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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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kariert und konnte entweder auf konventionelle Weise auf seinen vier Rädern fahren oder mit Hilfe seiner modernen Technobabble™   – Vektoren-Triebwerke, die für eine dauerhafte Gravitationsumkehr ausgelegt waren   – fliegen. Das hatte die Sciencefiction-Bruderschaft durchgesetzt, die seit Jahrzehnten herumjaulte, weil sie unbedingt Hover-Cars und Jet-Packs haben wollte. Ignorieren konnte man diese Forderungen nicht, weil man fürchten musste, dass die Bruderschaft sonst irgendwas ganz Blödes machen würde. Es bestand zum Beispiel immer die Gefahr, dass sie jemandem erlaubten, einen Film unter dem Titel des Buches
Ich, der Roboter
zu drehen.
    Die Fahrerin war eine ältere Frau mit weißen Haaren. Sie fing sofort an, über drei Triffids zu schimpfen, die ihr kein Trinkgeld gegeben, stattdessen aber die Fußmatten mit Erde vollgeschmiert hätten. Sie seien offensichtlich betrunken gewesen, aber sie wolle gar nicht wissen, wie viel Pflanzenschutzmittel sie intus gehabt hätten.
    »In die Lyrik wollen Sie? Kein Problem, junge Frau. Wollen Sie lieber die obere oder die untere Route?«
    Was sie meinte, war, ob wir uns am Himmel zwischen den planetoidengroßen Büchern oder am Boden auf engen Straßen durchschlängeln sollten. Wenn man den oberen Weg wählte, musste man entweder im Windschatten eines besonders großen Buches dahinsegeln oder sich gleich an ein Objekt anhängen, das ungefähr die gleiche Richtung wie man selbst hatte, und bei Gelegenheit umsteigen. Wenn alles glattging, war es viel schneller, aber es war auch riskanter und manchmal musste man lange warten.
    »Die untere Route«, sagte ich, denn zwischen Prosa und Lyrik gab es nicht viel Verkehr, und manchmal musste man stundenlang kreisen, ehe ein Buch vorbeikam, das den gleichen Weg hatte.
    »Wird gemacht«, sagte sie und klappte das »Besetzt«-Zeichen hoch. »Barzahlung, Konto, Hühner, Ziegen, Muscheln, Salz oder Tausch?«
    »Tausch. Ich gebe Ihnen zwei Stunden Arbeitszeit meines Butlers.«
    »Kann er Cocktails mixen?«
    »Er macht einen guten Tahiti Tingle   – mit Schirmchen.«
    »Einverstanden.«
    Wir brausten auf dem Dickens Expressway durch das Menschliche Drama, benutzten eine Abkürzung über die Shrive Plaza, um den Stau am Brontë-Austen-Kreuz zu vermeiden, und fuhren dann zurück auf die Autobahn, um in den Carnegie-Tunnel zu kommen, der zum unterirdischen Netzwerk gehört, das die verschiedenen Inseln und Kontinente der BuchWelt verbindet.
    »Wie gefällt Ihnen die neue BuchWelt?«, fragte ich, um ein bisschen Konversation zu machen.
    »Zu viele Affenbrotbäume und nicht genug Düfte«, sagte sie. »Aber sonst sehr angenehm.«
    Sie erzählte mir, dass sie einmal Baghira persönlich auf dem Rücksitz befördert hatte. Nach ein paar Minuten fuhren wir auchschon aus dem Tunnel heraus und blinzelten in das helle Sonnenlicht der Lyrik-Inseln. Die Grenzposten winkten uns einfach durch; sie waren viel zu sehr mit einem Kontingent frisch gelieferter fünffüßiger Jamben und den dazugehörigen Papieren beschäftigt, um sich lange um uns zu kümmern.
    Langsam rollten wir die Keats Avenue bis zum Tennyson Boulevard hinunter. Ich bat sie, vor Locksley Hall anzuhalten und um die Ecke auf mich zu warten.
    Ich stieg aus, wartete, bis sie um die Ecke gebogen war, und ging dann an den
Lotus-Essern
und dem
Angriff der Leichten Brigade
vorbei zu einem kleinen brombeerüberwucherten Gartentor und von dort aus direkt in einen herrlichen englischen Sommertag. Ich wanderte den Fluss entlang, an Gersten- und Roggenfeldern vorbei, die an die Heide grenzten und bis zum Himmel hinaufreichten. Durch blühende Wiesen führte eine Straße zum vieltürmigen Camelot. Das Tal krümmte sich, und vor mir lag eine Insel im Fluss. Die Espenblätter rauschten im Wind, und ein milder Schauer lief mir den Rücken hinunter; ich durfte mich in dieser Gegend nicht sehen lassen und konnte in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn ich entdeckt wurde. Ich holte tief Luft, überquerte den schmalen Steg und stand vor einem grauen Gebäude mit Türmen an allen Ecken. Ohne anzuklopfen, trat ich ein und stieg die Stufen hinauf ins Turmzimmer.
    »Willkommen!«, sagte die Lady von Shalott und hob den Blick von der Tapisserie, mit der sie beschäftigt war. »Ich hatte gar nicht erwartet, Euch schon so bald wiederzusehen.«
    Sie schien von unbestimmtem Alter und war vermutlich recht unscheinbar oder vielleicht sogar hässlich gewesen, ehe die literarische Fantasie und die Leser begonnen

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