Wo ist Thursday Next?
gründlich – einschließlich der markanten Unterschrift von Präsident Redmond van de Poste – und ich konnte an seinem Gesicht sehen, dass alles
sehr
in Ordnung war. Er gab Meakle das Blatt zurück, sah mich an und knurrte, die Sache sei noch längst nicht vorbei.
Ich wurde durch die Bahnhofshalle zu Meakles Staats-Bullet-Gondel geführt, die mit dem Siegel des Präsidenten geschmückt war, und wenige Minuten später raste ich erneut durch die englische Landschaft – diesmal in der Gegenrichtung.
»Vielen Dank«, sagte ich.
Mr Meakle schien etwas zerstreut, so als ob das nur eine von vielen Aufgaben wäre, die er heute erledigen musste. Ich hatte den Eindruck, dass er vom Zug aus arbeitete.
»War mir ein Vergnügen«, sagte er. »Wo kann ich Sie absetzen?«
Ich bat darum, nach Swindon gebracht zu werden, und er gab die entsprechenden Anweisungen durchs Telefon.
»Ich weiß, dass ich auch im Namen des Präsidenten spreche, wenn ich Ihnen sage, dass wir uns über Ihre Rückkehr sehr freuen«, sagte er. »Die NSA und SO-5 haben den Auftrag, Sie vor Goliath zu beschützen. Kann ich bald ein Gespräch mit dem Präsidenten einplanen? Wir sind sehr daran interessiert, die Geheimpläne möglichst bald entgegennehmen zu können, und hoffen, dass die Sicherheitsvorkehrungen Ihre Zustimmung finden.«
Ich sagte ihm, dass ich morgen ganz zu ihrer Verfügung stünde. Meakle nickte feierlich und wandte sich seiner Arbeit zu.
Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und ließ mir die Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen. Ich war gerade bis zu der Stelle gekommen, wo Spike mich vor den Stiltonistas gerettet hatte, als ich mich sehr merkwürdig fühlte. Ich hatte die eigenartigsten Gedanken, konnte mir aber nicht erklären, warum ich sie gedacht hatte. Die Welt schien irgendwie zu verschwimmen, und ich spürte, wie ich ohnmächtig wurde. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich dabei war, zu sterben. Ehe ich wusste, was vorging, hatte ich meine Augen geschlossen und eine allgemeine Dunkelheit überwältigte mich.
Ich hätte tatsächlich gestorben sein können, aber das war nicht der Fall. Ich schlief einfach nur tief und fest, bis Mr Meakle mich bei der Ankunft in Clary-Lamarr taktvoll weckte.
26.
Bei der Familie
Was man gesehen haben sollte #7: Die Lyrik-Insel. Obwohl dieser Teil der BuchWelt auf den ersten Blick wild und gewaltig wirkt, erweist er sich bald als eigenwillig, leidenschaftlich, schön und gedankenvoll, und jeder Aufenthalt, der über ein paar Stunden hinausgeht, führt zu einer außerordentlichen Steigerung der Sinneswahrnehmungen. Heitere Gedichte können dazu führen, dass man unkontrollierbar zu lachen beginnt, während melancholische Verse einen so traurig machen, dass man seinen eigenen Wert in zwanghafter Weise in Frage stellt. Bei den ersten Expeditionen auf die Lyrik-Insel haben sich die Forscher wochenlang bei Walter de la Mare und Longfellow akklimatisieren müssen, ehe sie es wagen konnten, zu den Romantikern vorzustoßen …
Bradshaws Führer zur BuchWelt,
12. Aufl.
»Wohin bist du denn so plötzlich verschwunden?«, fragte Landen, als ich leise an die Hintertür klopfte, damit er mich hineinließ. »Ich dachte schon, du wärst wieder abgängig.«
»Ich habe die Stiltonistas hinter Gitter gebracht und herausgefunden, wo die anderen Thursdays begraben sind, außerdem bin ich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhaftet und von der Goliath Corporation entführt worden. Gerettet hat mich der Generalstaatsanwalt.«
»Ist das alles?«
»Nö. Ich weiß jetzt, was Geistererscheinungen sind. Sie sind eigentlich Kindheitserinnerungen. Ach ja, und morgen will mich der Präsident sehen, um den Anti-Gotteszorn-Schild zu erörtern. Sie fragen jetzt schon nach den ›Geheimplänen‹.«
»Bist du sicher, dass du nicht doch Thursday bist?«
»Absolut. Hey, noch was: Der richtige Name von Jack Schitt ist Adrian Dorset. Ist das nicht irre?!«
»Nein, eigentlich nicht. Das wissen wir doch schon seit Jahren. Jack Schitt ist ein dämliches Pseudonym. Außerdem juristisch sehr angreifbar.«
»Kann schon sein, aber er hat den
Mord auf der Hareng Rouge
geschrieben, das Buch, nach dem ich dich gefragt habe.«
»Aha. Und weshalb genau ist das von Bedeutung?«
»Weiß ich auch nicht. Aber die RealWelt ist wirklich irre mit diesen ganzen Zufällen. Gut, dass wir nicht in der Fiktion sind, sonst würden sich die Leute beschweren, weil es so gar keinen Sinn macht.«
Ich
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