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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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„Willkommen zurück im Leben!“
    Ein kleines Lächeln schien um den Mund der Kranken zu huschen. Es war, da noch ein Tubus in ihrer Kehle steckte, kaum zu merken. Aber es war in ihren Augen, die jetzt wieder zu Ellen schauten.
    Lange sahen sie sich an – dann schlief Carola übergangslos ein.
    „Das ist gut“, meinte der Arzt, „sie schläft sich jetzt gesund. Tankt so am besten Kraft.“
    „Und … wie lange muss sie noch hier bleiben?“, wollte Ellen wissen.
    „Auf Intensiv sicher noch drei Tage, dann kann sie auf die normale Station verlegt werden“, erwiderte der Arzt.
    Ellen biss sich auf die Lippen. „So lange kann ich nicht bleiben“, murmelte sie. „Mein Job in München … ich darf ihn nicht riskieren.“
    „Das verstehe ich. Wann müssen Sie wieder weg?“
    „Morgen spätestens.“ Sie streichelte Carolas Arm, dann sah sie den Arzt bittend an. „Sagen Sie mir doch, was ich für Carola tun kann. Ich … ich fühle mich so unnütz, wenn ich nur hier sitze.“
    „Sie haben doch schon so viel getan“, lächelte Johannes Stettner. „Ich bin ganz sicher, dass Ihre Freundin Ihre Nähe gespürt hat. Und Ihre Stimme hat sie eventuell rascher als vorhersehbar in die Wirklichkeit zurückgeholt.“ Er machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort: „Ich vertrete die These, dass Komapatienten einiges von dem, was um sie herum geschieht, mitbekommen. Und deshalb denke ich auch, dass Sie Carola sehr viel geholfen haben.“
    Gern hätte Ellen noch viel mehr getan, doch sie musste am nächsten Tag mit Mimi zurück nach München fliegen.
    Einmal noch besuchten sie zusammen die Freundin, die inzwischen ganz wach war. Noch immer sehr schwach, streckte sie den beiden Besucherinnen die linke Hand entgegen, in der keine Kanüle steckte. „Danke, ihr seid so lieb“, flüsterte sie.
    „Du musst ganz schnell wieder gesund werden“, meinte Mimi. „Und dann kommst du zu uns und wir päppeln dich auf.“
    „Versprochen“, gab die Kranke leise zurück. Dann ging ihr Blick zur Tür, wo gerade Dr. Stettner erschien, um Carolas Werte zu kontrollieren.
    „Der kommt oft, oder?“, meinte Mimi, als sie draußen auf dem Flur standen und der Freundin ein letztes Mal zuwinkten. „Ich denke, so einfache Kontrollaufgaben kann doch auch eine Krankenschwester vornehmen, oder?“
    Ellen schmunzelte. „Deine Fantasie geht mit dir durch“, meinte sie. „Ich bin sicher, dass Dr. Stettner ein sehr gewissenhafter Arzt ist.“
    „Der sehr gut aussieht und sich für unsere Carola interessiert. Wetten?“
    „Ich wette doch nie.“
    „Langweilerin.“ Sie hakte die Freundin unter. „Und jetzt los, der Flieger geht schon in knapp zwei Stunden, und wenn wir den verpassen, gibt’s Ärger mit Claude. Er hat uns genau zwei Tage frei gegeben – und das war schon mehr als großzügig.“
    Ellen verließ die Hamburger Uni-Klinik schweren Herzens, doch sie sah ein, dass sie ihren Pflichten nachkommen mussten. Und Carola war, das stand fest, in den besten Händen.
    Es dämmerte schon, als der Flieger in München Erding landete. Die beiden jungen Frauen beschlossen, erst noch mal im Atelier vorbei zu schauen.
    Claude Schneiders saß noch über einigen Entwürfen. Etliche Zeichnungen lagen auf dem Boden, Stoffballen waren zum Teil aufgerollt, eine Federboa lag quer über seinem Schreibtisch.
    „Na, wie geht es eurer Freundin?“, fragte er und schaute kurz von seiner Arbeit hoch.
    „Sie ist über den Berg“, erwiderte Ellen. „Danke, dass du uns frei gegeben hast, Claude.“
    „Schon gut“, winkte der Mann ab.
    „Nein, nein, es war immens wichtig“, berichtete Mimi lebhaft. „Carola lag im Koma nach einem schweren Eingriff. Wenn Ellen nicht mit ihr geredet hätte … der Arzt ist sich nicht sicher, ob Caro dann so rasch erwacht wäre.“ Sie übertrieb absichtlich ein wenig, um die Bedeutung der Reise zu unterstreichen.
    Ellen schwieg, sie bückte sich nach einigen Zeichnungen, die Claude verworfen hatte. „Das hier ist doch toll!“, rief sie aus und wies auf ein Abendkleid mit schlanker Silhouette, das vorn hoch geschlossen war, im Rücken aber ein tiefes Dekollete vorwies.
    „Das gefällt aber keinem“, knurrte Claude. „Ignoranten sind das!“
    „Du solltest es einfach mal nähen lassen“, meinte Ellen. „Ich bin sicher, wenn die Mädels es erst mal sehen, werden sie sich darum reißen, es tragen zu können.“ Sie sah den Chefdesigner fragend an. „Was meinst du – soll ich mal einen Schnitt machen?“
    „Jetzt

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