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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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ich, hätte aber doch gern gewusst,
wen
genau Thursday hier besucht hatte. »Könnten Sie mir noch mal sagen, in welchem Stockwerk das war?«
    »Im vierten«, sagte die Empfangsdame und griff nach dem Telefon.
    Wir bestiegen den reichlich mit Messing verzierten Aufzug, der von der gleichen Bauweise wie der Aufzug in der Großen Bibliothek war. Die beiden Gebäude waren einander sehr ähnlich, sogar die Farbe blätterte an den gleichen Stellen ab.
    »Was glauben Sie, wie lange die Männer in Karos brauchen werden, um uns auf die Spur zu kommen?«, fragte Sprockett, während der Fahrstuhl nach oben quietschte.
    »Keine Ahnung«, sagte ich und schob meine allerletzte Kugel in die Pistole, einen Disruptor, der auch
Cherry Fondue
genannt wurde, weil er immer der Letzte in der Schachtel und extrem eklig war. »Aber das Hotel Verhaegen wird ihnen nicht weiterhelfen. Sie haben uns doch als Mr und Mrs Dueffer registrieren lassen, nicht wahr?«
    »J-ja«, sagte Sprockett zögernd und seine Augenbraue klickte auf »Entschuldigend«.
    »Irgendwelche Probleme?«
    »Nun ja, Ma’am. Ich fürchte, in meiner Gedankenlosigkeit habe ich ins Gästebuch geschrieben: ›Die Auswahl an Öl und Schmiermitteln könnte verbessert werden.‹«
    »Da können wir nur hoffen, dass sie nicht allzu neugierig sind.«
    Ich steckte die Waffe wieder ins Schulterholster und Sprockett hielt mir die Aufzugtür auf. Wir traten ins vierte Stockwerk hinaus und gingen geräuschlos den Flur entlang. Lysander, Lyons, Lindsay, Lynch, Lynam, dann kamen die Lyells.
    »Charles Lyell, Botaniker«, las Sprockett an der ersten Tür. »Ist Botanik langweilig?«
    »Glaube ich nicht«, sagte ich. »Es gibt schließlich eine ganze Insel dafür.«
    An der nächsten Tür stand: Sir James Lyell, Politiker.
    »Langweilig, Ma’am?«
    »Das Leben eines Politikers ist niemals langweilig«, behauptete ich, und wir gingen weiter.
    »Sir Charles Lyell, Geologe«, las ich. »Ist Geologie langweiliger als Politik oder Botanik?«
    Sprocketts Zeiger sprang augenblicklich auf »Bingo«. »Ich glaube, Ma’am, Geologie und Langeweile haben beide sehr viel mit Bohren zu tun.«
    »Ach, Sie meinen
bohrende
Langeweile?«, sagte ich und ärgerte mich im Stillen, dass ich nicht selbst darauf gekommen war. Sir Charles Lyell war der Vater der modernen Geologie. Wenn Thursday ihn besucht hatte, dann musste sie einen sehr speziellen Rat gebraucht haben. In leichter Erregung klopfte ich an die Tür, und als ein schrilles »Herein« ertönte, traten wir ein.
    Der Raum war ein geräumiges holzgetäfeltes Arbeitszimmer mit hohen Bücherschränken und einem Nussbaumtisch in der Mitte. Es befand sich in einem Zustand absoluter Verwüstung: Überall waren Papiere und Bücher verstreut, und einer der Stühle war umgekippt. Die Bilder hingen schief an den Wänden, und ein Pflanzenkübel lag auf der Seite. Der Wandsafe, der normalerweise wohl hinter einem Bild versteckt war, stand offen und war komplett ausgeräumt worden.
    Mitten in diesem Chaos stand ein Mann mit starker persönlicher Ausstrahlung. Er hatte eine hohe Stirn, einen weißen Backenbart und relativ kleine Augen, die von heftigem innerem Leben erfüllt waren und ziemlich bestürzt schienen.
    »Thursday?«, sagte er. »Ich muss gestehen, dass ich nicht sehr entzückt bin.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Sie haben mir versichert, dass ich meinen Auftrag unter äußerster Geheimhaltung durchführen kann. Und jetzt sehen Sie sich mein Arbeitszimmer an: völlig verwüstet!«
    »Ja«, sagte ich und sah mich um. »Das tut mir furchtbar leid, Sir Charles. Ist das passiert, nachdem wir zurückkamen?«
    »Die Arbeit einer ganzen Nachlebenszeit ruiniert«, sagte er tief betrübt. »Ich bin sehr ungehalten. Gütiger Gott! Wer ist dieser mechanische Mensch mit der eigenartigen Augenbraue?«
    »Mein Butler, Sir Charles. Ich hoffe, Sie haben keine Einwände dagegen, dass er mich begleitet?«
    Er starrte Sprockett neugierig an. »Als ich noch am Leben war, habe ich den Fortschritt der Wissenschaften mit großem Eifer verfolgt   – ich muss allerdings zugeben, dass ich mit der Fiktion große Schwierigkeiten habe. Sie scheint oft keinerlei Logik zu haben.«
    »Manchen gefällt sie gerade deshalb.«
    »Da haben Sie vielleicht recht. Kann er aufräumen?«
    »Wir können beide aufräumen, Sir Charles.«
    Wir fingen an, die Bücher und Papiere aufzuheben und oberflächlich zu ordnen.
    »Das ist sehr bedauerlich«, sagte Sir Charles. »Nach all der Arbeit, die

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