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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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der Hobbyfarm ihrer Familie verbracht hatte, hatten dem brandneuen Backsteinhaus im Farmhausstil, das ihr Vater errichtet hatte, Herz und Seele gefehlt. Waters Meeting hingegen mit seinem Farmhaus, seinen Ländereien und dem Himmel darüber steckte voller uralter Energie. Hier tummelten sich die Geister längst dahingeschiedener Menschen und Tiere. Im Holz, im Blech, in der Wildnis, überall war die Vergangenheit zu spüren. Als Kinder hatten Sally und Rebecca überall Schätze aus der Geschichte aufgestöbert – in Gestalt von winzigen Tonscherben im Boden, einem verrosteten Nagel im Margeritenbeet, dem alten Horn einer längst verstorbenen Kuh, der verrosteten Kette eines Hundes, den kein Lebender mehr
gekannt hatte. Sie hatte Rebecca darum beneidet, in dieser unübersichtlichen Homestead aufwachsen zu dürfen, die sich zwischen die hohen Bäume und die Flussweiden der postkartenschönen Farm im Tal schmiegte. Die hier verbrachten Schulferien hatten Sally goldene Erinnerungen an endlose Sonnentage, Ponyausritte ohne Sattel, Geplansche im warmen Sommerfluss geschenkt. An Frankie, die mit winzigen verwaisten Ferkelchen, Kälbern oder Lämmern auftauchte. An herumspringende Welpen, festes Weißbrot und hausgemachte Himbeermarmelade. Alles war irgendwie chaotisch und gleichzeitig friedvoll gewesen. Als Kinder konnten sie so viel Freude an den vielen lebendigen Dingen um sie herum finden und den Zauber der vergangenen Leben spüren, die einst über dieses Land gewandelt waren.
    Nun erschien ihr das Haus düster. Die Seelen verstummt. Das Tal menschenleer. Während Sally den Pfad zur Haustür hinaufgegangen war, hatte sie den Wind in den schattigen Pinien heulen gehört und leise gefröstelt. Sie musste an Tom denken. Hatte er sich an einem dieser glatten grauen Äste aufgeknüpft?
    Sie wusste nicht genau, wo er es getan hatte. Oder wie. Ohne es zu wollen, hielt sie Ausschau nach einem Seilrest oder einer Scharte an einem waagerechten Ast. Wieder hatte sie kurz gefröstelt, dann hatte sie die Hand nach der alten Kuhglocke an der Hintertür ausgestreckt, die über einem spinnwebenüberzogenen Nest aus alten Stiefeln hing. Sobald die Glocke anschlug, gerieten die schwarzen Spinnen in Panik und zogen sich tiefer in ihre Netze zurück.
    Harry öffnete ihr die Tür, doch Sally weigerte sich, auf eine Tasse Tee ins Haus zu kommen. Stattdessen erklärte sie viel zu fröhlich: »Kommen wir gleich zur Sache. Schauen wir uns doch erst einmal den Fluss an. Unterwegs können wir alles besprechen.«
    Harry war erleichtert. Er hatte zwar die Küche aufgeräumt
und gefegt, war aber trotzdem nicht besonders wild darauf, Tee zu kochen und die leicht stichige Milch hineinzuschütten. Vor allem fürchtete er sich davor, in angespanntem Schweigen dazusitzen, ohne dass wenigstens die Uhr getickt hätte.
    Jetzt übertönte das Brummen des Motors ihr Schweigen, und das Rumpeln, Rasseln und Scheppern füllte die tiefen Lücken in ihrer Konversation.
    Sally beschränkte sich auf schlichte und zielgerichtete Fragen. Sie war als Vertreterin von Landcare hier, nicht in ihrer Rolle als Finanzberaterin. Sie erkundigte sich nach Unkrautbekämpfungsprogrammen, Geländegrößen, früheren Versuchen, den Boden aufzubereiten. Sie notierte die Antworten mit wackligen Kürzeln in ihrem Notizbuch, während sie über den Feldweg schaukelten.
    Erleichtert und durchaus beeindruckt von ihrem ernsten, professionellen Auftreten, begann sich Harry zu öffnen und sich nach ihrer Finanzberatung zu erkundigen.
    »Haben Sie viele Anfragen nach einer Beratung?«, fragte er.
    »Schon. Zurzeit kommen wir kaum mit der Arbeit nach … vor allem seit der Dürre. Die meisten Farmer erkennen, dass sie nicht ohne eine Beratung auskommen«, sagte sie. »Und weil der Service zum Teil von der Regierung und zum Teil von den Banken und der Industrie getragen wird, braucht der Farmer keinen Penny zu zahlen.« Sie konnte ihm ansehen, dass sie ihn allmählich überzeugte.
    Unter einem knorrigen alten Eukalyptus hielt Harry den Wagen an. »Hier ist es am schlimmsten. Und im Wasser liegt ziemlich viel Treibgut.«
    Sally ließ den Blick über das Gelände wandern. »Wenn Sie bereit sind, das hier einzuzäunen, könnten wir mindestens die Hälfte der Kosten für den Zaun durch ein Erosionskontrollprogramm hereinholen. Bei entsprechendem Wetter
könnte ein Teil der Brombeeren weiter oben im Tal verbrannt und niedergesprüht werden.«
    »Hört sich gut an«, sagte Harry.
    Nachdem er ihr am

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