Wo die Wasser sich finden australien2
Tom einige der schwächeren Mutterschafe stolpern und in den Schlamm rund um die Wasserlöcher sinken sah, wurde ihm noch schwerer ums Herz. Es war kein Ende abzusehen. Tag für Tag Trockenheit.
An manchen Tagen ertrug Tom den Anblick der verhungernden Tiere nicht mehr und versteckte sich lieber in der Dunkelheit des Maschinenschuppens, wo er sich mit Kleinarbeiten beschäftigte – das Öl bei einem der Fahrzeuge zu
wechseln oder die Hydraulik der Ballenpresse zu reparieren. Gleichzeitig hasste er die Dunkelheit und den Geruch des Maschinenschuppens. Beides erinnerte ihn an Mick.
Jeden Dienstag und Freitag drehte Tom den Anlasser des uralten Pick-ups für die Farmarbeiten und fuhr die zehn Kilometer über die staubige Straße und die andere Seite des Tales zum Briefkasten hinauf, um die bestellten Lebensmittel und die Post abzuholen.
Die Lebensmittel ließ er an der Hintertür zum Haupthaus stehen, dann fütterte er die Katze, packte seine Satteltasche mit Obst oder Kartoffeln voll und füllte seine Literflasche mit Milch.
Manchmal schlachtete er dann noch ein dürres Schaf und hängte es für seinen Vater gehäutet und geviertelt in den Schuppen. Die meisten Koteletts nahm er mit, weil es in der Hütte keinen Ofen gab, in dem er eine Keule oder Schulter hätte braten können. Tom kochte auf einem Lagerfeuer, das den ganzen Tag leise schmauchend vor sich hin glomm, während er unten auf den Feldern arbeitete. Gelegentlich begegnete er wortlos seinem Vater auf der Farm. Einmal hätten sich ihre Schultern fast berührt, als Tom in den Schuppen kam und Harry ihn gerade verließ, aber selbst da hatten sie es nicht fertiggebracht, einander in die Augen zu sehen.
Manchmal, wenn der Mond voll, hoch und groß am Himmel stand, stiegen Hank und Tom durch das gespenstische Weiß der Bergeukalyptusbäume ins Tal ab. Dann schlich Tom ins Haus und auf Zehenspitzen durch den Flur ins Arbeitszimmer. Im Schlafzimmer einen Stock höher lag sein Vater im Vollrausch zwischen den schmierigen Laken.
Das kühle blaue Licht des Computers beleuchtete Toms Gesicht, während er wieder einmal die Bücher prüfte. Ein Jahr konnten sie noch durchhalten. Ein knappes Jahr. Er bezahlte die Rechnungen online und schrieb eine weitere E-Mail an den Bankmanager. Rebecca zu schreiben, brachte
er nicht übers Herz. Sie lebte in einer völlig anderen Welt. Ihre Nachricht an ihn leuchtete im Posteingangsordner auf. Er klickte sie an.
Hi Tom,
mache mir solche Sorgen um dich. Versteckst du dich immer noch in deiner Hütte? Wie läuft’s auf der Farm? Was gibt es Neues von Micks neuem Job/Leben/Trudys Schwangerschaft? Wie geht’s dem alten Mist… Ich meine Dad? Schreib mir! Ich bin ganz krank vor Sorge! Hat Trudy den Computer mitgenommen, kannst du deshalb nicht schreiben? Bitte melde dich.
Alles Liebe
Schwesterherz
P.S.: Wir haben eine Bombenbeurteilung für unser Farm-Projekt kassiert! Du solltest Sal schreiben und ihr danken. Danke für deine Hilfe dabei. Ich kann es kaum erwarten, das Projekt umzusetzen und die Farm zusammen mit dir wieder auf Kurs zu bringen.
P.P.S.: Ich gehe jetzt mit einem voll netten Typen … Er heißt Charlie Lewis. Du würdest ihn lieben.
Tom schloss die Augen. Dann schaltete er den Computer aus, und der Raum wurde schlagartig dunkel.
Als er die Hütte erreichte, war es schon zwei Uhr morgens, der Mond war hinter den Eukalyptusbäumen untergegangen. Müde trat er sich die Stiefel von den Füßen und kroch, ohne sich auszuziehen, zwischen die eisigen Laken unter seinem Leinenschlafsack. Dann fasste er unter das schmuddlige Kissen und zog einen schlaffen, abgewetzten Teddybär heraus. Er drückte ihn an seine Brust und fiel in einen tiefschwarzen Schlaf.
Kapitel 25
Er fragte Frankie bei einer Portion heißem, gegrilltem Lamm auf Rosmarin mit sahniger Knoblauchsoße. Peter stellte den Teller vor ihr ab, schenkte den Rotwein in einem plätschernden Strahl in ihr Kristallglas und kniete dann neben ihrem Stuhl nieder.
»Ich hatte nicht vor, das so schnell zu tun, und ich tue es nur aus einem Impuls heraus, darum bin ich auf jede Reaktion gefasst, aber … Dr. Frances Saunders, möchtest du mich heiraten?«
Während Frankie in Peters ernstes, fast flehendes Gesicht blickte, kam Henbury zu seinem Herrchen getappt. Der Hund schnupperte erst am Esstisch und dann an Peters Geschlecht.
Peter verzog das Gesicht und schubste Henbury mit dem Ellbogen weg. »Verzieh dich, Henners. Du machst den alles entscheidenden Moment
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