Wo die Wuerfel fallen
Mittelmeerraums griechisch geprägt war – dank Alexander bis weit in den Osten. Weltkultursprache war Griechisch, die sogenannte
Koine
. Der spätere Welterfolg der biblischen Evangelien war nur möglich, weil sie von Anfang an in dieser einheitlichen Verkehrssprache der Antike abgefasst waren, die jeder Gebildete verstand – und nicht etwa in einem semitischen Dialekt. Durch Pompeius, Marc Anton und Cäsar kam der Nahe Osten unter römische Herrschaft. Rom war die Reichshauptstadt, Alexandria mit seiner berühmten Bibliothek und dem Museion aber die Kulturhauptstadt.
Diadochenkämpfe
Nach dem Tod Alexanders des Großen 323 v. Chr. kämpften einige seiner Generäle in den sogenannten Diadochenkriegen um seine Nachfolge und die Alleinherrschaft. Der Begriff »Diadochen« stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Nachfolger«. Im Ergebnis konnten sich die Ptolemäer in Ägypten, die Seleukiden in Syrien, Mesopotamien, Iran und die Antigoniden in Makedonien behaupten. In der heutigen Westtürkei war später noch das Reich von Pergamon von Bedeutung. Hier soll das »Pergament« entwickelt worden sein und hier entstanden bedeutende Kunstwerke wie der Pergamonaltar (jetzt in Berlin), die Laokoon-Gruppe (jetzt im Vatikan) und der Barberinische Faun (jetzt in München). Pergamon besaß nach Alexandria die zweitgrößte Bibliothek.
Quod erat demonstrandum
Euklid (ca. 365 – 300 v. Chr.) wirkte und lehrte am Museion in Alexandria, dem »Harvard« der antiken Welt. Von ihm stammt das grundlegende Lehrbuch der Mathematik,
Elemente
(griechisch
Stoicheia
), und er bewies, dass es unendlich |52| viele Primzahlen gibt. Wie Ptolemäus das geografische Wissen, so sammelte Euklid das mathematische Wissen seiner Zeit und stellte es verständlich dar. Seine
Elemente
wurden noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts im Geometrieunterricht verwendet.
Der oft als »q. e. d.« abgekürzte Satz von Euklid »quod erat demonstrandum« (= Was zu beweisen war) wird in dieser lateinischen Übersetzung verwendet, wobei er ursprünglich natürlich in der Bildungssprache der hellenistischen Welt, auf Griechisch, verfasst war. Er bezieht sich auf die am Anfang gestellte mathematische Aufgabe oder Behauptung.
Heureka!
Heureka!
(= Ich hab’s gefunden!) lautete der erfreute Ausruf des Archimedes (um 285 – 212 v. Chr.), als das Badewasser über den Wannenrand lief, nachdem er sich hineingesetzt hatte. Der Überlieferung nach sprang er vor Freude wieder hinaus und lief nackt auf die Straße. Denn er hatte durch diesen Zufall entdeckt, dass sein Körpervolumen das Wasser verdrängt hatte. Daher bezeichnet man das »systematische Probieren« bei Untersuchungen naturwissenschaftlicher Phänomene als »heuristisches Prinzip«. Mithilfe des bei der Gelegenheit ebenfalls entdeckten Auftriebsprinzips konnte Archimedes feststellen, ob die Krone des syrakusischen Herrschers Hieron II. aus purem Gold war oder nicht. (Sie war es nicht.) Das Auftriebsprinzip heißt auch »archimedisches Prinzip«.
Die Welt aus den Angeln heben
Archimedes lebte in der griechischen Stadt Syrakus auf Sizilien, so einer Art »Manhattan« der Antike. In dieser Kulturmetropole hatten schon Aischylos, Pindar und Platon ihre Visitenkarte abgegeben. Archimedes entwickelte dort mit den Hebelgesetzen die Grundlagen der Mechanik. Nach ihm ist der »archimedische Punkt« benannt, der Hebelpunkt. In Zusammenhang mit dem archimedischen Punkt steht auch sein berühmter Spruch »Gib mir einen Punkt, wo ich hintreten kann, und ich bewege die Erde«, der meist wie folgt zitiert wird: »Ich werde die Welt aus ihren Angeln heben« (die Erde galt damals als unverrückbar im Weltzentrum ruhend). Archimedes erfand außerdem die »archimedische Schraube«, mit deren Schneckengewinde sich Wasser |53| von einem niedrigen zu einem höher gelegenen Ort transportieren lässt.
Störe meine Kreise nicht!
Noch zu Lebzeiten von Archimedes belagerten die Römer im Zweiten Punischen Krieg Syrakus und nahmen es schließlich ein (s. o. »Hannibal ante portas«). An der Verteidigung der Stadt soll sich Archimedes durch die Konstruktion effizienter Katapulte und Ähnlichem beteiligt haben.
Nach der Eroberung war Archimedes gerade in die Lösung eines geometrischen Problems vertieft und hatte dafür Kreise in den Sand gezeichnet. Einem römischen Soldaten, der hinzutrat, befahl er unwirsch:
»Noli perturbare circulos meos!«
Der Soldat wusste nicht, wen er vor sich hatte, sondern war nur wütend, so
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