Wo immer Du bist, Darling
ihm?
»Gute Nacht«, sagte sie leise und hoffte, dass er ihrer Stimme nicht anhörte, wie aufgewühlt sie war. Warum hatte sie sich nur von ihm umarmen lassen? Ihr Herz schlug geradezu irrwitzig schnell.
»Das wünsche ich dir auch.« Einen flüchtigen Moment lang hatte sie den Eindruck, er wollte noch etwas sagen, doch dann wandte er sich ab und verließ das Zimmer. Leise schloss sich die Tür hinter ihm.
Vollkommen aus der Bahn geworfen, visierte Carolin das weiße Türblatt an. Normalerweise machte sie die Nähe eines Mannes nicht so nervös.
Aber was war im Moment schon normal?
10.
Eine folgenschwere Begegnung
Kalifornien, Sierra Nevada, 06.09.2007, 07:53 Uhr
A nja erwachte zum ersten Mal vor Ramon. Lächelnd betrachtete sie den schlafenden Mann neben sich. Er hatte sich die letzten Stunden anscheinend ganz schön verausgabt, wenn er bis jetzt noch nicht aufgewacht war. Sie schloss glücklich die Augen und dachte an die vergangene Nacht, die alles verändert hatte.
Man konnte nicht gerade behaupten, dass einer von ihnen viel geschlafen hatte, aber das war ihr herzlich egal. Wie sie es auch drehte und wendete. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Flammende Hitze stieg in ihre Wangen, als ihr einige Dinge einfielen, die Ramon mit ihr ausprobiert hatte.
Ihr Blick wanderte zu ihm zurück, wurde magnetisch von dem Objekt ihrer Gedanken angezogen. Vorsichtig kniete sie sich hin.
Er lag auf dem Rücken, einen Arm locker über die Stirn gelegt. Obwohl er nur nachlässig von der gleichen Decke bedeckt war wie sie, strahlte er eine angenehme Wärme aus. Sie beugte sich näher zu ihm. Dass er nie fror?
Zu gern hätte sie seine Brust berührt. Es reizte sie unendlich, mit allen zehn Fingern nochmals zu spüren, wie sich die gebräunten Muskeln bei jedem seiner Atemzüge anfühlten. Leider stand außer Zweifel, dass sie ihn damit aufgeweckt hätte. Und so leicht wollte Anja den Vorteil, ihn einmal ungehindert aus nächster Nähe betrachten zu können, nicht einbüßen.
Ausgiebig musterte sie sein entspanntes Gesicht. Es zeigte nichts mehr von der kalten Emotionslosigkeit vom Anfang ihrer Begegnung. Jetzt verrieten die maskulinen Züge sehr viel von dem sensiblen Mann, der er in Wahrheit war. Was musste wohl alles mit ihm geschehen sein, dass er sich jene Maske zugelegt hatte?
Einzig seine Augen hatten ihn verraten, hatten ihr schon bei ihrem Fluchtversuch eine Ahnung seines Wesens vermittelt. Ihr Blick strandete an seinen dichten Wimpern, die wie schwarze Pinselstriche auf den hageren Wangen ruhten. Sie trugen wesentlich zu seinem attraktiven Aussehen bei, vor allem in Kombination mit der ungewöhnlichen Augenfarbe. Neugierig beugte sich Anja noch näher über ihn.
Plötzlich ließ ein gezielter Klaps sie nach vorn kippen. Mit einem erschrockenen Kieksen landete ihr Mund auf seinem.
Sie konnte Ramons Lächeln spüren, als er sie mit seiner üblichen Ausdauer zu küssen begann. Er legte eine Hand in ihr Genick und massierte sinnlich ihren Nacken, zog ihren Körper in eindeutiger Absicht an seinen.
Hastig schob sie ihn von sich, bevor ihr seine betörende Art wieder völlig den Kopf verdrehte. Sicherheitshalber rückte sie etwas von ihm ab. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du wach bist? Du hast mich zu Tode erschreckt.«
Er zuckte unbekümmert mit den Schultern. »Ich wollte eigentlich warten, bis du mich küsst, aber dann hat’s mir zu lange gedauert.« Begeistert betrachtete er ihren unverhüllten Busen.
»Du berechnender Schuft«, schalt sie ihn, unternahm aber keine Anstalten, sich zu bedecken. »Du hättest mir wenigstens …« Sie vergaß, was sie sagen wollte, als sein Finger verrucht ihr nacktes Bein berührte.
*
Ramon nutzte die günstige Gelegenheit und zog sie am Hinterkopf wieder an seine Lippen. Ohne Eile beendete er die unterbrochene Liebkosung. Kaum ließ er Anja los, rutschte sie gerade so weit zur Seite, dass sie die Decke wieder hochraffen konnte, dann kuschelte sie sich postwendend an ihn.
Er lächelte mit geschlossenen Augen, schnappte sich eine weiche Locke und tupfte damit auf ihren Rücken. Seit vergangener Nacht stand für ihn außer Frage, dass er alles versuchen würde, um erneut mit ihr zu schlafen. Sie einmal besessen zu haben, genügte ihm bei Weitem nicht. Nicht nach dem, was sie miteinander geteilt hatten.
Er lag völlig entspannt da, döste vor sich hin und ließ die friedliche Stille ihres gemeinsamen Morgens auf sich wirken.
Plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher