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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Band, der daraufhin mit Band drei kollidierte und so fort. Von den sechsundzwanzigtausend Figuren überlebten nur fünf das Desaster. Seither waren die Verb-Kontrollen erheblich verschärft worden. Sowohl die Qualität als auch die Platzierung wurde vor jedem Flug streng kontrolliert und Notfallmaßnahmen wurden regelmäßig geübt. Einen ähnlichen Unfall hatte es seither nicht mehr gegeben.
    »Es scheint sich um ein möbliertes Zimmer zu handeln«, murmelte Sprockett, während er in den großen Schrotthaufen spähte, »etwa zehn Pfund die Woche, natürlich zur Untermiete.«
    »Natürlich.«
    »Suchen wir nach etwas Bestimmtem?«
    »Ja, nach der ISBN«, sagte ich. »Der International Standard Book Number. Wir müssen feststellen, um welches Buch es sich handelt und woher es gekommen ist, ehe wir herauszukriegen versuchen, was schiefgegangen ist. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Sie sehen ja: Die Wrackteile sind völlig verbogen und oft weit zerstreut. Und es sind sehr viele Bücher in Umlauf.«
    Wir betraten das kombinierte Wohnschlafzimmer, das auf dem Kopf gelandet war und dessen Inhalt wild durcheinander lag. Die Beschreibung der Einzelheiten war erstklassig. Entweder war das Buch sehr beliebt und durch das Leser-Feedback stark mit Lokalkolorit angereichert oder es stammte sogar noch aus der Zeit vor Einführung des Feedbacks, als die Autoren die Beschreibung noch selbst übernahmen. Das Zimmer war schon länger nicht mehr tapeziert worden, der Teppich war abgewetzt und die Möbel hatten auch schon bessere Tage gesehen. Es erscheint vielleicht trivial, aber das waren genau die Hinweise, die uns helfen konnten, das Buch zu ermitteln, aus dem die Trümmer stammten.
    »Irgendeine Schnulze?«, sagte ich.
    »Wenn, dann aus dem Menschlichem Drama«, sagte Sprockett und hob ein zerrissenes Plattencover von
Abbey Road
auf. Nicht vor 1969 jedenfalls.«
    Wir suchten noch eine halbe Stunde lang in den Trümmern herum, fanden aber nicht die Spur einer ISBN.
    »Es gibt Tausende solcher Bücher«, sagte Sprockett.
    »Wenn nicht Millionen.«
    Da es im Inneren des Wracks nichts mehr zu sehen gab, holte ich eine der neuen Landkarten der BuchWelt heraus, breitete sie auf dem Kofferraum von Lolas Sportwagen aus und markierte die Stelle, wo sich die Trümmer befanden. Dann rief ich bei Pickford Removals an und innerhalb von zwanzig Minuten hatten sie das Trümmerteil auf einen Tieflader gehoben, um es in die Doppelgarage hinter unserem Haus zu befördern. Das geschah in erster Linie, um den Lesebetrieb in den Büchern, wo irgendwelche Trümmer gelandet waren, nicht zu behindern. Nicht dass eine Tonne beschädigter Prosa ein großes Problem dargestellt hätte. Das gesamte Ensemble von
A Tale of Two Cities
ignoriert zum Beispiel seit über achtzig Jahren souverän einen entlaufenen rosa Gorilla, und soviel wir wissen, hat ihn bisher auch kein einziger Leser jemals bemerkt.
    »Tut mir leid, dass wir Sie stören mussten«, sagte ich zu Lola, die ihre Zigarette inzwischen ausgedrückt und sich in ihren Wagengesetzt hatte. Sie trat wortlos aufs Gaspedal, ihr Delahaye schoss quer über das Parkdeck, durchbrach das hölzerne Geländer und stürzte zehn Stockwerke tiefer mit einem schrecklichen Krachen auf die Maisey-Doates-Sandwich-Bar.
    »Kommen Sie, Sprockett«, sagte ich. »Wir haben zu arbeiten.«
     
    Das Trümmerfeld erstreckte sich über insgesamt vier Gattungen, und die nächsten drei Stunden verbrachten wir damit, empörten Anwohnern zuzuhören, die darüber jammerten, dass herabfallende Buchtrümmer ihren »gesamten Eingangsbereich« ruiniert hätten, was in einem Fall auch tatsächlich stimmte. Es gab eine ganze Menge Trümmer, aber nichts davon war so groß wie das möblierte Zimmer. Eine gelb gestrichene Hinterachse, die Überreste von mindestens neun Tigern, ein paar Spielkarten, etliche Bahnen Seidenstoff, ein Hutständer, Teile einer Eisenbahnbrücke aus Stahlträgern, neun Äpfel, Teile einer Makrone und eine größere Menge Schieferplatten. Es gab aber auch eine Menge Schrott, der nicht mehr zu erkennen war: aufgeplatzte, zerfetzte Sätze, die überhaupt keinen Sinn mehr ergaben.
    Menschliche Überreste fanden wir praktisch keine, nur einen einzelnen Daumen, aber auch der bestand möglicherweise nur aus Graphemen, die erst beim Absturz neu zusammengefügt worden waren.
    »Grapheme?«, fragte Sprokett, als ich den Ausdruck benutzte.
    »In der BuchWelt sind alle Dinge und Lebensformen aus ihnen zusammengesetzt«,

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