Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
Vom Netzwerk:
wir sollten möglichst bald anfangen, weil wir heute Nachmittag einen Termin haben.«
    »Jawoll, Madam.« Er salutierte vor ihr. Dann blickte er an Sally vorbei und sah seinen Vater verlegen auf seinem Stuhl sitzen.
    »Dad«, sagte er und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich freue mich, dich wiederzusehen. Ein Glück, dass sie dich rausgelassen haben. Du siehst gut aus.«
    Aufgekratztes Geplauder aus dem Flur kündigte die Ankunft von Frankie und Peter an. Danny brummte mit seinem Laster um ihre Beine herum, während sie in der Küche standen und sich reihum mit Küssen, Händeschütteln und verlegenen Umarmungen begrüßten. Frankie wirkte aufgelöst und nervös. Als sie Harry unsicher am Tisch lehnen sah, holte sie hörbar Luft. Ihre Wut auf ihn wurde zu einer Art Mitleid gelindert, als sie den über seinem Armstumpf umgeschlagenen Ärmel sah. Harry sah sie ausdruckslos an und begutachtete ihre städtische Kleidung und die korrekt frisierten Haare. Er nickte ihr zu und murmelte einen Gruß. Zum Glück entkrampfte Trudy die Situation, indem sie Kekse anbot, Tassen mit Tee oder Kaffee ausschenkte und immer das Richtige sagte. Allerdings nur, bis sie einen spitzen Schrei ausstieß.
    »Ohhhh! Michael!« Alle sahen auf. Danny hielt zwei Marker in seinen kleinen pummeligen Fäustchen und verschönerte die Wand im Flur mit wilden roten Kritzeleien.

    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst du Tür zu lassen!«
    »Schon okay, Spatz. Das lässt sich abwaschen«, sagte Mick zu seiner Frau, hob gleichzeitig mit einer ausgreifenden Bewegung Danny in die Luft und klemmte sich das schreiende Kind unter den Arm. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir mit dem Meeting beginnen. Ich bringe nur schnell den Kurzen raus auf die Hauptstraße, damit er im Verkehr spielen kann.«
    Sally holte tief Luft. Jetzt war sie an der Reihe. Sie griff nach ihrer Aktentasche.
    »Zeig mir den Weg.«
    In Trudys Esszimmer stand Sally vor der versammelten Familie, die sich rund um den blank polierten Holztisch versammelt hatte. In der Hand hielt sie den Vorschlag, den sie, Tom, Gabs und Rebecca erarbeitet hatten. Auf der weißen Kunststofftafel zeichnete sie in Umrissen die anvisierten Geschäftsfelder an, zu denen die Heuproduktion für den Export zählte, die Zucht von Fleischlämmern, der Direktverkauf von ausgewiesenem Hochland-Rindfleisch, Vertragsviehwirtschaft für den Fleischexport sowie eine Produzentenkooperative. Während ihres Vortrags listete sie sämtliche Kosten auf. Das Einkommen. Der Investitionsertrag. Sie erklärte den Plan in schlichten, aber präzisen Worten. Nachdem sie schon bei vielen Familienfarm-Konferenzen moderiert hatte, war sie eigentlich innerlich ruhig und gefasst. Trotzdem merkte sie, dass es ihr diesmal schwerer fiel, die Hände ruhig zu halten und mit tiefer, fester Stimme zu sprechen. Für Sally hing viel von diesem Treffen ab. Es ging nicht nur um ihre Kindheitserinnerungen an diese Farm, es ging auch um Tom, und es ging um Rebecca. Sogar die Sorge um Harrys Platz in alldem bedrückte sie ein wenig. Sie schluckte ihre Nervosität herunter und redete einfach weiter, mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte klopfend, um anzuzeigen, wie stabil dieser Geschäftsplan war. Wie vernünftig alles war.

    Obwohl Rebecca ihre Freundin durch und durch kannte, merkte sie Sally die Nervosität nicht an. Sie saß auf ihrem steifen Esszimmerstuhl und staunte darüber, wie wortgewandt Sally ihr Projekt dem schwierigsten Publikum überhaupt verkaufte. Rebecca sah reihum in die Gesichter ihrer Familienangehörigen, die in dem neobarocken, plastikhaft anmutenden Esszimmer saßen. An einem Ende des nachgebauten Antiktisches saß Harry. Neben ihm hatte Mick Platz genommen. Neben Mick saßen Frankie und Peter. Trudy schien ständig mit Kuchen, Keksen und Kannen mit frischem Kaffee und Tee zu kommen und zu gehen. Sie war mit ihrem Haus zufrieden und fühlte sich in der finanziellen Fürsorge ihrer Familie geborgen. So wie es aussah, war für sie die Farm ein Relikt aus der Vergangenheit. Sie blieb an der Peripherie und war froh, sich aus allem heraushalten zu können. Jetzt kehrte sie in den Raum zurück, setzte sich, schlug die Beine elegant übereinander und lauschte mit einem Ohr Danny, der im Flur spielte. Rebecca lächelte sie an, und sie lächelte gütig zurück.
    Für Rebecca war es ein befremdliches Gefühl, mit allen im selben Raum zu sitzen. Alle hatten den Blick fest auf Sally gerichtet, fast als brächten sie nicht den Mut auf,

Weitere Kostenlose Bücher