Wo geht's hier nach Arabien
StraÃensperren zwingen zur Umkehr.
Zu Hause ist Susis Papa besorgt. Nicht wegen der Entführungen. Aber ein Tennisspezl hat ihm beim letzten Match gesteckt, dass er selbst früher Backpacker war und die Lonely Planet -Reiseführer deshalb liebte, weil dort genauestens die besten Gelegenheiten beschrieben waren, wie man in dem Land günstig und gefahrlos an die Drogen komme. Hihi.
» Und da lacht der auch noch drüber!«
Ohne Zweifel hat der Jemen mehr zu bieten als 83 verschiedene Weihrauchsorten, die schon die Römer auf der sogenannten WeihrauchstraÃe am Roten Meer entlang nach Norden exportierten. » Arabia felix«, glückliches Arabien, nannten die Römer auf ihren Landkarten dieses Fleckchen Erde. Mit dem Glücklichsein war es nicht weit her. Irgendein Gemetzel war immer. Die vor den Römern geflohenen Juden (70 n. Chr.) gründeten ein jüdisches Reich, das von Ãthiopien aus erobert wurde. Ãthiopien war christlich, also musste man sich religiös umorientieren. Doch schon kamen die Perser und überrannten den Jemen (ab 570 n. Chr.), anschlieÃend die Araber, in der Neuzeit die Briten, die Kommunisten, die Amerikaner und seit einiger Zeit die Terroristen, die sich in den Bergen verschanzen. Der Präsident, der vorgibt Demokratie zu praktizieren, ist 2011 über 30 Jahre im Amt. Im arabischen Frühling wird er bei einem Bombardement verletzt und nach Saudi-Arabien ausgeflogen. Europa mischt sich nicht ein. Man will es sich dort mit niemandem verderben, schlieÃlich liegt der Jemen am strategisch wichtigen Eingang des Roten Meeres und direkt gegenüber von Somalia, dem Ãltanker-Entführungsland Nummer 1. Da nimmt man es eben hin, wenn die bestialische Beschneidung von kleinen Mädchen weiterhin als sogenannte Tradition gepflegt wird oder wenn die Zwangsverheiratung wieder einmal für internationale Schlagzeilen sorgt.
CNN freute sich über die Einschaltquoten, als die zehnjährige Nojood interviewt wurde. Das tapfere Mädchen hat die Scheidung eingereicht, nachdem sie im Alter von neun Jahren von ihren Eltern verkauft und verheiratet worden war, wo angeblich noch niemand vorhersehen konnte, dass sie ihr freundlicher Bräutigam täglich schlagen und vergewaltigen sollte. Im Jemen werden eben noch uralte Bräuche gelebt.
Susi interessiert sich auch für uralte Bräuche. Nicht die menschenverachtenden, aber für all die anderen fremden, wilden und exotischen. Eine füllige Jemenitin hockt im Staub der StraÃe und knetet den Teig für das Fladenbrot. Was für ein Fotomotiv! Und die Massentouristen werden auch fotografiert, damit man sieht: Das sind die Bösen. Der Backpacker versteht sich selbst ja nicht als Tourist, sondern als Einheimischer mit Familienanschluss. » Und stell dir vor, die haben am Abend die Küche freigeräumt, und da konnten wir schlafen.« Da spielt es keine Rolle, dass die jemenitische Bauernfamilie ihre Küche täglich den vorbeikommenden Rucksackreisenden zur Verfügung stellt und aus der arabischen Gastfreundschaft längst eine Pension Garni geworden ist, von der sich ganz gut leben lässt.
Aber man muss mit dem Rucksackreisenden auch Mitleid haben. Ist es nicht abgrundtief verachtend und böse, dass sich die Bezeichnung für den » Backpacker« ausgerechnet von einem Gepäckstück herleitet? Wer will denn schon nach seinem Koffer heiÃen? Es heiÃt ja auch nicht » Samsoniteler« oder » Aktenkoffler«.
Als Jana Binder ihre Doktorarbeit über die Massenindividualisten fertig hatte, war die Neugier groÃ. Die Zeit führte ein Interview mit ihr und wollte wissen, was der Begriff » banana pancake trail«, auf dem sich alle Backpacker bewegen, bedeutet.
Binder: » In den meisten Hotels der Erde gibt es nichts SüÃes zum Frühstück. In den Backpacker-Hotels bieten sie als Ersatz eben Bananenpfannkuchen an. Den Begriff vom ⺠banana pancake trailâ¹ hat der Kulturwissenschaftler John Hutnyk geprägt, der in einer Studie den Vorwurf erhebt, Backpacker hielten sich für bessere Menschen, reisten aber nur ihren Pfannkuchen nach und sind beleidigt, wenn sie keine bekommen.«
Martin Buber
Wo: Palästina
Wann: ab 1938
Warum: Ãberleben
Der Staat Israel ist sehr, sehr klein. Das Land ist sogar kleiner als Hessen. Aber es ist berühmt. Jeder kennt den Davidstern, die El Al, das Tote Meer und den Tempelberg. Und selbst
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