Wo immer Du bist, Darling
sie schon vor ihm. Mit erstaunlich festem Griff packte sie seine Schultern und drückte ihn mit dem Rücken gegen die Wand.
»Du wirst deinen Hintern nicht aus diesem Bett bewegen, bis ich es dir erlaube. Hast du mich verstanden?«, schimpfte sie und legte sein Bein zurück auf die Matratze.
Ramon blickte erstaunt zu ihr auf. Dann stahl sich ein Grinsen in sein Gesicht. »Spätestens jetzt wird mir klar, warum du Krankenschwester geworden bist. In dir steckt ein kleiner Feldwebel.«
Die Hände in die Hüften gestemmt, blickte Anja streng auf ihn hinab. »Nur bei denen, die denken, sie können übers Wasser wandeln.«
Er gab sich geschlagen. Aufseufzend winkelte er das gesunde Bein an. »Wie lange wird es noch dauern, bis ich wieder auf eigenen Füßen stehen kann?«
»Mindestens zwei Wochen, vorher ist es einfach zu riskant.«
Er schnitt eine Grimasse. »Das heißt dann wohl, wir beide sitzen hier so lange fest.« Nicht, dass ihm das etwas ausgemacht hätte, merkte sein Innerstes automatisch an.
Anja nickte. »Wir bleiben, bis du wieder ohne größere Schmerzen laufen kannst.«
Ramon nickte und kam gar nicht auf die Idee, sie dazu überreden zu wollen, allein aufzubrechen. Das Thema war seit der Diskussion am Baum endgültig vom Tisch. Es hatte keinen Zweck, sich etwas vorzumachen. Er wollte Anja so lange bei sich behalten, wie es nur ging. Egoismus hin oder her. Wer auch immer auf sie wartete, musste sich noch etwas gedulden. Er hielt abrupt inne, weil ihm dieser Gedanke einen schmerzhaften Stich versetzte.
Selbst, wenn er realistisch in Betracht zog, dass Anja nach Deutschland zurückkehren würde, konnte er doch die Vorstellung nicht ertragen, dass vielleicht ein anderer Mann sie sein Eigen nannte. Obwohl er sich damit garantiert seine eigene Hölle schuf, musste er sie fragen. »Wie werden deine Leute zu Hause damit klarkommen, wenn wir so lange in der Wildnis bleiben?«
Anja fasste sich erschrocken an den Hals. »Mein Gott.« Mit starrem Blick ließ sie sich aufs Bett fallen. Ramons Bauchmuskeln zogen sich in düsterer Vorahnung zusammen. Es gab also jemanden, und er hatte sie gerade daran erinnert. Was war er doch bescheuert!
Sie drehte sich beunruhigt zu ihm. »Carolin. Daran hab ich noch gar nicht gedacht. Sie wird verrückt vor Sorge sein.« Beklommen rieb sie sich übers Gesicht. »Carolin ist meine beste Freundin. Wir teilen uns eine Wohnung, weil sie als Journalistin sowieso ständig unterwegs ist. Im Moment arbeitet sie an einer Reportage im Sudan …« Sie stutzte. »Moment mal. Vielleicht weiß sie ja noch gar nicht, was passiert ist. Das wäre auf jeden Fall das Beste.« Nachdenklich zog sie die Beine an und schlang die Arme um ihre Knie. »Dann gibt’s da noch Richard«, erzählte sie langsam weiter.
Ramon beugte sich alarmiert vor. Jetzt kommt’s, dachte er.
»Er ist der Stationsarzt meiner Abteilung im Krankenhaus«, fuhr Anja fort. »Wir haben uns vor knapp zwei Monaten getrennt, deshalb glaube ich eigentlich nicht, dass er davon erfährt – höchstens übers Krankenhaus, wenn ich nach den vier Wochen Urlaub nicht wieder auftauche.« Sie lächelte ihn schief an. »Er war der eigentliche Grund, warum ich diesen Urlaub überhaupt angetreten habe. Ich wollte ihm einige Zeit aus dem Weg gehen.«
Ramon lockerte unsäglich erleichtert seine verkrampften Muskeln. Es hätte schlimmer kommen können. Viel schlimmer! »Warum habt ihr euch getrennt?«
Anja zuckte mit den Schultern. »Wir haben nicht zusammengepasst. Er hat eine etwas andere Vorstellung von Treue als ich und na ja …« Sie zögerte. »Er hat mehr oder weniger gemeint, ich sei eine frigide Kuh.«
»Was?« Ramon schnellte verblüfft hoch.
Anja sah ihn etwas hilflos an. Es war schon seltsam, ausgerechnet ihm davon zu erzählen, wo er doch gerade derjenige war, der diese Sache aus erster Hand beurteilen konnte.
Ramon sah ihr gelassen in die Augen, dann lehnte er sich wieder zurück. »Der Mann ist ein kompletter Vollidiot. Wenn du ihn das nächste Mal siehst, kannst du ihm das von mir ausrichten.«
Anja brachte kein Wort heraus, als ihr die Bedeutung seiner Worte aufging. Sie hatte sich darüber keine konkreten Gedanken gemacht. Ihre Reaktion auf Ramon war natürlich und ungezwungen gewesen. Er war ein ganz anderer Mann als ihr Exverlobter, schon rein äußerlich, vor allem aber in seinem Wesen. Sie vertraute und liebte ihn, mehr, als es bei Richard je möglich gewesen wäre.
Sie spürte, wie sich die tiefen
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