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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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hab ich mir schon mal Skizzen gemacht – für mein Kleid. Bist nicht bös, oder? Aber die Idee war gut, das wirst du sehen. Rohseide. Naturweiß. Mit Perlen am Oberteil und einer kleinen Schleppe. Keinen Schleier, nur ein paar Rosenknospen im Haar …“
    „Quatsch! Mit Schleier.“ Die Stimme war kaum zu verstehen – aber es war unverkennbar Carolas Stimme!
    Ellen sprang auf und beugte sich über die Freundin. Tränen standen in ihren Augen, als sie Caros Wange streichelte und immer wieder ihren Namen rief: „Caro! Mach die Augen auf! Ich bin’s – Ellen! Komm, Carola, sieh mich an!“
    Die Lider flatterten. Es schien, als wäre es für die junge Frau im Krankenbett eine unendlich schwere Aufgabe, die Augen zu öffnen. Aber dann war es geschafft!
    „Du bist wach! Wunderbar!“ Jetzt weinte Ellen wirklich, und Carola sah sie stirnrunzelnd an.
    „Was ist denn los?“, fragte sie.
    Noch ehe Ellen antworten konnte, kam Dr. Stettner in den kleinen Raum, alarmiert durch die Werte der Kontrollgeräte. Auch über sein Gesicht ging ein Leuchten, als er sah, dass seine Patientin tatsächlich wach war. „Sie haben eine Weile geschlafen“, sagte er und nahm ihre Hand, um den Puls zu fühlen. „Wie geht es Ihnen?“
    Carola sah in das schmale Männergesicht, ihr Blick verfing sich in den dunklen Augen – und sie lächelte ein wenig. „Gut geht’ mir – jetzt.“
    „Das ist schön.“
    „Müde bin ich aber noch.“
    „Dann schlafen Sie ein bisschen“, sagte der Arzt mit warmer Stimme. Es fiel keinem auf, dass er immer noch Carolas Hand hielt.
    „Die Mappe …“, flüsterte die Kranke.
    „Keine Angst, die Entwürfe sehen wir uns später an“, versprach Ellen.
    „Dein Brautkleid?“
    „Und deins. Ich hab sogar ein paar Stoffmuster organisiert. Du wirst begeistert sein!“
    „Klasse …“ Die Stimme brach – übergangslos war Carola eingeschlafen.
    „Sie haben ein kleines Wunder vollbracht“, lobte der Arzt und sah Ellen mit warmem Lächeln an. „Sie ist schon wieder so klar … das ist ein gutes Zeichen.“
    „Wie lange … was meinen Sie, wie lange Carola noch hier bleiben muss?“ Ellen sah ihn angstvoll an.
    „Ein paar Wochen schon noch. Die Verletzungen sind noch nicht ausgeheilt, und ich will sie schon noch ein Weilchen beobachten.“
    „Dann sehen wir uns sicher noch.“
    „Ganz sicher.“ Der Arzt sah von Ellen zu Carola, und wieder griff er nach ihrer Hand, ließ sie lange Zeit nicht los.
    + + +
    Es regnete bei Ellens Rückkehr nach München. Leichter, warmer Sommerregen ging nieder, brachte nur wenig Erfrischung, doch spülte er den Staub von Bäumen und Blumen und ließ alles ein wenig frischer erscheinen.
    Ellen hatte während der letzten Stunden immer wieder an Caro und Johannes Stettner denken müssen. Es bestand kein Zweifel: Der Arzt hatte sich in seine Patientin verliebt!
Und auch Caro, die sich sehr rasch erholte, schien den jungen Mediziner mit dem warmen Lächeln gern zu sehen.
    Ellen gestand sich ein, dass sie sich nach Karsten sehnte. Wie lange war es her, dass sie nicht mehr in seinen Armen gelegen hatte – eine Ewigkeit! Normalerweise gestattete sie sich keine romantischen Anwandlungen, die brachten erfahrungsgemäß nichts als Kummer. Aber heute … es war noch früh, noch war die Dämmerung nicht hereingebrochen … Was sprach dagegen, statt nach München zum Chiemsee hinaus zu fahren?
    Sie kam wider Erwarten gut voran und konnte noch miterleben, dass der Regen aufhörte, die untergehende Sonne das Wasser mit einem zartgoldenen Schimmer überzog.
    Und dann war da alles auf einmal: Vorfreude, Herzklopfen, ein wenig Aufregung, Verlangen …
    Warum sie nicht die Auffahrt zum alten Bauernhof nahm, hätte Ellen nicht sagen können. Statt ganz bis zum Haus zu fahren, parkte sie den Wagen am Straßenrand und ging die letzten Schritte. Von der Terrasse klangen Stimmen. Sie hörte Karstens Lachen, in das eine helle Frauenstimme einfiel.
    Schneller schlug das Herz. Beklommenheit vertrieb die Vorfreude.
    „Jetzt bin ich gespannt“, murmelte Ellen, ging die letzten Schritte ums Hauseck – und blieb wie angewurzelt stehen!
    Janine Rennard saß auf Karstens Schoß. Ihr rechte Hand streichelte seine Wange, die linke war tiefer gewandert, nestelte am Hosenbund.
    Und Karsten … er lachte, küsste Janine und schien alles herrlich zu finden!
    Ach, wie gern hätte sie sich von ihrem Platz fort bewegt! Wäre gerannt. Weit weg von dieser Szene. Hätte sich verkrochen und sich den Schmerz

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