Wo die Wasser sich finden australien2
waren die Zwinger abschließbar, sodass keine besoffenen Jungs nach einer durchzechten Nacht ihre Hunde auf dem Campus freilassen konnten. Von ihrem Sitzplatz aus konnte sie sehen, wie Moss’ Welpen in einer wuselnden Masse raufend, rollend und knurrend miteinander spielten, während Stubby, Dags und Moss aufrecht und reglos dasaßen, den Blick unbeirrbar auf sie gerichtet.
»Sieh nur, wie sie dich beobachten.« Penelope Stirling
rückte ihren blumenbedruckten Kleinmädchen-Haarreif gerade. »Diese Hunde sind wirklich von dir besessen. Wenn du es nur schaffen würdest, dass dich ein Mann so ansieht.«
Jemand sollte ihr sagen, dass diese Alice-im-Wunderland-Haarreifen voll daneben und babyhaft aussehen, dachte Bec, doch stattdessen sagte sie: »Möchtest du einen Welpen kaufen, Penny? Du bekommst einen für vierhundert Dollar, das ist echt nachgeschmissen.«
Rebecca wusste, dass Penelope es hasste, Penny genannt zu werden, und dass sie keine Ahnung hatte, wie sie einen Hund ausbilden und arbeiten lassen musste, ganz zu schweigen davon, dass sie sich dafür interessiert hätte. Sie war eine Landjägerin. Eine Hektar-Häscherin. Eine Goldgräberin. Sie war darauf aus, einen reichen Jungen aus bestem Hause mit riesigen Ländereien zu heiraten. Schon im ersten Semester hatten sie und Hamish Faulkner-Jones zusammengefunden. Penelope verstand es ausgezeichnet, Bec Blicke wie Nadelstiche zuzuwerfen, wenn die sich mit Hamish über Hunde unterhielt.
Nachdem Rebecca die Zwinger aufgestellt hatte, hatten ein paar der Jungs in der Mensa zu bellen und zu hecheln begonnen, sobald sie dort auftauchte. Die Witze über Hündchen-Spiele flogen nur so durch die Luft, und als es abends Kotelett gab, wurde Becs Teller mit abgenagten Knochen überhäuft.
Nach einer Weile beruhigten sich die Jungs allerdings wieder. Sie begannen Rebecca um Rat zu fragen und kauften ihr sogar ein, zwei Welpen ab. Ein paar hatten sich inzwischen zusammengefunden und reisten hin und wieder auf einen Hunde-Trial. Penelope hatte vor Wut gekocht, als Hamish seinen Collie auf den Campus mitgebracht hatte, damit Bec ihn sich ansah.
Penelope kochte auch jetzt, da Gabs in diesem Moment einen lauten Furz herauspresste und sofort vorwurfsvoll verkündete: »Also Penny. Das ist voll eklig.« Gabs wedelte mit
der Hand vor dem Gesicht, und die Studenten um sie herum begannen zu lachen. Ross gab sich alle Mühe, nicht zu feixen, als er Penelope vom Zaun rief und ihr einen Handschuh reichte. Sie nahm ihn angewidert entgegen.
Am Nachmittag brachte Bec die Vorlesung über Buchführung größtenteils damit zu, in ihrem Notizbuch zu kritzeln, Eukalyptusbäume oder Hunde und trabende Pferde zu zeichnen. Als der Professor endlich die Lektüre bis zur nächsten Stunde angegeben und seine Bücher zugeklappt hatte, fühlte sich Rebecca, als hätte sie nur noch Watte im Kopf. Sie war froh, aus dem Vorlesungssaal zu kommen. Die Bücher an die Brust gepresst, eilte sie an der Bücherei vorbei und in den Computerraum. Hier roch es genauso muffig wie im Vorlesungssaal. Die Tutorin, Michelle Rogers, zupfte an ihrem pastellblauen Kostümsakko und wandte sich der weißen Tafel zu. Die goldenen Armreifen klimperten, während sie die Überschrift »Farm-Software« anschrieb.
Rebecca ließ sich an den Computer neben Gabs fallen und beobachtete ausdruckslos, wie der kleine Nick Dunroan in abgewetzten Cowboystiefeln in den Raum trat. Neben ihm und einen guten Kopf größer watschelte der tonnenförmige Brendon McKenzie, dessen Collegepullover so über dem Bauch spannte, dass sich die breiten Streifen zu Halbkreisen verzogen.
»Das gibt Ärger«, sagte Rebecca zu Gabs, als sich die beiden Jungen hinter sie setzten.
Nicht viel später kam Helen Thompson in den Raum. Sie hatte noch nicht viele Freunde auf dem College gefunden, darum setzte sie sich ganz nach vorn, die braunen Augen fest auf ihre Bücher gerichtet. Brendon und Nick bemerkten sie und begannen leise zu kichern und zu flüstern.
»Was haben diese Wichser jetzt wieder?«, fragte Rebecca.
»Sie haben Helen auf dem Kieker«, sagte Gabs. »Offenbar hat Nick sie auf dem Kostümball am Mittwoch aufgerissen.
Und jetzt erzählt er überall herum, dass sie behaarte Nippel hätte.«
»Wie aufregend«, meinte Rebecca gelangweilt.
Helen warf ihr schwarzes Haar über die Schulter und schlug die dicken Beine übereinander. Hinter ihnen begannen Nick und Brendon wie Walrösser zu schnauben. Rebecca blickte von dem Spreadsheet auf ihrem
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