Wo immer Du bist, Darling
mit meiner Geisel befassen.« Er ließ ihre Haare los, umfasste ihr Gesicht und begann, sie ernsthaft zu küssen.
»Und deine Geisel …«, erwiderte sie zwischen seinen Küssen, »… würde dann irgendwann …«, ihre Stimme spiegelte pure Verlockung wider, »… verhungern.«
Ramon hob den Kopf. »Du kannst dich gern an mir sättigen.« Er untermauerte sein Angebot mit einem derart anzüglichen Feixen, dass sie nicht widerstehen konnte und ihn herzhaft in die Schulter biss.
Er zuckte zurück. »Autsch! Das war eigentlich rein sexuell gemeint.«
Sie legte die Hand in seinen Nacken und zog ihn ungerührt wieder zu sich herab. »Macho«, flüsterte sie, kurz bevor ihre Lippen auf seine trafen.
Ramon erwiderte den Kuss. »Kleines Biest.«
»Spanner.
»Verführerin.«
»Lustmolch.«
»Stimmt.« Er bewegte unmissverständlich die Hüften.
Leise stöhnend wölbte sie sich ihm entgegen, die Finger auf seiner Wirbelsäule. »Regnet es noch?«
Er nickte lächelnd. »Wie verrückt.«
9.
Am Ende der Fahnenstange
Kalifornien, Mariposa, 05.09.2007, 21:10 Uhr
C arolin klappte frustriert den Laptop zu und lehnte sich gegen die Rückwand des Bettes. So kam sie keinen Schritt voran. Alles, was es über La Mano de Cuba im Internet zu finden gab, hatte ihr Shepard schon berichtet.
Seit dem Ablauf des Ultimatums waren zwei Tage vergangen. Zwei Tage ohne neue Erkenntnisse, ohne Nachricht der Entführer oder irgendein Lebenszeichen von Anja.
Die Polizeisuchtrupps hatten an jenem Nachmittag, an dem sie den Fluchtwagen gefunden hatten, das Waldgebiet noch ganze drei Stunden mit dem Hubschrauber abgeflogen. Sie hatten keine Spur von den Geiselnehmern gefunden. Die Fläche war einfach zu riesig, um jeden Stein umdrehen zu können.
Sie fuhr sich müde durch die Haare.
Das Einzige, was im Moment noch ausstand, waren die Erkenntnisse der Ranger, die sich bereit erklärt hatten, ihre Routen auf der Suche nach neuen Hinweisen abzufahren.
Vier der fünf Männer waren bereits wieder eingetroffen. Ohne Resultat. Auf den Letzten warteten sie noch, denn er betreute die größte Strecke in der Truppe. An ihm hing der letzte dünne Faden von Carolins Optimismus. Falls er ebenfalls ohne Neuigkeiten zurückkehrte, waren ihre Möglichkeiten erschöpft. Dann blieb endgültig nichts mehr, was sie noch versuchen konnten.
Ein leises Klopfen ließ sie aufsehen. Ihr Herz pochte angstvoll. War dieser Zeitpunkt jetzt gekommen?
Mit gemischten Gefühlen schob sie den Laptop von ihren Beinen und eilte zur Tür.
»Hallo. Darf ich kurz reinkommen?« Olivers ernster Gesichtsausdruck half nicht gerade, ihre Befürchtungen zu zerstreuen. Schicksalsergeben trat sie zur Seite und ließ ihn herein.
Er wartete, bis sie die Tür wieder geschlossen hatte. »Der letzte Ranger ist eingetroffen.«
Carolin flehte stumm, dass der Mann nicht ausgerechnet Anjas Leiche gefunden hatte.
»Nichts.« Frustriert rieb sich Oliver mit beiden Händen übers Gesicht. »Absolut nichts.«
Ihre Schultern sackten hinab. Teils vor Erleichterung, weil es keine schlimmen Nachrichten gab, teils aus Kummer, gerade weil es keine Nachrichten gab.
Oliver starrte den Boden an und rieb sich über den Nacken. Seine hilflose Geste vermittelte deutlich, dass er zur gleichen Erkenntnis gekommen war wie sie. Das Ende der Fahnenstange war erreicht.
Sie schluckte mühsam. Ihr Blick driftete zu Anjas Reisetasche und blieb an dem kleinen Glückskleeblatt hängen, das sie ihrer Freundin am Flughafen geschenkt hatte. Irgendwo in ihrem Gehirn formierte sich neuer Kampfgeist. Nein, so würde die Geschichte nicht enden. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Neue Maßnahmen, andere Mittel. Irgendwas!
Oliver verfolgte, wie Carolin die Finger um einen kleinen Anhänger am Reißverschluss der Reisetasche schloss. »Ich habe gerade mit dem Sheriff telefoniert.« Er zögerte, rückte dann aber mit der Sprache heraus. »Die Behörden vermuten mittlerweile, dass Anja nicht mehr am Leben ist.«
Carolin ließ den Anhänger los und kreuzte die Arme vor der Brust. »Und was denkst du?«
Oliver holte tief Luft, bevor er wieder ihrem Blick begegnete. »Das Gleiche.«
»Warum war mir das nur klar?« Nach einem abfälligen Blick in seine Richtung wandte sie sich zum Bett und begann mit fahrigen Bewegungen, das Kabel des Laptops aufzurollen. »Ich werde einen anderen Weg finden. Ich werde Anja nicht im Stich lassen.«
Mit zwei Riesenschritten stand Oliver neben ihr und
Weitere Kostenlose Bücher