Wo geht's hier nach Arabien
umgebracht. Im Rahmen der Trauerfeierlichkeiten gab es antiarabische Demonstrationen und antijüdische Gegendemonstrationen. Die britische Polizei errichtete StraÃensperren, inhaftierte auch Unbeteiligte. Die Araber riefen zum Generalstreik auf. Die Aufständischen waren gut bewaffnet, sie zerstörten StraÃen und Zufahrtswege mit Minen, unterbrachen die Telefon- und Telegrafenleitungen, zerbombten mehrmals die Ãlpipeline. Heckenschützen schossen auf Passanten. Die Araber verlangten von den Briten eine arabisch dominierte Regierung, das Ende der jüdischen Einwanderung und das Verbot, weiterhin Land an Juden zu verkaufen. Der von den Briten mehrfach verurteilte Mufti von Jerusalem, Muhammad Amin al-Husseini, streute das Gerücht, dass Juden moslemische heilige Stätten zerstört hätten. Zusammen mit Adolf Eichmann, zu dem er gute Beziehungen pflegte, plante er die Ausrottung der Juden im ganzen Nahen Osten. Eichmann reiste dazu persönlich mit einigen SS-Offizieren nach Palästina.
Trotzdem trat Martin Buber immer wieder in die Ãffentlichkeit und forderte seine Landsleute auf, ein friedliches Auskommen mit den Arabern zu versuchen. Vergeblich. Die Juden flüchteten zu den Juden, die Araber zu den Arabern. Die endgültige Teilung der Bevölkerung hatte begonnen.
Wer heute in einem arabischen Land eine Landkarte kauft, die das Gebiet des Nahen Ostens umfasst, wird überrascht sein, dass Israel meist nicht eingezeichnet ist. Auf syrischen Karten prangt dort in kindischer Hartnäckigkeit ein weiÃer Fleck. Falls an dieser ominösen Stelle der Erde doch so etwas wie ein Land verzeichnet ist, heiÃt es Palästina. Israel mit einer Einwohnerzahl von über sieben Millionen Menschen ist nicht existent. Und soll auch nie eine Existenzberechtigung haben, wenn es nach den arabischen Ideologen geht. Und doch: Israel gehört zu Arabien.
Seit 1948 werden drei arabisch-israelische Kriege gezählt. Man zählt nur die groÃen, die unzähligen kleineren militärischen Auseinandersetzungen fallen schon gar nicht mehr ins Gewicht. Schon während des ersten Krieges zerbarst die palästinensische Bevölkerung in alle Himmelsrichtungen. Die Familien flüchteten oder wurden auf brutale Weise von bewaffneten Israelis aus ihren Wohnungen vertrieben. Tel Aviv hatte zu Beginn des Krieges noch 65 000 palästinensische Einwohner, am Ende noch 5000. Ein umfassender Friede ist bis heute nicht in Sicht.
Nicht nur in Arabien, auch bei uns ist das Verhältnis zu Juden nach wie vor gestört. Der vorhandene Antisemitismus wird hinter der so oft berechtigten Kritik am Staat Israel versteckt. Die Unwissenheit über die historischen Tatsachen und die Verbreitung der nebulösen Vorurteile sind der Dünger für Ausgrenzung und Ablehnung. Ein skurriles Beispiel dafür:
In Bad Kissingen gibt es einen katholischen Vortragsabend über die Geschichte der Stadt. Hauptthema ist die ehemalige jüdische Gemeinde. Der Vortragende erzählt auch von der Herstellung der Pessach-Brote und behauptet unwidersprochen, dass die Juden zum Backen einen Tropfen Christenblut benötigen.
Diese haarsträubende Geschichte aus dem Mittelalter geschah im Oktober 1983.
Martin Buber musste das nicht mehr miterleben. Er starb 1965 in Jerusalem. Er kannte das Leben. Er war ein Kleinkind von drei Jahren, als sich seine Eltern scheiden lieÃen, er selbst heiratete eine Katholikin. Die Vertreibung und der Neubeginn in Palästina hat ihn nicht zerstört, er lehrte, forschte und veröffentlichte weiter. Und Buber versuchte, seinen Studenten neben dem Lehrstoff auch Lebensweisheit mitzugeben:
» Der Ursprung allen Konflikts ist, dass ich nicht sage, was ich meine, und nicht tue, was ich sage.«
Bastian Schweinsteiger
Wo: Katar
Wann: Winterpause
Warum: SMS schreiben
I m Sommer flaniert der Araber mit seiner Sippe und ein paar Kilo Bargeld durch die Münchner MaximilianstraÃe, im Winter machen wir den Gegenbesuch. So pflegt die menschliche Zivilisation über Kontinente hinweg ihre Freundschaften. Leider fehlt den meisten von uns für eine echte Vertiefung der Freundschaft mit einem Ãl-Araber das nötige Kleingeld. Das macht aber nichts, denn wir lassen uns vertreten. Wir schicken Schweini. Natürlich nicht allein. Einmal im Jahr zieht nämlich der FC Bayern aus seiner legendären Säbener StraÃe aus und zieht um nach Katar.
In dem kleinen Emirat
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