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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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sie wie eine Irre durch den Schuppen und schleuderte alle möglichen Gerätschaften und Werkzeuge auf die Ladefläche des farmeigenen Pick-ups. Einen Benzinkanister, Ohrschützer, Handschuhe und Ketten warf sie darauf, dann wuchtete sie die schwere Kettensäge auf die Ladefläche. Die Tränen brannten ihr auf den Wangen. Die Hunde spürten ihre Wut, verzogen sich leise und blieben mit ängstlichem Gesicht an der Hintertür sitzen.
    Rebecca fuhr den Pick-up an die Garage heran, beugte sich über die Kettensäge und zog an der Reißleine. Die Säge wollte nicht anspringen. Wütend versuchte sie es erneut und riss unter Knurren immer und immer wieder am Startseil. Endlich erwachte die Kettensäge spuckend zum Leben.
    Unbeschnitten wirkte der knorrige Stamm der Pinie fast nicht wie Holz. Er war von einem gespenstischen Grau wie totes Fleisch, Rebecca wurde von dem Anblick übel. Als die Metallkette der Säge zu fassen begann, registrierte sie überrascht, wie hart das Holz war. Dann wich die äußere Borke dem weicheren Innenholz, und Sägespäne begannen aus der glatten Einschnittkerbe zu sprühen. Die Äste des Baumes begannen zu zittern, als sie auf der einen Seite zwei kurze Einschnitte setzte und den Stamm dann von der anderen Seite durchzusägen begann. Sie hoffte, dass sie die Einschnitte richtig gesetzt hatte.

    Nach einer Weile spürte sie, wie der Baum nachgab, und trat zurück. Als er fiel, lief das Echo des Aufpralls durch ihren Körper. Die Baumkrone stürzte genau auf die Garage und ließ sie in hundert Stücke zersplittern, während das Wellblechdach wie Alufolie knitterte und zerriss. Einen Augenblick blieb Rebecca schnaufend stehen und wartete ab, bis sich die Äste nicht mehr bewegten, als würde sie den Tod eines riesigen Ungeheuers abwarten. Dann setzte sie die Säge am nächsten Baum an.
    Als sich endlich die schwarze Nacht über das Tal senkte, hatte Rebecca alle großen Pinien gefällt und sie an einer Kette mit ihrem kräftigsten Traktor auf zwei große Haufen gezogen. Tote Zweige, Pinienzapfen und Nadeln lagen überall im Hof und im Garten verstreut. Die Farm sah aus wie ein Schlachtfeld. Auf dem sie das tote Holz über den Dreck geschleift und für ein ungeheures Feuer aufgeschichtet hatte. Sie wusste, dass Pinien hervorragend brannten. Mühsam wuchtete sie den Dieselkanister von der Ladefläche des Pick-ups und holte eine Schachtel Zündhölzer aus dem Handschuhfach.
    Die Pinien stießen zischend ihren Saft aus, sie quietschten und tränten. Die trockenen Bretter der Garagenwand knisterten und färbten sich schwarz inmitten der hoch leckenden orangefarbenen Flammen. Außerhalb des heißen Ringes herrschte die kalte Winternacht. Rebecca zog ihr Hemd fester zu und schlang die Arme um ihren Leib. Es war tiefschwarze Nacht. Noch lange nachdem die rote Glut des heißen Wellblechs erloschen war, stand sie da und schaute zu, wie die Garage verglomm.
    Im Haus legte sie sich auf Toms Bett schlafen und hielt dabei den in Toms Mannschaftstrikot gewickelten Fußball im Arm. Sie rollte sich fest zusammen. Jeder Muskel in ihrem Leib schmerzte, und ihre blutenden Hände krallten sich zusammen wie Hühnerklauen. Trotz der Handschuhe
waren sie aufgeschürft, wund und mit Kratzern und Blasen übersät.
    Als sie schließlich wieder erwachte, erstrahlte das Haus im goldenen Licht der Morgensonne. Aus jedem einzelnen Fenster konnte sie die Berge sehen. Sie lief nacheinander in jedes Zimmer und sah das Licht ins Haus fallen. Einen Moment lang fühlte sie sich besser. Dann dachte sie an Charlie und begann von Neuem zu weinen.

Kapitel 45
    Im Wagen sangen Rebecca und Sally übertrieben näselnd die Songs der Dixie Chicks mit und brachen dabei immer wieder in Lachen aus. Sally bog in die breite Einfahrt der Wohnanlage, und Rebecca steckte sich beim Anblick des überdimensionalen kitschigen Schildes mit der Aufschrift »Whispering Pines – Der friedliche Ort zu wohnen« unter Würgelauten den Finger in den Mund. Sie fuhren die brandneue Asphaltstraße entlang und bogen links in den Radiata Drive. Sally hielt den Wagen vor Nummer 12 an, und Rebecca pfiff leise durch die Zähne, als sie aus dem Seitenfenster auf das Haus sah.
    »Also, das nenne ich ein ganz reizendes neues Heim«, erklärte Rebecca näselnd, während sie und Sally den makellosen Rasenteppich, den gemauerten Briefkastenständer und den lang gestreckten, niedrigen Backsteinbungalow in Augenschein nahmen. Die Morgensonne brachte den weißen Lack der

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