Wo geht’s denn hier ins Paradies?
ein Signal von sich, riss sie ziemlich unromantisch aus der verliebten Stimmung.
„Komm, erobern wir Ludwigs Schloss.“ Karsten ließ ihre Hand nicht los, und so schlenderten sie ein Stück durch den Park, immer dem riesigen Gebäude entgegen, das ebenso prachtvoll wie architektonisch vollendet war.
„Hier müsste man einen Film drehen können“, murmelte Ellen.
„Das ist schon passiert. Aber heutzutage sind solch aufwändigen Außenaufnahmen viel zu teuer. Man muss sehen, dass möglichst viele Szenen innen spielen, damit man die Kulissen aufbauen und im Studio arbeiten kann.“
„Ich weiß.“ Ellen lächelte. „Seit einiger Zeit arbeite ich auch fürs Fernsehen.“
„Was du nicht sagst! Hier in München?“
„Klar. Darum bin ich sogar umgezogen. Die Chance, an einer Serie mitwirken zu können, war groß. Und … ich finde die Aufgabe, Kostüme aus einer vergangenen Epoche entwerfen zu können, sehr reizvoll. Wenn es sich auch nur um die Zeit zwischen 1920 und 1930 handelt und nicht um Rokkoko-Kleider …“
„Das glaub ich jetzt nicht!“, fiel er ihr ins Wort. „Sag nur, du arbeitest für ‚Teufel im Paradies’?“
„Genau. Woher …“
Er lachte und umarmte sie vergnügt. „Ich schreib die meisten der Drehbücher. Zumindest stammt die ganze Storyline von mir.“
„Christian de Latour … das bist du?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich gestehe. Aber glaub mir, auf die Idee mit dem albernen Pseudonym ist die Produktionsfirma gekommen. Die fanden den Namen klangvoller.“
Ellen legte den Kopf ein wenig schräg und sah ihn amüsiert an. „Na ja, wenn ich ehrlich sein soll … es hat den Anschein, als wärst du zumindest von altem französischem Adel. Es reizt schon.“
„Du magst meinen Namen also nicht?“
„Christian de Latour klingt besser.“
„Du bist ein Biest.“
Sie lachte. „Magst du Biester?“
„Wenn sie so sind wie du – sehr sogar.“
Von einer Sekunde zur anderen war aus dem kleinen Geplänkel Ernst geworden. Sie spürten es beide. Ganz dicht standen sie voreinander. Im Hintergrund plätscherte der Fortunabrunnen, dessen Wasserspiele etwas ganz Besonderes waren.
Karsten legte die Hände um Ellens Gesicht. „Ich mag dich sehr, Ellen“, gestand er. „Und es ist ein Geschenk des Schicksals, dass wir uns endlich wieder getroffen haben.“
Und dann sagte er nichts mehr. Ganz dicht war sein Gesicht vor ihrem, seine Lippen verschlossen ihren Mund mit einem Kuss, der alles sagte, was er fühlte.
Ellen schloss die Augen. Dieser Kuss … er entführte sie für einen Moment in eine andere Welt. Sie vergaß, dass sie sich in einem Schlosspark befanden, in dem sich mehrere hundert Menschen aufhielten. Hin und wieder warf man dem Paar einen lächelnden Blick zu, doch dann gingen die Besucher weiter. Schloss Herrenchiemsee war so gewaltig, dass neben ihm alles andere verblasste und uninteressant wurde – erst recht eines von vielen verliebten Paaren, die sich an diesem Sonnentag hierher begeben hatten.
Erst nach einer kleinen Ewigkeit ließ Karsten Ellen los. Ein langer Blick, ein Lächeln, dann gingen sie Hand in Hand weiter.
„Ich hab gelesen, dass hier 1948 das Grundgesetz konzipiert wurde“, sagte Ellen mit einer etwas heiseren Stimme.
„Nicht hier, sondern vorn im „Alten Schloss“. Das ist das Gebäude gleich neben dem Landungssteg. Wenn du magst, können wir auf dem Rückweg versuchen, noch hinein zu kommen. Aber erst mal solltest du dir die Prachträume in Herrenchiemsee anschauen. Sie wirken sicher inspirierend auf dich.“
„Leider spielt „Teufel im Paradies“ nicht in der Zeit des Märchenkönigs. Das wäre für uns Kostümbildner noch viel reizvoller.“ Sie lehnte kurz den Kopf an seine Schulter. „Aber ich will nicht unbescheiden sein. Dass Claude Schneiders mich überhaupt nach München geholt hat, ist schon ein totaler Glücksgriff.“
„Du kennst den Chefdesigner?“ Karsten registrierte still für sich, dass so etwas wie Eifersucht in ihm aufstieg. Claude war ein großer, schlanker und sehr eleganter Mann. Er hatte viele Affären – sagte man zumindest.
„Nicht besonders gut. Ich hab ihn erst durch meine Freundin Mimi kennen gelernt. Sie arbeitet schon fast ein Jahr mit ihm zusammen. Und als sich die Möglichkeit für mich ergab, auch nach München zu ziehen … da hab ich einfach zugegriffen. Bei Mode Hunold in Hamburg konnte ich nicht so arbeiten, wie ich es wollte.“
„Was willst du denn?“
Ellen legte den Kopf in den
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