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Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen

Titel: Wo Elfen noch helfen - Walter, A: Wo Elfen noch helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Walter
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Spezialitäten des Þorrablót – eines traditionellen Festessens zu Ehren des Wettergotts Thors. Jedes Jahr im vierten Wintermonat, dem Þorri, zwischen Ende Januar und Mitte Februar, bereitet man dem Wettergott einen großen Opferschmaus, um ihn milde zu stimmen. Noch heute werden diese Gerichte in manchen Restaurants oder auf Privatparties feierlich zubereitet und manch Isländer oder Islandfan feiert das Þorrablót sogar im Ausland, obwohl es gewöhnungsbedürftig ist.
    Auf den Tisch kommen beispielsweise súrsaðir hrútspungar (in saure Molke eingelegte Hammelhoden), aber auch hangikjöt (geräuchertes Lammfleisch) oder harðfiskur (der beliebte Trockenfisch). Dazu gibt es ein großes Aufgebot an Blut- und Leberwurst und natürlich svið (Schafskopf ). Außerdem isst man zum Þorrablót auch hákarl (fermentierter Haifisch), eine Delikatesse, die in Häppchen serviert wird und zu der man ordentlich viel Brennivín trinkt.
    Ich habe diese Delikatesse bereits im Wikingerrestaurant probiert, aber mich interessiert, wie sie hergestellt wird. »Dann weiß
ich, über wen du mal schreiben kannst«, sagt Gisli. Das sagt er immer, wenn er einen Tipp für mich hat, denn Gisli kennt das Land wie seine Westentasche. »Über Hildibrandur«, sagt er, »den bekanntesten Hákarl-Hersteller der Insel.«

Hai in Häppchen
    Ich möchte mehr über fermentierten Hai erfahren. Trotz einem üblen Schnupfen frage ich einen Kollegen, ob er mich in den Norden begleitet. »Klar können wir zusammen zu Hildibrandur fahren«, sagt Dagur. »Aber nur, wenn wir auf dem Rückweg einen Freund von mir im Gefängnis besuchen.« – »Mit großem Vergnügen«, sage ich. Wobei ich Letzteres erst für einen isländischen Scherz halte. Ein Irrtum.
    Wir machen uns auf den Weg zur Halbinsel Snæfellsnes, die nordwestlich von Reykjavík liegt und der Ort ist, den Jules Verne in seinem Roman Reise zum Mittelpunkt der Erde beschreibt. Axel, der Neffe des verrückten Professors Lidenbrock aus Hamburg, der es gar nicht erwarten kann, endlich die Expedition zum Erdinneren anzutreten, sagt beim ersten Blick auf die Landkarte: Die Halbinsel sehe aus »wie ein Knochen mit einer Gelenkkapsel am Ende«. Und genau an jenem Ende prangt der 1446 Meter hohe Snæfellsjökull (Schneeberggletscher), ein Stratovulkan, der sich laut dem Schriftsteller Halldór Laxness »zu gewissen Zeiten des Tages in besonderer Helligkeit verklärt«, woraufhin »alles nichtig wird vor ihm«. In den Krater dieses
Vulkans steigen die beiden Wissenschaftler hinab, um den Mittelpunkt der Erde zu finden. Was natürlich streng genommen allein deshalb nicht geht, weil ein Gletscher auf dem Krater ruht. Aber wir wollen mal nicht so sein. Abgesehen vom Zugang zum Zentrum der Welt, gibt es auf Snæfellsnes auch überirdisch noch so manch Interessantes zu entdecken. Damit meine ich nicht nur die atemberaubend schöne Natur – manche nennen die Halbinsel eine Mini-Version von Island, weil es hier die unterschiedlichsten Landschaften zu sehen gibt, darunter Vulkane, Gletscher, Steilküsten, Lavafelder und Fischerdörfer. Ich denke dabei auch an den Hof von Hildibrandur, dem berühmtesten Hersteller von fermentiertem Haifisch, und an eines der berühmtesten Gefängnisse Islands.
    Doch zunächst zum Haifischmann. Hildibrandur Bjarnason lebt an der nördlichen Küste von Snæfellsnes, zwischen Grundarfjörður und Stykkishólmur. Sein Hof, der Bjarnarhöfn, liegt einsam im Schatten eines grimmigen Berges, über den dicke Nebelschwaden kriechen und aus dem ein kleiner Wasserfall entspringt. Als wir auf das Hofgelände kommen, ist ein Traktor mit Gabelstaplerarmen gerade dabei, einen sieben Meter langen Grönlandhai zur Schlachtbank im Freien zu hieven. Hildibrandur und sein Sohn haben sie aus Plastikwannen und einer Holzplatte gebaut. 800 Kilo schwer dürfte der Hai jetzt sein, nachdem sie ihm bereits den Kopf abgetrennt haben. Hildibrandur wetzt sein Messer. Als Erstes schneidet er dem Grönlandhai die Flossen ab. Er verkauft sie nach Japan, weil die dort eine Suppe daraus machen, »die gute Männer aus ihnen machen soll«. Hildibrandur grinst. Man hält Haifischflossen dortfür potenzsteigernd. Ein einziger Teller in einem feinen Restaurant soll zwischen 120 und 180 Euro kosten. Hildibrandur passt das gut, ihn interessieren die Flossen nicht. Ihm geht es um das Fleisch.

    Flink zerteilen er und sein Sohn unter der unberechenbaren Himmelsdecke Islands den ersten Hai. Sie tragen orangefarbene

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