Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Nacken und sah zum blauen Himmel hoch, an dem nur vereinzelt ein paar Schönwetterwölkchen segelten. „Kreativ sein. Etwas entwerfen, das genau auf den Typ der Frau passt, die dieses Kleid – oder vielleicht ein Kostüm – tragen soll. Nicht so etwas Konservatives, Traditionelles eben.“
Karsten küsste sie übermütig. „Mein nächstes Projekt wird ein Rausch von Kostümen des Rokkoko. Oder des Biedermeier. Ganz wie du willst.“
„Das ist sehr nett von dir. Aber ich hab auch nichts gegen Mode von heute. Wenn sie individuell ist. Pfiff hat und …“ Sie brach lächelnd ab. „Ich gerate mal wieder ins Schwärmen. Tut mir Leid.“
„Das muss es doch gar nicht. Ich find’s schön, wenn man in seinem Beruf aufgeht. Wenn ich ein neues Stück konzipiere – oder auch nur etwas umschreibe – gehe ich auch ganz in meiner Arbeit auf. Da darf man mich nicht stören oder ablenken.“
„Und – was tu ich jetzt? Lenke ich dich nicht ab? Musst du nicht schreiben?“
„Du inspirierst mich.“ Er zog sie lachend an sich. „Zumindest werden mir die Liebesszenen sehr gut gelingen.“
Eng umschlungen gingen sie weiter zum Schloss. Ellen bewunderte die prachtvollen Räume, die von der verschwenderischen Fantasie des Märchenkönigs zeugten. Die große Spiegelgalerie faszinierte sie besonders.
„Hier mal einen Ball erleben können …“, meinte sie verträumt.
„Das ist wohl nicht mehr möglich. Wir dürfen noch nicht mal ein paar Schritte tanzen. Aber … das holen wir nach. Heute Abend in einer Bar. Magst du?“
„Gern. Ich freu mich.“
„Ich mich auch. Darüber, dich getroffen zu haben. Mit dir zusammen sein zu können …“ Karsten brach ab. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er sich gerade jede Menge Probleme auflud. Ellen war einfach bezaubernd. Sie war genau so, wie er sich eine Lebenspartnerin vorstellte. Aber – er wusste kaum etwas über sie. Und da war ja auch noch Janine. Janine mit ihrem Temperament, ihrer Leidenschaft, ihre Erotik …
Wie sollte er Janine klar machen, dass ihre Beziehung zu Ende sein musste?
Sein Star würde toben. Ausflippen. Eventuell die Produktion gefährden.
Und er selbst … würde er auf die Stunden in ihren Armen verzichten können? Würde er bei Ellen das finden, was Janine ihm so großherzig schenkte?
Mein lieber Freund, du hast dir einige Schwierigkeiten eingehandelt, sagte er sich. Mal sehen, wie du aus diesem Schlamassel wieder raus kommst!
+ + +
„O verdammt, Jonas, wir sind viel zu spät dran!“ Janine Rennard warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr, dann winkte sie dem Barkeeper. „Ein Taxi, Steve, aber schnell bitte.“
„Kommt so rasch wie möglich.“ Steve, seit zwanzig Jahren im Geschäft, ließ sich durch nichts so schnell aus der Ruhe bringen. Und durch plötzlich gehetzt wirkende Gäste, die bis vor wenigen Minuten noch abgetanzt und einen Drink nach dem anderen konsumiert hatten, schon gar nicht.
Seit zwei Jahren kannte er Janine. Ein Sternchen am Filmhimmel. Eins unter Tausenden. Steve war sicher, dass sie nie die wirklich große Karriere machen würde, die süße Janine. Aber sie hatte ihre Vorzüge, das stand zweifelsfrei fest. Und mit Körpereinsatz würde sie es wohl schaffen, auf der Karriereleiter einige Stufen hoch zu klettern.
Dieser Jonas an ihrer Seite – ein Nichts. Ein Oneshot. Kein Charisma. Kein Feeling fürs Wesentliche. Da war sich Steve sicher.
In seiner Bar verkehrten viele Prominente. Künstler. Schauspieler. Manager. Wenn er ehrlich war, von allem nur die zweite Garde. Aber … sie brachten gutes Geld. Vor allem mit den Sachen, die sie unter der Hand bestellten.
Steve war nicht gerade das, was man einen Heiligen nannte. Doch er bemühte sich, nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. In seinem Laden wurde nicht gedealt. Und wenn er es irgendwie verhindern konnte, wurden auch keine Drogen konsumiert. Ein bisschen Kokain … das konnte er niemandem verwehren.
Und so hatte sich auch Janine in dieser Nacht einiges zu Gemüte geführt. Der Barchef sah es an ihren glänzenden Augen, an ihren Bewegungen, die lange nicht so geschmeidig waren wie sonst.
„Das Taxi!“
„Wir kommen gleich. Nur noch einen …“ Janine brach ab. Auf einmal wurde ihr schrecklich schwindelig. Und auch Jonas, der eben noch neben ihr gesessen und ein Glas Ramazotti auf Eis getrunken hatte, wirkte plötzlich apathisch.
Steve sah es mit Befremden. Er und einer seiner Kellner bemühten sich, die beiden Gäste, die zu den letzten dieser
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