Wo die Wasser sich finden australien2
weiterfragen sollte. »Na, dann schöne Geilnachten, Mädels!«
»Viel Glück bei der Prüfung!«, rief Gabs ihm nach. Sie warteten, bis Paddy die Tür zugezogen hatte, dann sah Gabs Bec wütend an. »Was sollte das denn mit dem Tittenkleben? Das Gerücht wird noch schneller rumgehen als das von Paddy und der Hobbystute auf dem Sofa.«
»Ach Quatsch! Die fahren alle heim, bis zum nächsten Jahr ist das längst vergessen.«
Auf dem Weg nach draußen rief ihnen die Bibliothekarin nach: »Schöne Ferien und frohe Weihnachten!«, dass ihre Kinne schwabbelten.
Noch während Gabs und Bec zu den Fächern für die Projektarbeiten gingen, um ehrfürchtig ihr Waters-Meeting-Projekt hineinzustellen, kam Hamish angelaufen und legte beiden je einen Arm um die Schultern.
»Was höre ich da? Ihr habt euch die Tops ausgezogen, eure Brüste mit Leim eingeschmiert und euch dann auf dem Tisch im Aktionsraum gewälzt?«
»Bec, dafür bringe ich dich um«, murmelte Gabs.
Kapitel 22
Auf der anderen Seite des Tales lauschte Harry dem Laster, der einen Gang herunterschaltete, um die steile Abfahrt am Berghang zu meistern. Er marschierte im Scherstall auf und ab, rieb sich immer wieder mit der Hand über den Nacken und sah nervös aus der Tür. Der Atem klemmte zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen fest, bis Harry ihn ausstieß wie eine fauchende Katze. Dann rollte ein glänzender roter Laster in sein Blickfeld, auf dessen Seite die makellose Aufschrift »Umzüge Moffet« prangte. Der Wagen fuhr am Scherstall vorbei und hoch zum Haupthaus. Trudy kam die Stufen heruntergesprungen und winkte den Laster weiter zum Seitentor des Gartens, damit er nicht über den Rost fuhr.
Harry sah zum Himmel auf und hielt ein weiteres Mal in einem hoffnungslosen Stoßgebet, die Schmerzen in seinem Magen zu lindern, die Luft an. Dann atmete er den Blick auf die Berge gerichtet aus. Dort, direkt unter dem Kamm, konnte er Tom ausmachen, der mit Hank den langen Bergpfad abritt. Er war zur Hirtenhütte unterwegs. Beim Anblick des winzigen Flecks, der sich langsam über das Antlitz des mächtigen Berges bewegte, stiegen Harry die Tränen in die Augen. Wieder sah er Toms niedergeschmetterte Miene während des Streits an diesem Morgen vor sich.
Vom ersten bis zum letzten Moment des tobenden, lautstarken Kampfes hatte Tom in der Küchenecke gesessen. Wie versteinert hatte der kräftige, kompakte Körper auf dem Stuhl verharrt, Tränen waren über Toms Wangen gerollt, während Trudy Harry hasserfüllt angegiftet hatte. Monatelang hatte sie im Schlafzimmer der Frischvermählten in
leisen Sirenengesängen auf Mick eingeflüstert und sein Herz mit Eifersucht und Wut auf die Situation auf Waters Meeting geimpft. Erst hatte es in Mick zu brodeln begonnen, dann griff er seinen Vater offen an. An diesem Morgen in der Küche hatte Harry getobt. Die Adern an seinem Hals waren dick angeschwollen. Heißer Speichel lag auf seinen Lippen. Grausame Worte versengten die Luft. Mit Trudy im Rücken wirkte Mick größer und doppelt so schwer wie sein inzwischen vom Alter gebeugter Vater.
»Es ist vorbei, Dad. Wir gehen. Du hast dir ins eigene Nest gekackt. Wir lassen uns nicht länger von dir schikanieren. Wir arbeiten uns nicht länger für lau den Buckel krumm. Trudys Dad hält ein Haus für uns bereit. Warum soll ich mich noch länger mit deinem Bockmist rumärgern, wenn ich bei ihm sechzig Riesen pro Jahr verdienen kann? Das ist mehr, als ich hier bis an mein Lebensende zusammenkratzen würde.«
Trudy trat einen Schritt vor, bis sie halb hinter Mick stand. Kalt und sachlich erklärte sie: »Der Umzugswagen kommt um zehn. Wir nehmen nur das mit, was rechtmäßig uns gehört. Keine Fragen.«
»Nur über meine Leiche«, spie Harry.
»Verdammt noch mal, das wird über deine Leiche geschehen, du Idiot.« Mick packte Harry am Kragen und schubste ihn auf die Küchenbank.
Der Schock, von seinem eigenen Sohn herumgeschubst zu werden, bewirkte, dass sich Harry, den Mund sprachlos aufgerissen, mit weißen Knöcheln an der Bank festklammerte. Trudy nahm Mick sanft am Oberarm und führte ihn aus der Küche und durch den Flur zur Haustür. Der Knall, mit dem sie die schwere Tür zuschlugen, hallte wie ein Schuss durchs Haus.
In der Totenstille näherte sich Harry quer durch die Küche seinem Sohn Tom, der immer noch auf seinem Stuhl
saß. Er beugte sich vor, bis sein Gesicht direkt vor Toms war, und brüllte: »Unternimm etwas, du nutzloser Bastard! Sag etwas!«, schrie er.
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