Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
Vom Netzwerk:
eins der Hauptprobleme, das die politische Elite seit dem Remake beschäftigt hatte. Das Problem bestand darin, dass kein veröffentlichtes Buch die Erzeugnisse der Selbstverlage in seiner Nachbarschaft haben wollte. Sie erklärten, der Zuzug von Vanity-Produkten würde unweigerlich die Qualität der Prosa vermindern. Die Liberalen im GattungsRat hatten ein Cross-Genre-Experiment erzwungen und
The Man Who Died a Lot
direkt in die Mitte des Werks von Ian McEwan verpflanzt. Die gebildete Umgebung würde den Selbstverlags-Roman gewiss besser machen, glaubten sie. Es war ein Desaster. Keine der Figuren von McEwan war bereit, mit den Immigranten zu reden. Sie behaupteten vielmehr, einige der besten Beschreibungen seien gestohlen worden. Nicht nur die McEwans, sondern auch die benachbarten Rushdies und die Werke von Amis traten in Streik und erklärten, sie würden ihre intellektuelle Qualität so lange auf schockierende 7,2   Punkte auf dem nach oben offenen Literarischen Index absenken, bis
The Man Who Died a Lot
aus ihrem Umfeld entfernt würde. Das umstrittene Buch war schon vor dem Nachmittagstee wieder verschwunden, und seither hat niemand mehr so etwas versucht. Der Beitrag der Selbstverlage zur Fiktion bestand vor allem in billigen Arbeitskräften und einem gelegentlichen Sensationserfolg, der dann mit einem apologetischen »Herrje, wie konnte das passieren?« in die Fiktion integriert wurde.
    Wir setzten unseren Weg fort und kamen an etwas vorbei, das in den Quantocks ausgegraben worden sein musste.
    »Untersuchen Sie viele Verkehrsunfälle?«, fragte Sprockett.
    »Das letzte Mal musste ich mich um eine Buchklubausgabe von
Drei Mann in einem Boot
kümmern, die irgendwie leckgeschlagen war und vierzigtausend Gallonen Themsewasser verloren hatte, als sie das Gebiet des Crime Noir überquerte. Den Regenschauer konnten sie da gut gebrauchen, aber JVUD wollte doch wissen, wie es zu dem Unfall gekommen war. Meine Theorie war, dass sich ein Überdruckventil an der Comedy-Induktionsschleife geöffnet hatte, was möglicherweise auf eine abgenutzte oder schiefe Metapher bei den Spaß-Injektoren zurückzuführen war. Ich schrieb einen ausführlichen Bericht an Mr Herring, der mir zu meiner Gründlichkeit gratulierte, zugleich aber taktvoll erwähnte, dass Comedy-Induktionsschleifen erst im April 1956 eingeführt worden sind   – lange nachdem das Buch gebaut worden war.«
    »Oh«, sagte Sprockett, der wahrscheinlich ein etwas positiveres Ende der Geschichte erwartet hatte. »Was war denn tatsächlich passiert?«
    Ich seufzte. »Es hatte einfach jemand den Stöpsel aus der Themse gezogen, und sie war ausgelaufen.«
    Schweigend gingen wir weiter.
    »Ma’am«, sagte er nach einer Weile, »wenn Sie meine Unverschämtheit entschuldigen wollen, würde ich gern noch erwähnen, dass ich eine schreckliche Phobie gegen Honig habe. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gerät er irgendwie immer in mein Gehäuse und lässt sich nur sehr schwer wieder entfernen. Mein letzter Dienstherr bestand darauf, Honig zum Frühstück zu essen, und ein paar Tröpfchen sind in meine Hirnzahnräder geraten. Erst nach einer Dampfreinigung wurde ich die Vorstellung wieder los, ich sei der Radscha von Sarawak.«
    »Kein Honig, versprochen.«
    Nachdem wir uns also dergestalt gründlich vorgestellt hatten, plauderten wir über die seit langem angekündigte, aber immer wieder verschobene Einführung des stark verbesserten Duplex- 6-Roboters . Danach ging es um die Frage, warum Kniegelenke aus Phosphor-Bronze besser waren als solche aus Chromstahl, und so erreichte ich über alle Zahnradfragen gut informiert das Regionalbüro der Verschwörung.

6.
Das möblierte Zimmer
    Das ISB N-Sicherungssystem erreichte sehr wenig. Die Diebstähle verlagerten sich einfach auf die Plünderung älterer Bücher. Der Vergriffenen-Verein war empört; nachdem sie sich jahrelang auf ein langes und glückliches Rentenalter gefreut hatten, mussten seine Mitglieder oft feststellen, dass ihnen ihr Lieblingslehnstuhl unter dem Hintern weg geklaut wurde, wenn sie mal eingedöst waren. Ganze Bücher wurden sämtlicher Substantive beraubt, und in einigen besonders üblen Fällen wurden ganze Kapitel voller fein gearbeiteter Ironie aus den Büchern gerissen und eingeschmolzen, um die nackten Metaphern zu extrahieren. Auf diese Weise wurden viele vormals schöne Bücher zu bloßen Erzähl-Gerippen, die nur noch Schrottwert besaßen   …
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt,
7.  

Weitere Kostenlose Bücher