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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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ins Gesicht und berührte die blassen Streifen.
    »Ich weiß auch nicht, wo ich die herhabe«, sagte er. »Aber es heißt, damit sehe ich aus wie jemand, der eine abenteuerliche Vergangenheit hat.«
    »Und? Haben Sie eine?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Man hat mir zwar diese Narben gegeben, aber keine Vorgeschichte, die dazu passt. Vielleicht wird es irgendwann später enthüllt. Es ist wirklich eine Ehre, Sie zu treffen. Mein Name ist Foden. Drake Foden.«
    Wir schüttelten uns die Hand. In Anbetracht meines Auftrags wollte ich nicht abstreiten, Thursday zu sein. Deshalb beschloss ich, ihn stattdessen mit ein bisschen Pseudo-Philosophie zu beeindrucken, die ich im Menschlichen Drama gehört habe.
    »Sie sind sehr liebenswürdig«, sagte ich. »Aber zwischen zwei Donnerstagen liegt immer noch eine Woche.«
    »Sehr tiefsinnig«, sagte er lächelnd. »Wohin fahren Sie?«
    »Den Fluss hinauf«, sagte ich, was kein großes Geheimnis war. »Und Sie?«
    »Noch über die Scharfen Romane hinaus«, sagte er. »In die Bösen Wälder.«
    »Suchen Sie die Quelle des Metaphoric?«
    »Gibt es eine?« Er lachte. Die meisten Leute waren sich längst darüber einig, dass der Fluss gar keine Quelle haben konnte, weil er in verschiedene Richtungen gleichzeitig floss. Statt an der Quelle zu entspringen und dann wie üblich brav bergab zu fließen, strömte er mal hierhin und mal dorthin, wie es ihm gerade gefiel. Es hieß, er habe sich mal jahrelang im Horror gestaut, während die Thriller eine große Trockenheit durchmachten; und als die Leute schon dachten, es wäre alles verloren, trat er über die Ufer und überflutete Comedy und das Menschliche Drama. Das war allerdings gar nicht so schlimm, wie man hätte denken können, dennder Metaphoric brachte alle rhetorischen Nährstoffe, ohne die gute Prosa nicht vorstellbar ist. Der Fluss war die Lebensader der Fiktion und nichts konnte ohne ihn existieren.
    Das Rätsel war eigentlich, wie der Fluss seine eigenen Vorräte auffüllte. Und hier kamen die Bösen Wälder ins Spiel. Es war schon seit langem bekannt, dass er auf der einen Seite als müdes und träges Altwasser hineinfloss und vierhundert Meilen weiter westlich als frisches sprudelndes Wildwasser voller neuer schöpferischer Ideen wieder herauskam. Welcher Mechanismus diese Verjüngung hervorrief, war Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Viele Abenteurer hatten ihr Leben verloren bei dem Versuch, es herauszufinden. Manche sagten, das Geheimnis würde von einer Verschollenen Nebenhandlung bewacht, die jeden verschlang, der ihr zu nahe kam. Andere sagten, es gebe einen »BestsellerBrunnen«, der einem das ewige Leben schenkte, wenn man davon trank. Den meisten genügte eine der beiden Erklärungen völlig.
    »Nein«, sagte der Abenteurer. »Auf der Suche nach den Quellen des Metaphoric sind schon bessere Männer verschollen als ich. Das kommt erst nächstes Jahr dran. Dieses Jahr bin ich noch in der Ausbildung: Ich werde versuchen, den legendären Euphemasaurus-Friedhof zu finden.«
    »Viel Glück!«, sagte ich, obwohl ich genau wusste, dass er binnen einer Woche nicht mehr am Leben sein würde. Der Euphemasaurus war ein furchterregendes Vieh und mochte es gar nicht, wenn man ihm nachspürte. Es wäre wahrscheinlich vernünftiger, einfacher und produktiver, sich gleich ein eigenes Kühlfach im Leichenschauhaus zu suchen.
    »Wer war denn das?«, fragte ich, als ein Mann mit großer Sonnenbrille vorbeikam und, gefolgt von einem Gepäckträger mit mehreren Koffern, eilig unter Deck verschwand.
    »Das ist der obligatorische RP-K12: der Rätselhafte Passagier aus Kabine Zwölf. Alle tropischen Fahrten flussaufwärts müssen einen vorgeschriebenen Anteil eigenartiger Typen mitnehmen. Das ist tarifvertraglich geregelt.«
    »Deswegen auch die drei Ausländer?«
    »Genau. Sie werden sehen, dass wir am Ende auch einen gewalttätigen gemischtrassigen Koch, der nur kreolisch spricht, einen Falschspieler und einen Mann von der Compagnie mit an Bord haben.«
    »Welche Compagnie?«
    »Irgendeine Compagnie. Sie muss bloß irgendwelche Handelsinteressen oben am Fluss haben.«
    »Sie müssen diese Reise schon oft gemacht haben.«
    »Nö, das ist das erste Mal. Ich hab erst heute Morgen meinen Abschluss in St Tabularasa gemacht.«
    »Sind Sie nervös?«
    Der Abenteurer lächelte zuversichtlich. »Innerlich renne ich zitternd, schreiend und händeringend umher.«
    Ich entschuldigte mich, denn in diesem Augenblick kamen Red Herring, Oberst Barksdale

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