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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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»Statt nur rumzuhocken und zu heulen wie das Baby, das du bist!«
    Harry schwenkte die offene Hand durch die Luft und schlug Tom mit voller Kraft ins Gesicht. Toms Unterkiefer flog zur Seite, ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Schädel und das Rückenmark hinab. Der Kopf ruckte zur Seite. Das Gesicht verzerrte sich vor Trauer und Entsetzen.
    Tom stand auf. Wie ein lebender Toter stakste er mit leeren Augen und fahlem Antlitz an seinem Vater vorbei. Er ging aus dem Haus in die Unterkunft, wo er wie in Trance seinen Schlafsack einrollte und einen Proviantbehälter mit Streichhölzern, Zucker und Tee füllte. Mit eisigen, flatternden Händen stopfte er mehrere Packungen Fertignudelgerichte und eine Rolle Toilettenpapier in die Satteltaschen. Dann verschwand er im Laufschritt zum Schuppen, um Sattel und Zaumzeug zu holen. Sobald Hank Tom kommen sah, trabte er auf seinen langen braunen Beinen zum Tor und wartete darauf, herausgelassen zu werden. Tom befestigte sein Gepäck am Sattel, stieg auf und ritt in Richtung Fluss los.
    Im Gartenschuppen waren Mick und Trudy immer noch damit beschäftigt, die letzten Blumenzwiebeln einzupacken. Sie sahen von ihren Kartons auf und verfolgten, wie Tom die Brücke über den Fluss querte und dann auf den Hirtenpfad zuhielt, der ihn zum Kamm des Devil’s Crag führen würde.
    Von seinem jetzigen Standort aus konnte Harry Tom und Hank kaum noch hinter den Eukalyptusbäumen ausmachen. Oben vor dem Haupthaus schleppten die in Overalls gekleideten Umzugshelfer die schwere Wohnzimmergarnitur über den Rasen. Es war die mit den Blüten, die Trudys Eltern ihr zur Hochzeit geschenkt hatten. Mick trat beiseite, die Messingkopfenden ihrer Betten in den Armen. Trudy
folgte ihm mit den Blumenvorhängen aus dem Gästezimmer beladen, die sie jetzt säuberlich auf dem Rücksitz ihres Autos ablegte. Harry zog sich in den Schuppen zurück, denn er wollte auf keinen Fall mit ansehen, wie der Laster und Trudys roter Flitzer am Schuppentor vorbei und von der Farm fuhren. Er sackte auf einen Wollballen, ließ den Kopf in die Hände sinken und lauschte dem Grollen des Möbelwagens, der langsam aus dem Tal fuhr.
    Erst viel später erhob er sich langsam, mit steifen Beinen und schmerzenden Knien, um zum Haus hinüberzugehen. Er schwankte leicht und musste sich an der Wand abstützen. Sein Weg führte ihn in das ausgekühlte Esszimmer, wo er sich bückte, um die antike Vitrine aufzuschließen. Aus dem muffigen Inneren nahm er eine Flasche Whisky und eine Flasche Port. Dann ging er weiter in die Küche, wo er sich am Kopfende des Tisches niederließ. Hinter seiner Schulter leuchtete ein Staubfleck auf dem Kaminsims, wo bislang die Uhr gestanden hatte, aber Harry konnte das Ticken immer noch in seinem Kopf hören.
    Lange blieb er so sitzen. Einfach nur sitzen. Es war schon dunkel, als er den letzten Schluck Whisky in seine Teetasse kippte und unsicher nach der Portweinflasche griff. Er merkte nicht mehr, wie er vom Stuhl kippte, auf den Boden sackte und dabei seinen Kopf mit einem dumpfen Knall an der Tischkante aufschlug.
    Dafür spürte er am frühen Morgen den Schmerz wie ein scharfes Messer hinter seinen Augen. Als die Welt um ihn herum wieder Konturen annahm, begriff er, dass die weiche, bleiche Haut an der Innenseite seiner Schenkel brannte, weil irgendwann in der Nacht Urin in den Stoff seiner Arbeitshose gesickert war. Er musste gleich wieder würgen, als er begriff, dass die eine Hälfte seines Gesichtes in einer Pfütze aus Erbrochenem lag. Die Katze, die schon seit Stunden miaute, weil sie hinausgelassen werden wollte, saß mit großen,
angsterfüllten Augen auf der Kommode, angewidert von sich selbst, weil sie zwangsweise in die Ecke gemacht hatte.
    Draußen vor dem Fenster saß eine Krähe auf dem Wipfel einer dunklen australischen Pinie. Sie krächzte laut. Auf dem Boden liegend, hörte Harry ihren einsamen, gespenstischen Ruf über das menschenleere Tal schallen.

Kapitel 23
    Du kannst doch keine Heuballen als Couch nehmen, du Dödel! « Rebecca stemmte die Hände in die Hüften und schaute zu, wie Paddy den Ballen in die Zimmerecke wuchtete und dabei eine Grasspur über den ohnehin fleckigen, penis-pinken Teppichboden legte.
    »Also, nachdem du deine Anziehsachen und dein Essen im Einkaufswagen aufbewahrst, bin ich überzeugt, dass ein paar Heuballen den Gesamteindruck kaum stören«, antwortete Paddy mit hochrotem Kopf, nachdem er den Ballen fallen gelassen und seine Jeans wieder

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