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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Johnson
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glücklich in derehemaligen Nisthöhle eines Spechts lebt, muss das Loch nicht selbst in den Baumstamm hacken, und selbst fällen muss er ihn schon gar nicht, weil andere, die wissen, wie das geht, es bereits für ihn getan haben – und das zum Nulltarif. Alles, was er noch tun muss, ist singen.
    5 Das gleiche Prinzip findet sich in Regenwäldern. Auch dort nutzen Organismen jede auch noch so kleine Nische im Nahrungskreislauf. Diese Effizienz ist ein weiterer Grund, der gegen das Roden der Regenwälder spricht: Der Nahrungskreislauf ist so lückenlos, dass die Böden für landwirtschaftliche Nutzung kaum zu gebrauchen sind, denn alle zur Verfügung stehende Energie wurde genutzt, bevor sie überhaupt in die Erde gelangte.

Schlussbemerkung
DER VIERTE QUADRANT

An der etwas trostlos wirkenden Ecke Grand Street/Morgan Avenue in Williamsburg, Brooklyn, steht eines dieser fünfstöckigen Backsteingebäude, wie sie bei den Industriearchitekten Anfang des 20. Jahrhunderts so en vogue waren. Heute wohnen dort etwa zwanzig Leute in Lofts am Rand einer der angesagtesten Gegenden New Yorks, außerdem befinden sich ein paar kleine Unternehmen dort, die meisten aus der Informationsindustrie. Vor hundert Jahren gab es in dem Gebäude nur einen einzigen Mieter: die Sackett-Wilhelm Lithography Company. Wenn man auf der Grand Street vor der Eingangstür steht, die Schaufenster der Bars im Erdgeschoss oder die Graffitis an den alten Laderampen betrachtet, deutet nichts auf die historische Vergangenheit des Hauses hin. Doch historisch ist sie, denn in den Räumen der Sackett-Wilhelm Lithography Company stand das erste funktionsfähige Exemplar eines Geräts, das die Siedlungsstruktur der Menschen nachhaltiger beeinflussen sollte als irgendeine andere Erfindung des 20. Jahrhunderts, abgesehen vom Automobil vielleicht.
    1902 stellte die Sackett-Wilhelm Company farbige Druckerzeugnisse her, unter anderem das beliebte Magazin
Judge
. Das Geschäft florierte, der Umsatz wuchs ständig, aber es gab ein entscheidendes Problem: die Luft. Schon kleine Veränderungen derLuftfeuchtigkeit zogen einen ganzen Rattenschwanz an Problemen hinter sich her. Das Papier nahm die winzigen Wassertröpfchen aus der Luft auf und dehnte sich aus, das Fließverhalten der Tinte veränderte sich und sie trocknete langsamer. An besonders feuchten Tagen verlangsamten diese Einflüsse den gesamten Herstellungsprozess dramatisch, was es schwierig machte, den Kunden verlässliche Liefertermine zu nennen.
    Seit der Mensch Feuer machen kann, versucht er, die Umgebungstemperatur seinen Bedürfnissen anzupassen. Verfahren zum Erwärmen von Luft gab es schon im 19. Jahrhundert jede Menge. Es gab auch Versuche, das Innere von Gebäuden zu kühlen, aber dazu musste die Luft über gigantische Mengen Eis bewegt werden. Im Madison Square Theater in Manhattan wurden jeden Abend vier Tonnen davon verbraucht, um die Temperaturen während der Aufführungen in einem für die Besucher erträglichen Bereich zu halten. An das Problem der Feuchtigkeit hatte sich jedoch noch niemand gewagt, und nach zwei aufeinanderfolgenden Hitzewellen in den Sommern 1900 und 1901 traten die Besitzer von Sackett-Wilhelm an die Buffalo Forge Company heran, die auf Heizsysteme für die Großindustrie spezialisiert war. Der Hersteller war ein Experte, wenn es darum ging, Luft zu erwärmen. Konnte er sie auch trockener machen?
    Der Zeitpunkt für die Anfrage war glücklich gewählt, denn William F. Wendt, der Gründer der Buffalo Forge Company, hatte gerade auf Bitten eines ehrgeizigen 25-jährigen Elektroingenieurs namens Willis Carrier in seiner Firma ein Forschungslabor eingerichtet, in dem Carrier sich derart anspruchsvollen Projekten widmen konnte. Es war der ideale Ort, um nach einer Lösung für das Problem mit der Luftfeuchtigkeit zu suchen, und Carrier stürzte sich mit Begeisterung auf die Aufgabe. Eine Weile experimentierte er mit Anordnungen, die seine Kollegen vorgeschlagen hatten, aberdie Versuche schlugen alle fehl. Schließlich folgte Carrier seinem eigenen Instinkt und leitete gekühltes Wasser durch eine Spirale, die eigentlich zur Dampferzeugung gedacht war. Mithilfe von Taupunkttabellen des Wetteramts stellte er das Kühlsystem so ein, dass die Luft stets exakt die von der Sackett-Wilhelm Company gewünschten 55 Prozent Feuchtigkeit hatte. Ende des Sommers 1902 wurde das Gerät bei Sackett-Wilhelm aufgestellt. Das benötigte Wasser bezog es aus einem artesischen Brunnen, und es wurde

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