Wo geht’s denn hier ins Paradies?
aus dem Leib geheult. Oder wäre mit geballten Fäusten auf die beiden los gegangen und hätte ihnen ihre Verachtung entgegen geschrieen.
Aber Ellen stand ganz still. Sah auf das Paar, das sich leidenschaftlich küsste. Sah, dass Karsten irgendwann aufstand und Janine ins Haus trug.
Da erst schien sie aus ihrem Albtraum zu erwachen.
So leise, wie sie gekommen war, zog sich Ellen zurück. Am Wagen angekommen, konnte sie endlich, endlich weinen. Und so dauerte es eine Weile, bis sie den Heimweg antrat.
Mimi war zum Glück daheim. Sie öffnete Ellen die Tür, sah die Freundin an – und breitete die Arme aus.
„Was ist passiert?“, fragte sie nach einer Weile, als Ellens Tränen gar nicht aufhören wollten zu fließen. „Ist was – mir Caro?“
„Nein …“
„Aber was ist dann los?“
„Ich kann nicht …“, wimmerte Ellen, und es gelang Mimi nicht, die Freundin zum Reden zu bewegen.
Als sie merkte, dass Ellen Fieber bekam, stieg Mimis Angst. Und in ihrer Not rief sie auf Karstens Handy an. Es dauerte entsetzlich lange, bis er endlich an den Apparat ging.
„Hier Mimi. Karsten … Ellen ist mir gerade zusammengebrochen“, stieß sie hervor.
„Ellen? Wieso? Die ist doch in Hamburg.“
„Seit dem Nachmittag ist sie zurück. Caro ist wieder wach, da ist Ellen … Nein!“, unterbrach sie sich gleich darauf. „Karsten, habt ihr euch gesehen?“
„Nein.“ Das klang sehr kleinlaut. „Ich bin … ich war … ich bin hier am Chiemsee.“
„Mensch, jetzt stotter doch nicht so rum. Was hast du mit Ellen gemacht?“ Mimi war sich jetzt ganz sicher, dass Ellens schlechte Verfassung direkt mit Karsten zusammen hing.
„Bärchen, komm! Mir wird kalt!“ Ganz deutlich war die helle Frauenstimme zu hören – und zu erkennen. Und Mimi ahnte, dass Janine es genau darauf anlegte: Sie wollte, dass der Anrufer – oder die Anruferin – hörte, dass sie, Janine Rennard, in Karsten Gerhards Haus war.
„Geh zurück in dein Bett. Lange kann Janine es nicht mehr anwärmen“, stieß Mimi wütend hervor und unterbrach das Gespräch. Noch eine halbe Stunde versuchte Karsten, anzurufen. Doch weder Ellen noch Mimi gingen an den Apparat. Beide ignorierten auch die Klingeltöne ihrer Handys. Ellen, weil sie gar nicht dazu in der Lage war, etwas zu registrieren, Mimi, weil sie voller Wut beschlossen hatte, auch Karsten Gerhard aus ihrem Leben zu streichen. Männer waren es gar nicht wert, dass man sich mit ihnen beschäftigte. Entweder waren sie verheiratet und suchten nur eine amüsante Zweitfrau, oder sie betrogen ihre Freundinnen nach Strich und Faden.
Und eins war so schlimm wie das andere!
Ellens Fieber stieg in den kommenden Stunden noch an, der Arzt, den Mimi voller Not rief, diagnostizierte ein Nervenfieber und vorordnete strikte Bettruhe.
„Sie darf auf keinen Fall eine weitere seelische Erschütterung erfahren“, erklärte der Arzt. „Morgen sehe ich wieder nach ihr. Wenn es ihr dann nicht besser geht, muss ich sie in eine Klinik einweisen, dann können weder Sie noch ich die Verantwortung länger übernehmen, Frau Poulée.“
Mimi nickte nur. „Ist gut, Doktor. Danke, dass Sie noch so spät gekommen sind.“ Sie brachte den Arzt zur Tür – und bemerkte Karsten, der soeben vor dem Haus vorfuhr.
„Der traut sich was“, stieß sie wütend hervor. Und schlug Karsten die Tür vor der Nase zu. Da half es ihm auch nicht, dass er bat und flehte, dass er heilige Eide schwor, Ellen allein zu lieben.
„Ich will sie sehen“, rief er durch die geschlossene Tür. „Bitte, Mimi. Ich muss mit Ellen reden!“
„Sie ist krank. Verschwinde!“ Mimi gab nicht nach. Sie ging zurück zu der Freundin, die immer noch fiebrig und apathisch im Bett lag.
Vorsichtig nahm sie Ellens Hände in ihre. „Alles wird gut“, sagte sie immer wieder. Ob aber diese Beschwörungsformel in Ellens Bewusstsein drang, war fraglich.
+ + +
Die Dreharbeiten zu „Teufel im Paradies“ waren zum größten Teil abgeschlossen. Wenigstens was die geplanten 60 Folgen betraf. Im Fernsehen liefen die ersten Ausstrahlungen der Serie Jedoch mit einem so großen Erfolg, dass die Produzenten beschlossen, die Serie gleich noch um dreißig oder gar fünfzig Folgen zu verlängern.
Für Karsten Gerhard und sein Team hieß das: doppelte Arbeit. Für die Schauspieler war es eine ungeahnte Chance, die eigene Popularität zu steigern. Und alle waren sich darüber im klaren, dass von dieser Produktion für sie unendlich viel abhing.
Janine
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