zu vertuschen, dass du im Grunde nur ein Muttersöhnchen bist?«
»Bec. Du bist betrunken. Du willst mich provozieren. Ich werde mich nicht mit dir streiten, nur weil du um Tom trauerst.«
Charlie spürte, wie sie bei Toms Namen zusammenzuckte. Er wurde nachsichtiger. »Du kannst ihn nicht zurückholen, indem du dich mit Alkohol betäubst, Bec. Und es wird genauso wenig deine Probleme zu Hause lösen. Lass es einfach sein. Lass es sein.«
»Was weißt du denn schon?«, schrie sie ihn an. »Du bist schließlich im Musterfamilienland aufgewachsen …«
Er riss ihr die Flasche aus der Hand, zog Rebecca an sich, und sie brach in Tränen aus. »Ich weiß rein gar nichts, Bec. Ich weiß nur, dass du im Augenblick ein sehr verlorener Mensch bist. Und dass ich dich liebe.«
Rebecca ließ sich an seine Brust ziehen und vergrub ihr Gesicht in seiner Wolljacke. Er war warm und trocken und roch nach dem Zigarettenqualm im Pub.
Als sie eine Weile später im Regen saßen, sagte er: »Komm mit mir nach Hause, Bec.«
Sie löste sich aus seinem Arm und sah ihn an.
»Komm mit mir nach Hause, Bec. Wir könnten die Hütte wieder aufbauen und dort einziehen … weit weg von Mum und Dad. Du findest dort bestimmt überall Arbeit. Wir können uns einen Tieranhänger besorgen und Ink Jet und Hank mitnehmen … und ich baue dir Zwinger für deine Hunde. Wir werden uns auch ein paar Schafe zulegen.«
Mitten im Nieselregen hörte sie sich sagen: »Ja.«
»Okay. Ja, Charlie. Ja.«
Sie drückte ihn mit aller Kraft und sagte in seinen warmen Hals hinein: »Ich liebe dich so sehr.« Dann stand sie unsicher auf und zerrte Charlie ins Pub zurück.
Immer noch betrunken und von Rum und Regen durchnässt, fand sich Rebecca an Gabs’ Seite wieder. Beide schauten zu, wie die Sonne hinter den Wolken aufging, die tief über den Dächern der Stadt hingen. Es hatte zu regnen aufgehört, und die Welt trug Grau in Grau. Charlie hatte es aufgegeben, sie aus dem Pub locken zu wollen. Kurz vor dem Morgengrauen war er in der stillen, nassen Dunkelheit zu ihrem Motel zurückgewandert.
Sie und Gabs saßen auf der Verkehrsinsel eines Kreisverkehrs, umgeben von Beeten mit hübschen Blumen und Büschen. Beide Mädchen hatten sich Gänseblümchen hinters Ohr gesteckt und
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