Wo die Wasser sich finden australien2
Farm geblieben?«
»Ich weiß nicht, Charlotte. Ich weiß nicht …«
Sie wollte Charlottes Frage lieber nicht beantworten. Dann verfluchte sie sich, weil sie sich nicht der Wahrheit stellen wollte. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass ihr Sohn so unter der Fuchtel seines Vaters stand, dass er Angst hatte, wegzugehen? Dass Harry Tom nie für seine Arbeit entlohnt hatte und dass dieser darum immer die Ausrede vorbringen konnte, er habe kein Geld? Frankie hatte das Gefühl, dass ihr Tom entglitten war. Und zwar so komplett, dass sie ihn kaum noch kannte – ihren eigenen Sohn. Sie wusste nur, dass er das Kind war, das sie am tiefsten verletzt hatte, als sie von der Farm weggefahren war, ihren Job über ihre Kinder gestellt hatte und ihrem Mann und dem schwierigen Leben als Hausfrau in diesem riesigen, dunklen, einsamen Haus entflohen war. Seufzend sah sie auf ihre Uhr.
»Wann kommt noch mal die Katze, der die Fäden gezogen werden sollen?«
Charlotte hockte inzwischen auf dem Boden des Empfangsraums und sah kurz auf. »Um drei. Es ist noch Zeit
genug, um eine kurze Antwort zu tippen und sie abzuschicken. Ich zeige dir, wie es geht.«
Während sich Charlotte vorbeugte und die Maus übernahm, versuchte sich Frankie den Computer in dem dunklen Arbeitszimmer auf Waters Meeting vorzustellen. Bestimmt versank er halb zwischen aufgestapelten Zeitungen und Telefonbüchern. Sie malte sich aus, dass Harry ihn argwöhnisch umkreiste und anknurrte wie ein bissiger Hund. Das Bild ließ sie unwillkürlich lächeln.
Als Charlotte sich wieder aufrichtete, setzte sich Frankie aufrecht hin und begann zu tippen: »An meinen lieben Sohn Tom. Ich mache mir solche Sorgen um dich.« Sie stockte. Betrachtete die Worte, die sie geschrieben hatte, und griff dann nach der Maus, um den Bildschirm leer zu wischen. Stattdessen tippte sie: »Hi Tom, hier ist Mum. Katze kommt, schreibe später. 1000 Küsse, Mum.«
Frankie drückte auf »Senden« und marschierte aus dem Empfangsbereich in den Behandlungsraum. Sie fröstelte und zog leicht bibbernd den weißen Kittel enger um sich. Der Stahl des Operationsbestecks lag eisig an ihren Fingerspitzen und ließ sie noch mehr frösteln. Sie wünschte sich, das Telefon würde läuten. Dass Peters warme Stimme die Kälte, die sich um ihr Herz gelegt hatte, zum Schmelzen bringen würde. Sie hörte die Tür zur Klinik aufgehen und eine Katze miauen. Der nächste Patient war eingetroffen.
Kapitel 18
Rebecca stand hinter der dünnbeinigen Holstein-Kuh, als sie spürte, wie eine Muskelkontraktion über ihren Arm lief, bis sich eine Schwade von Methan und Kuhdung löste und direkt neben ihrem Ohr verpuffte.
»Manchmal hasse ich es, so klein zu sein«, sagte sie zu ihrem Lehrer. Die stille Holstein-Kuh hängte ihren Kopf ins Gestänge und stemmte sich gegen Rebeccas Arm, der sich die warme, schleimige Innenwand des Mastdarmes entlangschob. Die Kuh wedelte mit dem Schwanz, der mit einem hohen »Ping« gegen das Metallgestänge schlug.
»Fühlen Sie jetzt etwas Festes, wenn Sie die Unterseite des Darmes abtasten?«, fragte Ross Harman, auf das Gestänge gelehnt. »Was Sie hier durch die Darmwand spüren, ist der Fortpflanzungstrakt. Glauben Sie, dass Sie die Cervix ertastet haben?«
Rebeccas Fingerspitzen fuhren über die feste, geriffelte Oberfläche des Muttermundes. »Ja, ich glaube schon.«
»Wenn Sie mit der Hand nach links und rechts gleiten, werden Sie die Hörner des Uterus spüren. Auf diese Weise können wir feststellen, ob die Kuh trächtig ist. Probieren Sie es aus.«
Rebecca biss sich auf die Unterlippe und konzentrierte sich darauf, was ihre Fingerspitzen in der Kuh fühlten.
Die anderen Studenten beobachteten sie von jenseits des Zaunes, hielten die langen Gummihandschuhe in den Fingern und warteten darauf, dass sie an die Reihe kamen.
»Ich glaube, ich habe beides gefunden.«
»Gut. Jetzt umgreifen Sie die Cervix und führen probeweise das Besamungsgerät ein.«
Gabs stand bei den Plastikröhrchen voller Pseudo-Samen und lud die schlanke, silberne Besamungspistole, so wie sie es im Vorlesungssaal gelernt hatten. Dann reichte sie die Pistole an Rebecca weiter, die den langen Lauf in die Vagina der Kuh einführte.
»Jetzt lassen Sie das Gerät durch den Vaginalkanal an Ihrem Arm entlanggleiten. Sie werden merken, wann es auf die Cervix auftrifft. Ein sanfter Druck, dann können Sie die Spitze halb in die Cervix einführen. Dann injizieren Sie sanft und langsam den Samen.«
Rebecca
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