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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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erklärte ich. »Sowohl Buchstaben als auch Zeichen. Grapheme sind sozusagen die Grundbausteine der Textwelt.«
    »Und warum ist der Daumen dann möglicherweise kein Daumen?«
    »Weil Dinge, wenn sie bis unter die Ebene des ›Wortes‹ zerlegt worden sind, völlig neu zusammengesetzt werden können. Ein Graphem kann von überall herkommen. Ein »S« kann sowohl aus einem Schwert, einer Wurst, einem Schiff, einem Seemann oder der Sonne kommen. Unter hohem Druck und Hitze können Wörtersich in ihre Grapheme auflösen, die dann zu etwas völlig Neuem zusammenschmelzen. Bei der Jurisfiktion-Grundausbildung habe ich zum Beispiel gelernt, dass man aus einem ›Schifferklavier‹ gleich ›elf Vikarfischer‹ oder einen ›Viereckriffhals‹ und umgedreht machen kann, wenn man es genügend erhitzt und einen großen Schmiedehammer benutzt.«
    »Ah«, sagte Sprockett. »Verstehe.«
    »Aus diesem Grund kann man aus Fundstücken, die kürzer als fünf, sechs Wörter sind, bei der Untersuchung von Buchunfällen keine gesicherten Schlüsse ziehen, denn diese Fundstücke können früher etwas ganz anderes gewesen sein.«
    Eigenartigerweise war es äußerst schwierig, Graffusion und Graffission, die in der Textsee dauernd und auf dem natürlichsten Wege erfolgten, in der BuchWelt auf künstlichem Weg darzustellen, obwohl das im AußenLand gar kein Problem war. Das Ergebnis war, dass man die Opfer extremer Traumatisierung in der BuchWelt eher selten traf. Kleinere Anhäufungen von Graphemen wurden von ihrer Umwelt rasch absorbiert.
    Nachdem wir alle Fundstücke verzeichnet und mit Hilfe von Pickford’s in meine Doppelgarage geschickt hatten, rief ich Mrs Malaprop an, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Im Großen und Ganzen schien das der Fall zu sein. Pickwick hatte immer noch den Verdacht, dass Kobolde in der Nachbarschaft sein könnten, und Carmine verbrachte ihre Zeit damit, mit den verschiedenen Mitgliedern des Ensembles zu üben. Whitby Jett hatte angerufen und mitgeteilt, dass er jetzt, wo Carmine da war, keine Ausreden mehr akzeptieren würde. Er würde heute Abend mit mir auf einen Drink in die Bar Humbug gehen und damit basta.
    Ich kannte ihn jetzt seit fast zwei Jahren und hatte praktisch alle Ausreden aufgebraucht, um nicht mit ihm ausgehen zu müssen. Ich seufzte. Es blieb mir jetzt eigentlich nur noch eine. Vielleicht die einzig überzeugende, die ich je gehabt hatte. Ich sagte Mrs Malaprop, dass ich in einer halben Stunde zu Hause wäre.
    Dann wandte ich mich an Sprockett. »Darf ich Sie für einen Augenblick abschalten?«
    »Madam, das ist ein sehr ungehöriger Vorschlag.«
    »Ich muss etwas Illegales tun, und da Sie nicht in der Lage sind zu lügen, bleibt mir nichts anderes übrig. Ich möchte nicht, dass Sie in die Verlegenheit kommen, sich zwischen ihrer Loyalität als Butler und Ihrer Wahrheitsliebe entscheiden zu müssen.«
    »Das ist sehr rücksichtsvoll, Ma’am. Widerstreitende Loyalitäten schaden meinen Zahnrädern. Soll ich mich sofort abstellen?«
    »Noch nicht.«
    An der Ecke Heller und Vonnegut hielt ich ein Taxi an. Die Fahrerin hatte was gegen Zahnradmenschen   – »dieses infernalische Ticken«   –, und weil Sprockett rein technisch und juristisch gesehen nicht viel mehr als ein großer Reisewecker war, musste ich ihn in den Kofferraum packen.
    »Es ist mir egal, wenn ich wie ein Gepäckstück behandelt werde«, erklärte er höflich. »Im Grunde genommen ist es mir sogar lieber. Versprechen Sie, dass Sie mich wieder aufziehen?«
    »Versprochen.«
    Nachdem er es sich im Kofferraum gemütlich gemacht hatte, indem er sich an das Reserverad lehnte, klappte ich sein Gehäuse auf und drückte auf den Not-Abschaltknopf. Seine Spiralfeder entspannte sich schnurrend, und Sprocketts Gliedmaßen wurden schlaff.
    Ich schloss den Kofferraum, stieg in den Wagen und zog die Tür zu.
    »Wo soll’s denn hingehen?«, fragte die Fahrerin.
    »Zur Lyrik.«

7.
Die Lady von Shalott
    Bei uns in der BuchWelt haben die Protagonisten und Antagonisten, die Türhüter, Gestaltwandler, Helden und Schurken, Kleindarsteller, Gauner, Komödianten und Kobolde eigentlich alle nur ein Ziel, das sie alle verbindet: Sie wollen aufklären und unterhalten. Soweit wir wussten, existierte solche luxuriöse Eintracht in der unberechenbaren Welt der Leser nicht. Das AußenLand trug seinen Namen in mehr als einer Hinsicht zu Recht   …
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt
     
    Wie alle anderen auch war das Taxi gelb-schwarz

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