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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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erläuterte sie mir noch weitere Projekte, deren Originalität und Tiefe sehr überraschend waren. Onkel Mycroft, der große Erfinder, war nicht mehr am Leben, aber er hatte Tuesday offensichtlich seinen Verstand vererbt. Wenn sie schon im zarten Alter von zwölf Jahren komplexe Wahrscheinlichkeitsrechnungen durchführen konnte, würden ihre Leistungen absolut phänomenal sein, wenn sie erwachsen war.
    Als Nächstes berichtete sie über ihre gegenwärtigen Studien, die eins der schwierigsten Probleme der Psychologie und Physik lösen sollten   – wie man Teenager dazu bringen könnte, dass sie den Arsch hochkriegen und etwas Sinnvolles tun. Aber es gab auch wesentlich einfachere Dinge, zum Beispiel das Tageslicht-Feuerwerk, das Dunkelheit versprüht. Außerdem stellte sie Untersuchungen darüber an, wie man elektromagnetische Felder als Regenschirme benutzen könnte. »Das wäre sehr praktisch«, sagte sie. »Man würde damit niemandem die Augen ausstechen und ausschütteln braucht man sie auch nicht.«
    Dann rannte sie davon, um ein Fotoalbum zu holen.
    »Jetzt weiß ich, was Präsident van de Poste von mir will«, sagte ich zu Landen. »Die Geheimpläne für den Anti-Gotteszorn-Schild   – das ist Tuesday, hab ich recht?«
    Er sah mich prüfend an. »Ich glaube, jetzt werden wir gleich wissen, ob du eine Goliath-Thursday bist«, sagte er. »Wenn ja, dann wirst du jetzt Kontakt mit deinen Auftraggebern aufnehmen, stimmt’s?«
    Diese Absicht hatte ich allerdings nicht.
    »Was glaubst du, wie lange sie brauchen werden, um das herauszufinden?«, fragte ich ihn.
    »Ich weiß nicht«, sagte Landen und schnitt die Möhren, die er gerade geputzt hatte, in einen Topf. »Aber eins weiß ich genau: Ich werde sie beschützen, solange ich lebe.«
    »Ich auch.«
    Landen lächelte. »Bist du sicher, dass du nicht doch Thursday bist?«
    »Ja, ich bin mir ganz sicher.«
    Tuesday kam mit dem Fotoalbum zurück, und wir blätterten es gemeinsam durch. Ich starrte auf die Bilder von Ferienreisen, an denen ich nicht teilgenommen hatte. Wer war diese Thursday?
    Sie sah nie ganz entspannt aus   – im Gegensatz zu den Kindern und Landen. Man sah, dass sie ihre Familie liebte, trotzdem schien sie ständig Ausschau nach irgendwelchen Gefahren zu halten. Es gab nur wenige Bilder, auf denen sie lächelte. Sie nahm das Lebensehr ernst, aber ihre Familie bot ihr einen festen Halt, und sie war so vernünftig, wie man nur sein konnte.
    Während wir die Bilder anschauten, nahm Tuesday meine Hand und hielt sie ohne nachzudenken ganz fest, und während wir vergnügt plauderten, wurde mir plötzlich klar, dass ich tatsächlich Thursday werden konnte, wenn sie nicht wieder auftauchte. Ich konnte Blue Fairy nehmen, und das alles würde mir gehören. Einen kurzen, flüchtigen Moment lang schien mir das eine gute, ja sogar ehrenwerte Idee, aber dann kehrte die Wirklichkeit umso härter zurück. Ich machte mir da etwas vor. Je länger ich Tuesday zuhörte, desto klarer wurde mir, wie sehr sie ihre Mutter brauchte. Nicht irgendeine, sondern ihre einzige, wahre Mutter. Ich wäre nie etwas anderes als ein Ersatz.
    »Landen«, sagte ich, als Tuesday gegangen war, um
Bonzo der Wunderhund 12
anzuschauen. »Landen, ich hätte nicht herkommen dürfen.«
    »Blödsinn.«
    »Nein, ehrlich. Es war ein Riesenfehler. Ich kann einfach nicht Thursday sein, auch wenn ich es noch so sehr möchte.«
    »Du unterschätzt dich. Ich bin jede Minute mehr überzeugt, dass du echt bist. Allein schon, wie du dich mit Tuesday unterhalten hast.«
    »Wirklich?«
    »Bei Thursday war es genauso. Sie war immer so stolz auf sie und voller Liebe   – ohne auch nur ein Wort zu verstehen.«
    »Land, ich bin nicht Thursday. Ich habe keine Ahnung, was vorgeht. Ich habe Adrian Dorset nicht erkannt, ich wusste nicht, dass du ein Bein verloren hast und und und   … ich kann Jenny nicht sehen. Ich sollte mich einfach in einem großen Schrank verstecken und warten, bis ich in die Fiktion zurückgeholt werde.«
    Er starrte mich einen Augenblick an.
    »Ich habe nie gesagt, dass sie Jenny heißt.«
    »Verdammt!«
    Er kam auf mich zu und nahm meine Hand. »Du hast sie gesehen?«
    Ich nickte.
    »Jenny hat gesagt, dass Thursday erwähnt hat, dass Lyell langweilig sei. Weißt du, was das bedeuten könnte?«
    »Thursday hat ihre Arbeit in der BuchWelt nie mit mir diskutiert. Sie hat so getan, als ob es ein Geheimnis wäre, und ich habe so getan, als ob ich davon nichts wüsste. Genau wie bei

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