Wo die Wasser sich finden australien2
hochgezogen hatte.
»Ich hätte wissen müssen, dass es eine blöde Idee ist, mit dir zusammenzuziehen. Wir halten das nicht mal ein Semester lang durch! Schließlich habe ich dich schon kaum ertragen, als du noch einen Block entfernt von mir auf dem Campus gewohnt hast. Außerdem wird dich das Heu in deinen kleinen dicken Hintern pieken.«
»Von wegen! Lass dir gesagt sein, dass dies hier Qualitätsheu ist … und dass mein Hintern überhaupt nicht dick ist.«
»Meinetwegen kannst du dein Qualitätsheu an deine stinkenden Ziegen verfüttern – wir fahren zu St. Vinnies und besorgen eine echte Couch zum halben Preis, wenn das Heu tatsächlich so verflucht toll ist.«
Beide starrten einander finster an und strengten sich dabei an, das Lächeln hinter den scheinbar wütenden Gesichtern zu verbergen. Dann hörten beide die Haustür schlagen und drehten wie auf Kommando den Kopf zum Eingang. Gabs stand mit knallrotem Kopf vor ihnen, weil sie mehrere Supermarkttüten aus dem glühenden Datsun durch die Sommerhitze ins Haus geschleppt hatte.
»Hey, wollt ihr hier drin eine Futterkrippe einrichten?« Sie nickte zu den Heuballen hin.
»Dies ist Paddys Vorstellung zufolge die ›Couch‹.«
»Cool«, sagte Gabs, »… glaube ich.« Sie blieb kopfschüttelnd vor den Heuballen stehen. Dann fielen ihr die Tüten in ihren Armen wieder ein. »Hey Leute! Schaut mal, was ich gekauft hab! Chokoes waren im Angebot. Es gab einen ganzen Beutel für nur zwei Dollar.« Sie streckte stolz den Beutel vor.
»Chokoes?«, wiederholte Bec.
»Was ist das?«, fragte Paddy.
»Vor allem ekelhaft«, sagte Bec und schielte dabei in den Beutel mit dem grünen, zucchiniartigen Gemüse.
»Hey! Aber für zwei Dollar! Das war ein echtes Schnäppchen! «, wehrte sich Gabs.
»Was ist in den anderen Tüten?«, fragte Bec.
»Nur etwas Hack für die Spaghetti und was zu knabbern für die Bierparty heute Abend.«
»Wo wir gerade von Bier sprechen, das sollte ich lieber holen gehen.« Paddy zog die Schlüssel zu seinem Pick-up aus der Hosentasche. Gabs zog mitsamt ihren Tüten in die Küche ab.
Rebecca blieb im Zimmer stehen und blickte auf die tristen grauen Wände. Es war die einzige Mietwohnung, die ihnen die Maklerin zeigen wollte. Landwirtschaftsstudenten allein waren schon schlimm genug, aber eine Studentin mit drei Hunden bereitete ihr definitiv Kopfschmerzen. Rebecca hatte ihren feinsten Rock angezogen, den Blondschopf in einem Pferdeschwanz gezähmt und so seriös wie überhaupt möglich erklärt: »Ich kann Ihnen von der AR-Company, bei der ich zwei Jahre angestellt war, Referenzen für meine Hunde ausstellen lassen.«
Die Maklerin mit ihrer auftoupierten Mähne und den tiefen Falten um die Augen hatte Becs Blick abfällig erwidert.
Trotz der sengenden Hitze draußen hatte Bec in dem großen alten Haus zu frösteln begonnen. Vor allem, als die Maklerin erzählt hatte: »Natürlich war das hier jahrelang eine Arztpraxis, ehe das Haus für eine Bestattungsfirma umgebaut wurde. Daher die breiten Doppeltüren.«
»Anscheinend waren es keine besonders guten Ärzte«, hatte Rebecca gescherzt, doch die nach kaltem Zigarettenrauch und Parfüm riechende Gottesanbeterin im Maklerinnenkostüm war wortlos an ihr vorbeigerauscht, um ihr die Küche zu zeigen. Der Garten hinter dem Haus war ein Dschungel, aber er war groß und mit einem halb verfallenen Schuppen versehen, wo sie ihre Hunde anketten konnte.
Weil Rebecca das Haus für Paddy und Gabs gefunden hatte, durfte sie als Erste ihr Zimmer wählen. Sie hatte sich für das Vorderzimmer entschieden, wo sie die Morgensonne genießen konnte; trotz der zerschlissenen Tapeten hatte das Zimmer schöne große Fenster und einen alten Marmorkamin. Bestimmt hatten sie die Leichen nicht ausgerechnet hier aufgebahrt, dachte sie.
Am Wochenende hatte sie aus zweiter Hand eine Doppelbettmatratze gekauft und sie in der Ecke auf ein paar Ziegelsteine und ein Brett gelegt. Dann hatte sie aus Apfelkisten und Sperrholz einen Tisch gezimmert und mit Stoff überzogen und schließlich in einem Gebrauchtmöbelladen einen Stuhl erstanden. Neben dem Bett standen ein paar Kerzen. Eine Lampe würde sie später kaufen. Außerdem, dachte sie, waren Kerzen viel romantischer. Sie malte sich aus, wie sie einen frisch angekommenen Erstsemester in ihr Zimmer entführte und ihn langsam auf ihrem niedrigen Bett entkleidete.
Am Abend musterte Bec das kleine Grüppchen von Jungs auf der Party vom grünen Rasen vor dem Haus aus,
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