Wo geht’s denn hier ins Paradies?
schauen. Er dachte an die Stunden, die er mit Ellen auf Herrenchiemsee verbracht hatte.
Aber er dachte auch an die Stunden mit Janine auf seinem Segelboot. Leidenschaftlich hatten sie sich da geliebt. Janine hatte ihn mitgerissen in diesen Taumel der Leidenschaft, dem er sich einfach nicht hatte entziehen können – und wollen.
Sie war ein Teufelsweib. Schön. Gefährlich. Irgendetwas hatte sie an sich, das ihn immer wieder wie magisch anzog.
Er goss sich noch ein Glas ein, trank es viel zu schnell. Nein, jetzt nicht mehr an Janine denken. Das war nur ein Intermezzo, hatte mit wahrer Liebe gar nichts zu tun.
Er zuckte zusammen, als vorn vor dem Haus ein nur zu bekanntes Hupsignal ertönte. „Janine … nein!“ Er stand auf und ging ums Haus herum.
Und da stand sie – in weißen Jeans, einer korallenroten Seidenbluse, die sie unter der Brust geknotet hatte. Ein gleichfarbiges Band hielt die hellen Haare aus der Stirn.
„Na, ist das eine Überraschung?“ Ungeniert fiel die junge Schauspielerin ihm um den Hals.
„Was soll das, Janine? Wir waren doch nicht verabredet.“ Nur mit Mühe gelang es ihm, ihre Hände von seinem Nacken zu lösen.
„Muss man sich bei seinem besten Freund anmelden?“ Janine lachte. „Spießer!“ Und schon umarmte sie ihn wieder und küsste ihn. „Ich hatte einfach wahnsinnige Sehnsucht nach dir.“ Sie zog ihn mit auf die Terrasse.
„Und wenn ich nicht allein gewesen wäre?“
„Dann hätte ich mich diskret zurückgezogen, keine Bange. Aber – du bist ja wohl allein, wie man sieht.“ Sie wie auf das einzelne Glas.
„Willst du auch einen Schluck?“, fragte er höflichkeitshalber.
„Klar doch! Dein Wein ist immer exzellent.“
Na, wenigstens das weiß sie zu würdigen, ging es dem Mann durch den Kopf, während er ins Haus ging, um ein Weinglas zu holen.
Janine machte es sich unterdessen in einem der Terrassensessel bequem. Doch so lässig sie nach außen auch wirkte – insgeheim war sie angespannt und beobachtete jede Regung in Karstens Gesicht.
Dass er ihr entglitt, war nur zu deutlich zu merken. Doch das durfte nicht sein! Sie brauchte ihn unbedingt! Nicht nur, dass er über dieses herrliche Anwesen am See verfügte und ein höchst großzügiger Mann war, er besaß auch beim Sender einen nicht zu unterschätzenden Einfluss.
Seit sie mit ihm mehr oder weniger offiziell befreundet war, kam man ihr mit Respekt entgegen. Außer der Rolle in der langweiligen Soap hatte sie die Rollen in „Teufel im Paradies“ bekommen und in einem Historiendrama. Und seit gestern stand ein Casting für ein modernes Fernsehspiel in ihrem Terminkalender.
Janine war sich bewusst, dass sie dies alles in erster Linie ihrer Bekanntschaft mit Karsten zu verdanken hatte und nicht ihrem Talent.
Umso wichtiger war, den Mann weiterhin an sich zu binden.
Eine Kollegin hatte erst vor wenigen Tagen recht spitz gemeint: „Dein Karsten hat noch ein weiteres Eisen im Feuer. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut, diese Casanova-Ader.“
„Karsten und eine andere? Nie im Leben. Du spinnst!“, hatte Janine erwidert.
„Ich hab ausgesprochen gute Augen. Und wenn ich ein verliebtes Pärchen am Chinesischen Pavillon sehe, dann kann ich die Leute auch genau erkennen. Und es war Karsten, der eine sehr attraktive Brünette im Arm hielt.“ Ein süffisantes Lächeln hatte diese Worte begleitet. Dann hatte die Kollegin noch gemeint: „Na ja, endlich wird mal gleiches mit gleichem vergolten.“
„Halt doch deinen gefährlichen Mund.“
„Die Wahrheit tut weh, was?“
„Du kannst mich mal!“ Janine hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, als die andere stehen zu lassen.
Dieser unrühmliche Abgang wurmte sie noch heute. Und da an diesem Abend in ihrer Stammdisco nichts los war, Jonas immer noch in der Klinik lag und kam richtig bei Bewusstsein war, hatte sie spontan beschlossen, Karsten zu besuchen. Wäre doch gelacht, wenn es nicht gelang, den Mann wieder ganz für sich zu gewinnen!
Heute hatte Janine die Taktik geändert. Sie wollte nicht mit irgendwelchen Drogen versuchen, Karsten zu überrumpeln. Er sollte ganz von sich aus ihren Reizen erliegen.
Ein Glas Wein. Ein zweites … sie rückte näher, er roch ihr Parfum, das heute recht dezent wirkte. Verführerisch schön war sie ja wirklich. Und nah. Gefährlich nah …
„Ich hab einen Entschluss gefasst“, sagte sie irgendwann. „Einen wichtigen.“
Es war inzwischen schon ganz dunkel geworden, ein silbrig glänzender Mond stand am
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