Wo die Wasser sich finden australien2
verdrehte die Augen, weil die hinter dem Zaun in einer Gruppe stehenden Jungen flüsterten, lachten, schmunzelten und sich gegenseitig anstupsten.
»Sehen alle zu?«, fragte Ross streng. »Vielleicht werden einige von Ihnen …«, er drehte sich finster zu den unruhigen Studenten um, »die Techniken, die Sie hier erlernen, noch in einem anderen Bereich ihres Lebens benötigen, darum würde ich an Ihrer Stelle gut aufpassen.«
Die Jungen kicherten, denn Paddy Finnigan machte eine Bemerkung über die Schwierigkeit, das richtige Loch zu finden. Ross ignorierte sie einfach.
»So. Gut gemacht, Rebecca. Du scheinst die richtige Technik zu haben und warst sanft und gut zu deinem Tier. Jetzt lass sie wieder aus dem Gestell, dann holen wir die nächste Übungskuh.
Finnigan und Faulkner-Jones. Sie kommen als Nächste dran. Streifen Sie die Handschuhe über und das Grinsen von Ihrem Gesicht, und steigen Sie vom Zaun.«
Nachdem Bec den Handschuh abgezogen und in den Mülleimer geworfen hatte, wandte sie sich zu Gabs um.
»Ich kann mir romantischere Methoden vorstellen, mich schwängern zu lassen.«
»Allerdings. Kalter Stahl und ein Schuss Samen. Längst nicht so nett wie ein bulliger Kerl mit dicken Eiern«, lachte
Gabs. Die beiden Mädchen kletterten auf das Gatter um die Rinderpferche und beobachteten, wie der Rest der Gruppe eine künstliche Besamung durchexerzierte.
Von ihrem Zaun aus konnte Rebecca den sonnigen Ausblick auf die Collegefarm genießen. Vor allem aber genoss sie es, draußen zu sein. Sie wusste, dass sie den Nachmittag im Vorlesungssaal verbringen würden. Erst erwartete sie eine Vorlesung über Buchführung, dann ein Computer-Tutorium.
Sie dachte an Blue Plains. Im letzten Jahr hatte sie um diese Zeit eine Herde Mutterschafe und Lämmer getrieben und zum Markieren auf die Farm gebracht. Lämmer, die hinterhertrotteten und nach ihren Müttern blökten. Mutterschafe, die sich erst zu der Reiterin auf ihrem Pferd umdrehten und danach einen langen, tiefen Ruf ausstießen, bevor sie weiter jedes Lamm anschnüffelten, das an ihnen vorbeilief. Rebeccas Blick wanderte zu den Gehegen. Sie wirkten so klein, verglichen mit den Viehgehegen auf Blue Plains. Das Party-Komitee hatte frischen Sand für das Rodeo am kommenden Wochenende aufgeschüttet, das der Nacht des »Wet Sheep Walk-Out« folgen sollte, dem jährlichen B&S-Ball am College. Die Collegeleitung hatte mehrmals versucht, die Veranstaltung vom Campus zu verbannen, aber ein paar wenige Vertreter des Lehrkörpers sorgten dafür, dass die Feier auch weiterhin auf dem Gelände stattfand, weil »die Organisatoren dabei einige wichtige Lektionen über das wahre Leben« lernten. Sally würde tatsächlich ein paar Tage lang ihr Wirtschaftsstudium schwänzen, um daran teilzunehmen, und zu Rebeccas Überraschung hatte auch Tom gemailt, dass er mit dem Gedanken spielte, herzukommen.
»Schön«, hörte sie Ross’ Stimme. »Die beiden Nächsten, bitte. Emma und Richard … äh, ich meine Dick.« Rebecca sah die nächste Übungskuh in das Metallgestell trotten. Ihr taten die Kühe leid.
»Was für ein Job!«, sagte sie zu Gabs und nickte dabei zu der Kuh hin.
»Was du nicht sagst! Ich möchte Dicks fetten Arm nicht in den Arsch geschoben bekommen.«
»Du bist ekelhaft«, sagte Bec.
Rebecca lächelte still vor sich hin. Nachdem sie diesen Kurs absolviert hatte, war sie berechtigt, die Schwangerschaftsuntersuchung und die Besamung der Rinder auf Waters Meeting selbst vorzunehmen. Sie malte sich aus, wie sie und Tom den genetisch getesteten Samen aus den Kanistern nahmen und eine Herde von edlen, glänzend schwarzen Angus-Kühen damit befruchteten. Aber gleich darauf spazierten Mick und Trudy und ihr Vater in ihren Tagtraum. Sie wusste, dass sie nach dem Studium mit ihren Qualifikationen überall arbeiten konnte, sogar in gehobener Position im AR-Management, aber das war nicht das, wovon sie träumte. Jedes Mal, wenn sie mehr darüber erfuhr, was auf einer Farm alles möglich war, platzte sie fast vor Begeisterung und Energie und richtete all ihre großen Träume und Pläne sofort auf das abgeschiedene Tal von Waters Meeting.
Sie sah über den Collegecampus hinweg auf die Hundezwinger. Es hatte sie einen halben Tag und achtzig Dollar gekostet, die Zwinger dort hinzustellen. Sie waren beileibe nicht ideal und zu weit von ihrem Zimmer im Wohngebäude entfernt, aber immerhin hatte ihr das College erlaubt, die Hunde auf dem Campus zu halten, und glücklicherweise
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