Wo die Wasser sich finden australien2
ließ sich darauf nieder, und Rebecca tastete nach seinen Fingerspitzen. Er packte ihre Hand und zog sie durch das Wasser heran. Sie setzte sich auf seinen Schoß. Er verlor sich in ihrer Schönheit. Sie spürte seinen warmen Mund auf ihrem. Nasse Finger auf nasser junger Haut.
»Genau wie bei unserem ersten Kuss«, sagte er.
Ohne den Blick von ihr zu nehmen, zog er sie wieder flussabwärts. Zu den Handtüchern und dem Rucksack zurück. Zurück zum grasbewachsenen Ufer. Auf Rebeccas Haut glänzten Wasserperlen, auf denen winzige Spiegelbilder der Schlucht leuchteten. Als sie sich auf das Handtuch legte, zerplatzten und verschmierten die perfekten silbernen Perlen unter Charlies schwerem Körper. Er küsste die Feuchtigkeit weg und ertrank in dem Anblick von Rebecca am Fluss. Sie fuhr mit den Händen über seine braune Haut und ertastete seine festen, muskulösen Hinterbacken. Es war ein
so erfüllendes Gefühl, sein Gewicht zu spüren. So tröstlich. So richtig.
Als er in sie drang, sah Rebecca an seinem nach Flusswasser duftenden Haar vorbei auf in den blauesten Sommerhimmel. Sie fühlte, wie ihre Seele aufstieg. Hoch zu dem stillen Adler, der auf der warmen, sauberen Thermik schwebte. Sie erschauerten gemeinsam und sahen sich dann still liegend in die Augen, während der Fluss leise an ihnen vorbeiströmte.
Kapitel 24
Der Atem stand in der kühlen Bergluft als weiße Dampfwolke vor Nüstern und Mund, wenn Tom und Hank allmorgendlich noch in der Kühle der Dämmerung, bevor sich die Sonne über den Berg schob, langsam von der Hütte wegritten. Vom Pfad aus ging Toms Blick über das ganze Tal und folgte dem Band von Eukalyptusbäumen, das den Fluss säumte. So schön hatte die Farm früher von hier oben ausgesehen. Jetzt, in der Trockenheit, wirkte sie öde und unbeseelt. Nicht einmal die strahlende Morgensonne vermochte Toms Herz zu wärmen. Der dunkle Wasserlauf, der einst der stolze und fruchtbringende Rebecca River gewesen war, war zu einem dünnen silbernen Faden zusammengeschnurrt, der sich zwischen grauen Felsbrocken dahinschlängelte.
Sein Vater sah ihn nie auf Hank begleitet von der nebenher trottenden Bessie auf den Hof reiten. Harry blieb inzwischen immer mindestens bis neun Uhr im Bett und schlurfte erst dann in seinen stinkenden Arbeitsklamotten an den Küchentisch. Frühestens um elf Uhr vormittags trat er aus dem Haus und schlich mit leerem Gesicht und kalten Augen über den Hof. Tom war klar, dass sein Vater unter Depressionen litt. Er konnte das verstehen. Er wusste nur zu gut, wie es ist, in diesen dunklen Abgrund zu rutschen. Bis nur noch dunkle Wände aufragen und kein Weg mehr nach oben führt.
Anfangs war die Depression seines Vaters der wichtigste Grund für Tom gewesen, auf Waters Meeting zu bleiben. Während der ersten Wochen hatte Tom Pläne geschmiedet, wie er die Farm verlassen würde. Er träumte davon, den Pick-up für die Farmarbeiten mit seinem Schlafsack und Bessie zu beladen. Darin nach Norden zu reisen, um Arbeit
zu finden, oder in die Stadt zu fahren, um sich dort für ein Kunststudium einzuschreiben. Doch im Lauf der Zeit hatte Tom erkannt, dass ihn die Angst lähmte, eine tiefe Angst vor der Welt da draußen. Sie überschattete sogar die Angst um ihn selbst und die Angst um seinen Vater. Tag für Tag konnte er beobachten, wie sich die Depression gleich einer nachtschwarzen Wolke über seinen Vater senkte. Sie zerrte Harrys Mundwinkel und seine Schultern nach unten und löschte das Licht in seinen Augen. Als sein Vater täglich zu trinken und den Whisky kartonweise in Dirty’s Pub zu bestellen begann, hatte Tom das Gefühl, nicht mehr weg zu können. Seine Welt war jenseits aller Realität. Seine Welt war schwarz. Und so blieb Tom im selben tiefen Abgrund wie sein Vater.
Pflichtbewusst fütterte Tom die Hühner und sammelte die Eier ein. Die eine Hälfte legte er in einen Blecheimer an der Hintertür, die andere Hälfte wickelte er behutsam ein und steckte sie in seine Satteltasche. Er verfütterte die letzten strohigen Heuballen an die Pferde und Stiere und schleppte eimerweise schlammiges Brackwasser aus einer Vertiefung am Fluss in die Tröge. Tom hatte alle Tore zu den Auslaufweiden am Berg geöffnet, damit die trächtigen Kühe in den Taleinschnitten Futter suchen konnten. Dort wuchs noch genügend Gras, trotzdem brauchten sie dringend Regen, weil sonst die Bergquellen austrocknen würden. Die Merinoschafe waren alle verkauft, und die Getreidesilos waren leer. Als
Weitere Kostenlose Bücher