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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Aufl.
     
    Der örtliche Vertreter des GattungsRats saß im Schaukelstuhl auf der Veranda seines Büros, einer ziemlich abgewrackten, viel zu oft gelesenen Bruchbude. Er hatte das Äußere eines aristokratischen UK- 6-Beamten , was bedeutete, dass er einen schmalen Oberlippenbart hatte und so redete, als käme er von der Royal Academy of the Dramatic Arts. Ich bat Sprockett, auf der Straße auf mich zu warten, was er ohne weiteres akzeptierte.
    Der Beamte dachte gar nicht daran, sich von seinem Stuhl zu erheben, sondern musterte mich von oben bis unten und sagte: »Na, altes Mädchen, von Geist, Körper & Seele sind Sie aber ziemlich weit weg.«
    Also, es kann ja sein, dass ich ein bisschen nach New Age ausgesehen habe, aber das war nun wirklich daneben. Innerlich gestärktdurch meine erfolgreiche Aktion auf dem Neue-Weltordnungs-Platz beschloss ich, das Gleiche noch mal zu versuchen.
    »Mein Name ist Thursday Next«, sagte ich und wedelte mit meinem Stern.
    Die Reaktion war erstaunlich. Der Mann verschluckte sich an seinem Nachmittagstee und sprang wie elektrisiert auf. Beinahe hätte er einen großen, sehr haarigen Bigfoot geweckt, der neben ihm in einem Korbsessel döste.
    »Good gracious!«,
rief der Beamte. »Bitte entschuldigen Sie! Mein Name ist Bilderberg. Roswell Bilderberg. Mein Büro steht ganz zu Ihrer Verfügung. Hey!«
    Er gab dem Bigfoot einen Tritt. Der riesige Fellmensch öffnete ein Auge und starrte ihn an.
    »Thursday Next!«, zischte Roswell und nickte in meine Richtung.
    Der Bigfoot öffnete beide Augen und sprang jetzt ebenfalls auf die Füße. »Ich war an dem bewussten Abend nicht mal in der Nähe vom Orientexpress«, sagte er hastig, »und selbst wenn   – ich hatte überhaupt nichts gegen Mr Casetti   – stimmt’s, Roswell?«
    »Zieh mich bloß nicht in deine finsteren Machenschaften hinein«, zischte Roswell aus dem Mundwinkel, während mich der Rest seines Gesichts immer noch anzulächeln versuchte. »Und was können wir für Sie tun, Miss Next? Ist es geschäftlich oder geht’s ums Vergnügen?«
    »Mein Besuch ist rein dienstlich«, sagte ich kühl. Der Bigfoot schnappte sich seine Schneeschuhe und stapfte schuldbewusst quietschend davon.
    »Um was für eine Angelegenheit geht’s denn?«, fragte Roswell misstrauisch. »Wir haben gehört, der GattungsRat will uns in die Jugendbücher verbannen. Das gehört zu diesem Geheimplan, nach dem alle Gattungen an den Rand gedrängt werden sollen, die sich nicht an die offizielle Linie halten. Und wer sich nicht wegschicken lässt, soll nachts im Schlaf von Killern der Regierung umgebracht werden, die einem Gift ins Ohr träufeln   – falls so etwas überhaupt funktioniert.«
    Soviel ich wusste, gab es keine solchen Pläne. Aber man konnte wohl nicht lange im Schattenreich der Verschwörung leben, ohne sich allen möglichen Quatsch einzubilden. Nicht dass die Verschwörungsleute sich
immer
geirrt hätten. In den wenigen Fällen, wo ihre Vermutungen zutrafen, wurden die Betreffenden dann auch immer ganz schnell in die Non-Fiktion versetzt   – was für die Zurückgebliebenen erst recht ein Dilemma erzeugte. Wenn man in der Fiktion war, hatte man eine größere Leserschaft, und wenn man nicht mehr wild spekulieren durfte, weil man in der Non-Fiktion war, dann konnte das schwere Entzugserscheinungen und Depressionen auslösen.
    »Ich arbeite für den JurisfiktionUnfalldienst.«
    »Ah!«, sagte er. Er hatte plötzlich begriffen, weshalb ich da war. »Es geht um den Lola-Zwischenfall. Ich glaube, Mr Herring ist schon oben. Darf ich bei der Gelegenheit darauf hinweisen, dass wir die Arbeit von Jurisfiktion und ihren Mitgliedern in jeder Form unterstützen?«
    Was hätte er auch sonst sagen sollen? Niemand wollte sich ernsthaft mit Jurisfiktion oder dem GattungsRat anlegen. Außerdem waren wir hier in der Fiktion, da hatte jeder eine Leiche im Keller.
    »Das Ding ist vor neun Stunden runtergekommen«, sagte er, während wir an zwei gefälschten Mondlandungen und drei Entführungen in UFOs vorbei einen grasbewachsenen Hügel hinaufgingen. »Erst ist es auf eine Broschüre gefallen, in der beschrieben wird, wie die Goliath Corporation im New Forest Diatrymas züchtet, damit sich niemand mehr in den Wald traut, dann landete es in einem Buch, in dem die zweifelhaften Umstände von Lola Vavooms plötzlichem Ableben dargestellt werden.«
    Während Sprockett uns mit diskretem Abstand folgte, nahmen wir eine Abkürzung durch ein großes Feld voller

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