Wo die Wuerfel fallen
März 44 v. Chr. (= 15. März 44) wurde Cäsar von mehreren Senatoren bei einer Sitzung mit 23 Dolchstichen ermordet. Zu der Gruppe, die ihn attackierte (beteiligt waren 50 bis 60 Personen) |47| , gehörte auch der junge Marcus Iunius Brutus. Brutus hatte als überzeugter Republikaner auf Seiten des Pompeius gegen Cäsar gekämpft und diesen dafür später um Verzeihung gebeten. Cäsar hatte ihm die Verzeihung sofort gewährt und Brutus gehörte seitdem zum engeren Beraterkreis um Cäsar. Nach der Überlieferung lauteten Cäsars letzte Worte – auf Griechisch: »
Kaì sy téknon
« – »Auch du, mein Sohn.«
Gib mir die Legionen wieder! – Legiones redde!
Waren die Römer sicher? Nein, es gab da einen von unbeugsamen Germanen bewohnten Landstrich jenseits des Rheins …
Rom hatte eine ungeheure Ausdehnung erreicht. Im Norden bildeten Rhein und Donau eine natürliche Grenze, die nicht weiter befestigt war. Spätestens seit 15 v. Chr. gab es in Rom Pläne, Germanien zwischen Rhein und Elbe unter römische Oberhoheit zu bringen. Seit 7 n. Chr. war Varus (um 46 v. Chr.– 9 n. Chr.) Statthalter am Rhein und beauftragt, bei den bereits verbündeten Germanen jenseits des Rheins römische Verhältnisse herzustellen (zum Beispiel, was die Verwaltung oder die Tribute betraf). Daher hielten sich schon seit Jahren römische Truppen an befestigten Plätzen und bei Verbündeten weit jenseits des Rheins auf. Einer dieser Verbündeten war der Cheruskerfürst Arminius (ca. 16 v. Chr. – 21 n. Chr.). Er war schon als Junge als Geisel nach Rom gekommen, hatte eine römische Erziehung genossen, war römischer Offizier geworden und galt als verlässlicher Bundesgenosse.
Doch er wandte sich gegen die Römer und lockte drei Legionen in einen Hinterhalt, die unter Varus’ Oberbefehl standen und von Germanien in ein Winterlager am Rhein unterwegs waren. In einer mehrtägigen Schlacht im Jahre 9 n. Chr. wurden sie von den Cheruskern und ihren germanischen Verbündeten vernichtet. Der Ort dieser früher als »Schlacht im Teutoburger Wald« bezeichneten Varusschlacht ist bis heute nicht eindeutig identifiziert. Man vermutet ihn aber bei Kalkriese nahe Osnabrück.
Als die Schlacht verloren war, begingen Varus und seine Offiziere Selbstmord. Dem Bericht des römischen Schriftstellers Sueton in seinen Kaiserbiografien zufolge soll Augustus beim Eintreffen |48| der Nachricht ausgerufen haben: »
Quinctili Vare, legiones redde
!« – »Quinctilius Varus, gib mir die (meine) Legionen wieder!« Eine Konsequenz aus dieser katastrophalen Niederlage war der spätere Bau des Limes, eines Grenzwalls zur Sicherung der Rhein-Donau-Grenze, mit der sich die Römer künftig begnügten. Eine Romanisierung Germaniens analog zu der Galliens fand also nicht statt.
Roma aeterna – Die ewige Stadt
Das Wort von der »ewigen Stadt« geht auf die eher beiläufige Formulierung
urbs aeterna
(= ewige Stadt) des lateinischen Dichters Tibull (um 50 – 19 v. Chr.) zurück, also einem Zeitgenossen von Varro und Vergil. Darin kommt der auch von Vergil in seiner »Rom-Gründungslegende«
Aeneis
ausgesprochene Gedanke zum Ausdruck, dass den Römern die Weltherrschaft auf ewige Dauer verliehen sei. Das gehörte zur Reichspropaganda unter Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) und zeigt, welches Selbstverständnis die antike Supermacht Rom hatte.
Mäzen
Ein enger Vertrauter und Ratgeber von Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) war der reiche Gaius Maecenas (um 70 – 8 v. Chr.), von dem sich der Begriff »Mäzen« ableitet. Er war ein Förderer der Künste und scharte einen bedeutenden Dichterkreis um sich. Dazu gehörten der Odendichter Horaz, dem er ein Landgut schenkte, Vergil sowie der Elegiendichter Properz. Die Literatur wurde zu propagandistischen Zwecken eingesetzt, um das Prinzipat des Augustus zu verherrlichen und akzeptabel zu machen. Das bedeutendste Werk in diesem Zusammenhang ist die
Aeneis
von Vergil. Zum Maecenas-Kreis zählte auch der Geschichtsschreiber Livius, der – als Pendant zur mythologisch-literarischen
Aeneis
– unter dem Titel
Ab urbe condita
ein Sachbuch zur Historie Roms verfasste. Vitruv widmete Augustus seine zehn Bücher über die Architektur
(De architectura)
als Dank für dessen Förderung. Ferner gehört in jene Zeit der Dichter Ovid, der allerdings einen anderen »Mäzen« hatte. Ovid wurde zu seinem großen Kummer aus nie geklärten Gründen von Augustus ins Exil ans Schwarze Meer verbannt, wo er auch starb.
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