Wo die Wuerfel fallen
zusammen mit zwei amerikanischen Pharmakologen bis zur Marktreife. Durch die »Pille« waren Frauen gegen ungewollte Schwangerschaften weitgehend gefeit und sie ermöglichte ihnen ein freieres Sexualleben auf Augenhöhe mit den Männern. Die Pille beförderte auch entscheidend die Frauenemanzipation. Der demografische Wandel durch den Pillenknick führt in naher Zukunft voraussichtlich zu einer Krise der Rentensysteme.
Bildungskatastrophe
»Die deutsche Bildungskatastrophe« lautete die Überschrift einer Artikelserie des Pädagogen Georg Picht, die Anfang 1964 in der Zeitschrift
Christ und Welt
erschien. Georg Picht (1913 – 1982) war von 1946 – 1956 Leiter der Birklehof-Schule in Hinterzarten und in den 1950er-Jahren Mitglied des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen. Auch das Wort »Bildungsnotstand« stammt von ihm. Picht wies vor allem auf den sich Mitte der 60er-Jahre abzeichnenden Mangel an Lehrern und Klassenräumen hin und zeigte, dass die Kultusministerien der Länder noch nicht auf die absehbare Zunahme von Schülern aus den geburtenstarken Jahrgängen der Nachkriegszeit reagiert hatten. Auch damals rangierte die BRD am unteren Ende der europäischen Vergleichsstatistiken im Bildungssektor. Die Hochschulen waren bis weit in die 1980er-Jahre hinein nicht auf die wachsende Zahl von Studenten vorbereitet, wie die Numerus-clausus-Regelungen für viele Studienfächer zeigten. Die Numerus-clausus-Regelung beeinträchtigt das grundgesetzlich garantierte Recht auf freien Hochschulzugang und die Freiheit der Berufswahl.
Berliner Mauer
Durch die Errichtung einer gemauerten Absperrung entlang der Grenze der Westsektoren zum sowjetischen Sektor in Berlin seit dem 13.August 1961 wurde aus dem Allgemeinwort »Mauer« ein Geschichtsbegriff. Als Bauwerk und Begriff wurde »die Mauer« damit auch zum Symbol im Zusammenhang mit dem »Kalten Krieg« und dem »Eisernen Vorhang«. Die DD R-Führung wollte mit der Errichtung der Mauer die »Republikflucht« der DD R-Bürger verhindern. Aufgrund des besonderen Status der Stadt konnten sich DD R-Bürger anfangs noch in Ostberlin in die S-Bahn |213| setzen und nach Westberlin fahren. In den ersten beiden Augustwochen 1961 gelang dies 41 433 Personen. Im DD R-Jargon nannte man die Mauer »antifaschistischer Schutzwall« bzw. »befestigte Staatsgrenze«.
Ich bin ein Berliner
Der amerikanische Präsident John F. Kennedy (1917 – 1963) sprach diesen Satz am Ende seiner Rede vor dem Schöneberger Rathaus am 26. Juni 1963 auf Deutsch. Aufgrund des besonderen Status von Berlin war der Westteil der Stadt wie eine Insel des »freien Westens« innerhalb der sozialistischen DDR. Zwei Jahre nach dem Mauerbau und ein Jahr nach der Kubakrise war der Kalte Krieg kaum deeskaliert. West-Berlin war ein Stachel im Fleisch des kommunistischen Ostens. Die Provokation einer Berlin-Krise lag im Bereich des Denkbaren. Gegenüber dem eindeutig hinter der Ost-Berliner Regierung stehenden Moskau waren nur die USA machtpolitisch in der Lage, die Freiheit und Sicherheit West-Berlins notfalls auch militärisch zu garantieren. Diese Garantie gab Kennedy mit dem berühmten Satz gegenüber den Berlinern und auch an die Adresse Moskaus gerichtet ab.
Vietnam
Das Wort »Vietnam« entwickelte sich ähnlich wie »Waterloo«, »Stalingrad« oder »Pearl Harbor« zu einem Niederlagen-Begriff und zum Inbegriff eines amerikanischen Traumas. Das Trauma resultierte vor allem daraus, dass die hochgerüstete Supermacht das kleine und arme Dritte-Welt-Land trotz Einsatz massivster Mittel militärisch nicht bezwingen konnte. 1965 griffen die USA erstmals mit eigenen Truppen ein. Die letzten Amerikaner mussten 1975 schmachvoll aus Saigon abziehen. Die strategisch führenden Köpfe auf vietnamesischer Seite waren Ho Chi Minh und General Giap. Sie hatten bereits im ersten Vietnamkrieg, dem sogenannten Indochinakrieg (1946 – 1954), die Franzosen besiegt und damit deren Kolonialherrschaft beendet. Danach war das Land geteilt. Der Norden war kommunistisch und wurde von den beiden kommunistischen Großmächten Russland und China logistisch unterstützt, der Süden unter dem Diktator Diem stand unter der Schutzherrschaft der Amerikaner, die in Südostasien um keinen Preis ihr Gesicht verlieren wollten |214| und deshalb immer tiefer in den Krieg hineingezogen wurden. Angesichts der militärischen Schwierigkeiten der Amerikaner skandierten antiamerikanisch gesinnte Studenten in den späten
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