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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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Verrückter hat sie einfach über den Haufen gefahren. Und jetzt liegt sie in der Klinik und …“ Sie biss sich auf die Lippen, und nur mit Mühe konnte sie den Satz vollenden. „Steffi, die Sekretärin von Viktor Hunold, war am Apparat. Sie meinte, es stände schlecht um Carola und … und dass sie im Koma liegt. Und dass die Ärzte sagen, dass jemand kommen sollte …“
    Mimi zog Ellen an sich. „Wir fliegen zusammen“, erklärte sie. „Ich buche uns die Flüge, du rufst deinen Karsten an und sagst ihm ab. Okay?“
    „Ist gut.“ Ellens Augen standen voller Tränen. Sie wagte sich gar nicht vorzustellen, was mit Carola war. Und wie sie jetzt da lag … auf der Intensivstation. Ohne Besinnung. Verletzt. Mit dem Tod kämpfend …
    „Karsten, ich kann nicht kommen.“ Sie sagte es ohne Einleitung in den Hörer. Doch ihrer heiseren Stimme war anzuhören, dass etwas Schwerwiegendes passiert war.
    „Was ist los?“, erkundigte sich Karsten.
    Sie erzählte in dürren Worten, was geschehen war – und dass sie und Mimi zu der Freundin fliegen wollten.
    „Ich bin in Gedanke bei dir. Pass auf dich auf“, sagte Karsten. Dann war das Gespräch auch schon beendet, Ellen nahm sich nicht mehr die Zeit für eine lange Unterhaltung.
    All ihre Gedanken galten jetzt Carola. Der lebenslustigen, so humorvollen und temperamentvollen Carola, die ihr immer Mut gemacht, sie mit ihrem Optimismus angesteckt hatte.
    Die beiden Freundinnen bekamen zum Glück noch zwei Plätze in der letzten Maschine in Richtung Norden. Es war schon nach 22 Uhr, als sie dann in der Klinik eintrafen.
    „Ich kann Sie nicht zu der Patientin lassen“, erklärte die Nachtschwester, die Dienst auf der Intensivstation hatte. „Ihre Freundin braucht Ruhe. Sie hat ein schweres Schädeltrauma und liegt im Koma.“
    „Bitte! Wir sind extra aus München her geflogen. Nur sehen will ich sie. Carola hat doch sonst niemanden.“ Ellens Augen schwammen in Tränen, doch davon ließ sich die Schwester kaum beeindrucken.
    „Ich muss den Arzt fragen. Warten Sie bitte hier.“ Sie wies auf einen kleinen Wartebereich vor der Intensivstation.
    Und wieder vergingen quälend lange Minuten. Ellen und Mimi sprachen nicht mehr miteinander. Alles, was an Angst in ihren war, hatten sie ausgesprochen. Wie hypnotisierend starrten sie zu der Tür, die sich hinter der Schwester geschlossen hatte – und die jetzt, endlich, wieder geöffnet wurde.
    Ein älterer Arzt in steriler grüner Kleidung trat an die Schleuse. „Fünf Minuten“, sagte er. „Und bitte – nur eine von Ihnen.“
    „Dann geh du.“ Mimi schob Ellen vor.
    Die war schon aufgesprungen und hatte drei Schritte auf den Arzt zu gemacht. Doch jetzt, kurz vor der Tür, schienen ihre Füße aus Blei zu sein. Ihr Herzschlag schien sich verdoppelt zu haben, und aus brennenden Augen sah sie den Arzt an. „Wie … wie geht es ihr? Kommt sie durch?“
    „Wir haben getan, was wir konnten. Der Kerl, der sie einfach überfahren hat, hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Schlüsselbeinbruch, ein doppelter Schienbeinbruch, Prellungen im Brustbereich und Schürfwunden im Gesicht. Und dann noch die Hirnverletzung … wir haben eben noch eine Notoperation vornehmen müssen. Ein Blutgerinnsel drückte aufs Gehirn … aber es ist unserem Neurochirurgen gelungen, den größten Teil der Blutung abzusaugen.“
    „Und jetzt?“
    „Jetzt muss man abwarten. Sie liegt, wie schon gesagt im Koma. Kommen Sie.“ Er nahm Ellens Arm und half ihr, in die sterile Kleidung zu schlüpfen.
    Und dann saß sie am Bett der Freundin. Wie blass Carola war! Und wie schmal sie wirkte in dem weiß bezogenen Bett! Wie eine leblose Puppe, die an etliche Apparate und Infusionen angeschlossen war.
    Behutsam nahm Ellen die Hand, in der keine Kanüle steckte, und streichelte Carolas Finger. „Du schaffst das“, sagte sie, und wie eine Beschwörungsformel wiederholte sie immer wieder diese drei Wörter: „Du schaffst das!“
    + + +
    Es war ein wunderschöner, sehr milder Frühsommerabend. Der See lag ruhig im Schimmer der ersten Sterne, die halbe Mondsichel spendete auch noch ein fahles Licht.
    Karsten hatte es sich auf der Terrasse gemütlich gemacht. Vor ihm stand eine Flasche Bordeaux, dazu aß er nur Brot und Käse.
    Aus dem Haus drang leise Musik. Beethovens Siebte Sinfonie, die er besonders liebte. Mit geschlossenen Augen trank er einen weiteren Schluck, genoss die genialen Klänge – und öffnete dann wieder die Augen, um hinüber zum See zu

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