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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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Tor zum Abschied zugewinkt und dem Wagen nachgeschaut hatte, bis er den steilen Anstieg aus dem Tal hinaufgebraust war, fühlte sich Harry plötzlich ungeheuer allein. Die Katze war nirgendwo zu sehen. Er hätte sich gern ausführlicher nach Rebecca erkundigt, aber etwas hatte ihn davon abgehalten.
    Darauf bedacht, nicht zur Garage zu schauen, ging er zum Maschinenschuppen. Der Traktor sprang sofort an und überraschte ihn mit seinem ruhigen, gesund klingenden Tuckern. Er fuhr den Traktor zur Außenwand des Schuppens und setzte ihn rückwärts an die Dreipunktkupplung des Zaunpfostenbohrers.
    Seit über einem Jahr hatte er den Bohrer nicht mehr vom Fleck bewegt, lange, gelbe Grashalme wanden sich um sein Metallgestell. Harry setzte die Sicherungsstifte und koppelte das Stromkabel des Traktors an. Dann justierte er die Gänge und zog an einem Hebel, um sich davon zu überzeugen, dass der Bohrer noch funktionierte. Der große Spiralbohrer drehte sich locker. Harry fuhr den Traktor wieder in den Schuppen und schaltete den Motor aus. Anschließend warf er ein paar Zaunpfosten, eine Rolle Maschendrahtzaun, eine Rolle Draht und die Kiste mit dem Zaunzubehör auf die Ladefläche seines Pick-ups. Gleich morgen Früh würde er anfangen. Dann würde er die Erosion aufhalten, die allmählich sein Land zerfraß.

Kapitel 39
    Im ersten Moment glaubte Peter, dass ihn Henburys Winseln im dunkelsten Abschnitt der Nacht geweckt hätte. Es war nicht ungewöhnlich, dass der inzwischen schon recht alte Hund darum bat, zu den unmöglichsten Nachtstunden nach draußen zu dürfen. Peter stützte sich auf einen Ellbogen und blickte auf den schwarzen Hügel, der zusammengerollt im Korb am Fußende des Bettes lag. Von dort stiegen nur leise Schnarchgeräusche auf. Erst da begriff Peter, dass Frankie ihn geweckt hatte. Zitternd und leise weinend lag sie mit dem Rücken zu ihm da.
    »Hey«, sagte er sanft, drehte sich zu ihr um, nahm sie in die Arme und strich die nassen Haare aus ihrem Gesicht.
    Sie versuchte von ihm wegzurutschen und ihm den Rücken zuzudrehen, um allein in ihrer isolierten Welt der Trauer zu bleiben. Doch Peter hielt sie fest.
    »Tu das nicht, Frankie.« Sie entspannte sich ein wenig in seinen Armen. Er wusste, dass er sie jetzt nicht zum Reden drängen durfte. Anders, als er es in seinen Studienberatungsseminaren gelernt hatte, war Reden nicht immer die Lösung. Schon gar nicht in Frankies Fall.
    Sie ertrug den Schmerz über den Tod ihres Sohnes in ihrer eigenen, stillen Hölle. Tagsüber setzte sie für ihre Kunden ein Autopiloten-Lächeln auf, und beim Abendessen in der Wohnung lächelte sie Peter an oder tätschelte liebevoll seine Hand oder sein Knie. Nie verloren sie auch nur ein Wort darüber, dass Tom tot war. Dass er sich selbst das Leben genommen hatte.
    Sie litt an dieser Schuld, wie nur eine Mutter leiden konnte, und die Schuld begann allmählich ihre Mundwinkel
herabzuziehen und ihr braunes Haar mit grauen Strähnen zu zeichnen.
    Nachts war es am schlimmsten. Die Dunkelheit lastete schwer auf ihr. Jede Nacht lag sie wach und hörte Henbury und Peter in einer eigenwilligen Art von rhythmischem Konzert schnarchen.
    Heute Nacht war die von Träumen über Tom und den Fluss durchsetzte Schlaflosigkeit mehr, als sie ertragen konnte. Sie drückte ihr Gesicht an Peters Brust und spürte den flauschigen Flanell seines Pyjamas an ihrer Wange. Sie atmete seinen Duft ein. Wieder meldete sich ihr schlechtes Gewissen, diesmal, weil sie Peter ausschloss. Sie hatte ihn im Stich gelassen. Seine neue Braut hatte sich in ihre Trauer zurückgezogen, bevor sie auch nur Zeit gehabt hatten, sich in ihrer Ehe zurechtzufinden. So wie sie sich zum Sprechen zwang, zwang sich Peter, zu schweigen.
    »Es ist, als wäre er immer noch dort. Als wäre all das nie passiert. Jeden Morgen wache ich auf und denke mir, Mick und Trudy … in der Stadt mit ihrem Baby, Bec und Charlie … bauen Weizen und Baumwolle an, Tom … zu Hause auf der Farm. Aber da ist er nicht mehr. Er ist nicht mehr da. Und diese Träume. Sie sind so lebendig. So real. Er sieht mich an, und sein Gesicht ist kalkweiß. Immer braust und tost der Fluss so laut. O Gott, Peter! Ich hätte sie damals nicht verlassen dürfen. Nie. Ich hätte sie nicht allein bei diesem Mann lassen dürfen.«
    Peter ließ ihre Worte auf sich wirken. Zum Teil verletzten sie ihn. Zum Teil ärgerten sie ihn, aber er schwieg standhaft und massierte stattdessen mit der Hand ihren Rücken. Dann sagte sie

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